Telekombranche lockt Fußballfans

Telefónica zahlt 600 Mill. Euro für "La Liga" - BT Sport hat 5 Millionen Kunden - Bundesligavergabe naht

Telekombranche lockt Fußballfans

Im Kampf mit der Kabelkonkurrenz sind Europas Telekomkonzerne bemüht, ihr TV-Angebot aufzubessern, um gleichwertige Bündelangebote aus Telefonie, Internet und TV zu schnüren. Als “Prime Content” gelten exklusive Fußballübertragungen. Telefónica und BT Group sind am Ball, die Deutsche Telekom ist noch unentschlossen.Von Heidi Rohde, FrankfurtEuropas Telekomkonzerne setzen im Kampf um ihre Position im Breitbandmarkt (Festnetz und Mobilfunk) verstärkt auf sogenannten “Prime Content”. Dazu zählt in erster Linie Fußball als Teil des eigenen TV-Angebots, das mittlerweile fast überall als “Triple Play” (Telefonie, Internet, TV) verfügbar ist. Telefónica hat sich just für 600 Mill. Euro die exklusiven Übertragungsrechte für die Spiele der spanischen Ersten Fußballliga (La Liga) in der Saison 2015/16 gesichert. Der Deal umfasst auch die Übertragung des nationalen Cup-Wettbewerbs Copa del Rey. Im Februar hatte das Unternehmen bereits in einer separaten Transaktion die Rechte an den Spielen des FC Barcelona erworben und damit den langjährigen Partner, die katalanische Mediapro, die mit zahlreichen spanischen Clubs Übereinkünfte hatte, ausgestochen.Vor Jahresfrist erregte der spanische Telekomkonzern, dessen Geschäft im Heimatmarkt jahrelang unter der Wirtschaftskrise, aber auch zunehmend unter der Konkurrenz regionaler Kabelnetzbetreiber wie Ono oder “R” gelitten hatte, Aufsehen, als er für 725 Mill. Euro alle ausstehenden Anteile an der spanischen Canal Plus übernahm. Mit dem Erwerb des marktführenden spanischen Pay-TV-Anbieters gelang Telefónica ein Coup, der die Konkurrenz auf die Plätze verwies. Allerdings erhielt der Konzern von den Kartellbehörden nur unter der Maßgabe grünes Licht für die Transaktion, dass die Hälfte des “Prime Content” weitervermarktet und somit Drittanbietern zugänglich gemacht werden muss. Die Zweitverwertung ihres Contents ist für Telefónica indes auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten interessant. Die Spanier haben sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der TV-Kunden bei Movistar dieses Jahr auf 4 Millionen zu verdoppeln. Ohne Content-StrategieDie Deutsche Telekom, die Ende des vergangenen Jahres 2,5 Millionen Abonnenten für ihr TV-Produkt “Entertain” zählte, hat sich bisher noch nicht zu einer “Content”-Strategie bekannt. Dem Unternehmen fehlt seit Jahren ein wesentliches Zugpferd für ihr TV-Angebot: Bei der Neuversteigerung der Bundesligarechte 2012 unterlag sie im Bieterstreit dem Pay-TV-Anbieter Sky und musste daraufhin ihr Produkt Liga Total einstellen. Die nächste Vergabe der Bundesligarechte steht im ersten Quartal 2016 an.Ob die Telekom wieder in den Ring steigt, ist offen. Bei ihren IPTV-Kunden hat sie 2014 ein Wachstum von 12 % gezeigt. Allerdings treibt der Konzern derzeit hierzulande einen milliardenschweren Netzausbau voran, der die Distribution von hochbitratigen Anwendungen unterstützen soll. Dafür könnte der Konzern “Blockbuster” wie Fußball möglicherweise gut gebrauchen, um mehr höherwertige Verträge abzuschließen und die Investitionen zu refinanzieren. Bisher positioniert sich die Telekom mit der “Steckerleiste” jedoch nicht als Content-Anbieter, sondern setzt auf Skalierung im Vertrieb ausgewählter Fremdprodukte wie Spotify oder AirBnb, mit denen sie Partnerschaften pflegt. Im Rahmen dieser Strategie könnte sie sich auch als Lizenznehmer Fußballübertragungen sichern. Dies würde ihre Wertschöpfungschancen aber verringern.Hart am Ball ist dagegen BT Group, die sich 2013 erstmals die Exklusivrechte für die Übertragung von 38 Spielen der Premier-League-Saison 2014/15 für 246 Mill. Pfund sicherte. In der neuen Saison bis 2018 hat BT die Rechte für 42 Spiele für 320 Mill. Pfund erworben. Zudem besitzt BT, deren Ausblick von S&P gestern von “stabil” auf “positiv” angehoben wurde, Rechte für die Champignons League und die Europa-Liga, die BT 299 Mill. kosteten.Mit dem Fußball gelang es, das Produkt BT Sport so attraktiv zu machen, dass der Konzern seinen Anteil bei der Neukundengewinnung im britischen Breitbandmarkt von 50 auf 75 % steigern und die Kundenbindung merklich erhöhen konnte. BT hat überdies die Wertschöpfungskette erweitert, indem eine eigene Produktion mit drei Sportkanälen aufgebaut wurde, so dass auch hier der Verkauf an Dritte eine zusätzliche Erlösquelle darstellt. Mittlerweile hat BT Sport mehr als 5,2 Millionen Kunden, darunter 2,4 Millionen eigene sowie die restlichen über andere Provider, die das Produkt gegen Gebühr einspeisen können.Vorläufig aufgegeben hat Orange, die den Bezahlsender Orange Sport 2012 eingestellt hat, nachdem Übertragungsrechte für die erste und zweite französische Liga ausgelaufen waren. Die Profifußball-Liga LFP hat die Fernsehübertragungsrechte für Spiele der ersten und zweiten Liga von 2016 bis 2020 im vergangenen Jahr an die Pay-TV-Sender Canal + und BeIn Sports (aus Katar) vergeben. Canal + sicherte sich die Rechte für die attraktivsten Spiele und zahlt dafür 540 Mill. Euro jährlich. BeIn blätterte 187 Mill. Euro hin.