Tencent enttäuscht Anleger

Nur kurzlebiger Gaming-Boom - Schleifspuren im Werbegeschäft

Tencent enttäuscht Anleger

nh Schanghai – Die Anleger des chinesischen Internet- und Technologieriesen Tencent Holdings müssen sich nach einer als eher enttäuschend geltenden Ergebnisvorlage auf weitere empfindliche Kursrückgänge einstellen. Am Mittwoch wies der führende chinesische Anbieter von Onlinespielen (Gaming) und sozialen Netzwerken für das Dezemberquartal zwar einen ansehnlichen Anstieg beim Gewinn nach Steuern um 52 % auf 21,58 Mrd. Yuan (2,79 Mrd. Euro) aus, dennoch wurde die bei 22,9 Mrd. Yuan eingependelte Konsensschätzung verfehlt.Tencent profitiert zwar vom flotter laufenden Kerngeschäft mit Onlinespielen, weist aber Schleifspuren im für die Profitabilität von sozialen Netzwerken entscheidenden Werbegeschäft auf. Die Konzernumsätze kletterten um 25 % auf 105,8 Mrd. Yuan, damit wird das kräftigste Erlöswachstum seit dem Dezemberquartal 2018 verzeichnet. Die Zahl der Nutzer des in etwa mit Whatsapp vergleichbaren sozialen Netzwerks Weixin (Wechat)schob sich zum Jahresultimo um 6,1 % höher auf 1,16 Milliarden. Allerdings sind die Kosten für Marketing und Content-Akquise merklich in die Höhe geschnellt, was nicht zuletzt auf einen verschärften Wettbewerb mit dem sozialen Netzwerk Douyin (in westlichen Ländern als Tik Tok bekannt) des heimischen Konkurrenten Bytedance zurückgeführt wird. So schwoll der operative Kostenblock um gut 20 % an.Die im Januar ausgebrochene Coronavirus-Epidemie spielt Tencent gewissermaßen in die Hände, weil umfangreiche Quarantänemaßnahmen dazu beitragen, eine ans häusliche Umfeld gebundene und entsprechend gelangweilte Klientel zur Nutzung von Onlinespielen und Messengerdiensten zu animieren. Die jüngsten Verkehrszahlen lassen für Februar einen Anstieg der Frequentierung von Computerspielen um 10,4 % und der daraus gezogenen Erlöse um 11,8 % erkennen. Analysten zeigen sich vom Ausmaß des “Corona-Effektes” allerdings eher enttäuscht und gehen zudem davon aus, dass die rasche Rückkehr von Arbeitskräften in Büros und Industriebetriebe einem nachhaltigeren Onlinespieleboom entgegensteht. Gleichzeitig erwarten sie, dass die nach Börsenschluss in Hongkong veröffentlichten Ergebnisse nicht dazu geeignet sind, die jüngste Talfahrt der Tencent-Aktie zu unterbinden. Die Tencent-Aktie hatte in den ersten zwei Märzwochen 16 % eingebüßt.