Tencent glänzt mit Sondererträgen

Investmentgewinne bringen Ergebnisschub im dritten Quartal - Wachstumsbremse im Kerngeschäft

Tencent glänzt mit Sondererträgen

nh Schanghai – Der an der Hongkonger Börse schwer unter Druck geratene chinesische Internetkonzern Tencent Holdings Ltd. hat nach enttäuschenden Ergebnissen zur Jahresmitte im dritten Quartal einen unerwartet kräftigen Gewinnanstieg verzeichnet. Der chinesische Marktführer bei sozialen Medienplattformen und Onlinespielen macht zwar Fortschritte beim Generieren von Werbeeinkommen, spürt jedoch eine Wachstumsbremse im seitens chinesischer Behörden immer strenger reglementierten Gaming-Geschäft.Tencent, die im zweiten Quartal mit dem ersten Ergebnisrückgang seit über zehn Jahren geschockt hatte, kann diesmal eine positive Überraschung präsentieren. Der Gewinn nach Steuern sprang im dritten Quartal um 30 % auf 23,3 Mrd. Yuan (knapp 3 Mrd. Euro) an, während die Konsensschätzung der Analysten einen geringfügigen Anstieg auf 19,3 Mrd. Yuan vorweggenommen hatten.Der imposante Ergebnisschub beruht allerdings im Wesentlichen auf Nettoerträgen aus Investmentaktivitäten der mit zahlreichen Beteiligungen und Start-up-Finanzierungen im Technologiesektor engagierten Tencent. Diese schlugen mit 8,8 Mrd. Yuan positiv zu Buche. Dabei profitierte Tencent insbesondere von Bewertungsgewinnen auf das Engagement beim chinesischen Onlinedienst Meituan Dianping, der im September an die Hongkonger Börse gegangen war und dabei das diesjährig weltweit fünftgrößte Initial Public Offering (IPO) mit einer Kapitalaufnahme von 4,2 Mrd. Dollar stemmte. Es klemmt bei PC-SpielenIn Tencents Kerngeschäft mit Onlinespielen gibt es weiterhin große Unsicherheitsmomente. Tencent-Präsident Martin Lau hatte bei der Ergebnispräsentation am Mittwoch keine Neuigkeiten über Fortschritte im Umgang mit einer regulatorischen Blockade seitens chinesischer Behörden zu bieten. In diesem Jahr hatte die chinesische Regierung eine Art Offensive zur Eindämmung der Spielsucht insbesondere von Jugendlichen eingeleitet und im Zuge der Kampagne eine Neuzulassung von Onlinespielen seitens Tencent und anderer Wettbewerber verzögert. Damit droht Tencent auf größere Probleme bei der Monetisierung von neuen potenziell erfolgsträchtigen Onlinespielen zu stoßen.Die Probleme im Gaming-Geschäft schlagen bereits auf die Wachstumsdynamik von Tencent durch. Im dritten Quartal kletterten die Konzernumsätze zwar deutlich um 24 % auf 80,6 Mrd. Yuan, für Tencent bedeutet dies dennoch das schwächste Erlöswachstum seit über drei Jahren. Bei PC-gestützten Videospielen kam es im dritten Quartal zu einem empfindlichen Einbruch um 15 %, während die Erlöse aus Smartphone-Spielen noch um 7 % auf 19,5 Mrd. Yuan vorankamen. Höhere WerbeeinnahmenAls gute Nachricht gilt indes, dass es Tencent immer besser gelingt, mit der Plattform Wechat als Chinas wichtigstem sozialen Medium auch Werbeerträge zu generieren; diese schnellten im dritten Quartal um 61 % in die Höhe. Konzernweit konnte Tencent die Werbeeinnahmen um 47 % auf 16 Mrd. Yuan steigern. Damit habe Tencent gute Chancen, das unsteter gewordene Gaming-Geschäft über eine nachhaltige Erlös- und Ertragsquelle abzufedern, betonen Analysten. Dies gilt als wichtig, um der Aktie neues Leben einzuhauchen. Tencent, die ihre Zahlen erst nach Börsenschluss in Hongkong zeigte, hat in diesem Jahr an der Börse rund 30 % verloren und damit rund 165 Mrd. Dollar an Marktkapitalisierung eingebüßt.