Tencent muss kleinere Brötchen backen
nh Schanghai
Bei Chinas führendem Internetkonzern Tencent zeigt sich das Wachstum von einer umfassenden heimischen Regulierungskampagne im Tech-Sektor deutlich gebremst. Im Quartal zum 30. September kamen die Konzernerlöse gegenüber Vorjahr noch um 13,5% auf 142,4 Mrd. Yuan (19,2 Mrd. Euro) voran. Damit verzeichnet Tencent das überhaupt niedrigste Wachstumstempo in einem Quartal seit ihrem Börsengang im Jahr 2004. Bei den Analysten hatte man mit einem geringfügig höheren Umsatzplus auf 146 Mrd. Yuan gerechnet. Der Gewinn nach Steuern legte nur noch verhalten um 3% auf 39,5 Mrd. Yuan zu, was allerdings im Rahmen der Markterwartungen lag.
Die Wachstumsdrosselung bei Tencent kommt vor dem Hintergrund der mannigfaltigen Restriktionen, mit denen Chinas Tech-Konzerne in den letzten Monaten konfrontiert wurden, nicht überraschend. So hatte die Regierung drastische Beschränkungen in der Nutzungszeit von Onlinespielen für Kinder und Jugendliche verordnet, die sich auf Tencents Kerngeschäft mit der Entwicklung und Vermarktung von Onlinespielen auswirken. Im Septemberquartal legte das Gaming-Geschäft nur um 5% auf 33,6 Mrd. Yuan zu. Demgegenüber kam das von den Restriktionen unberührte internationale Geschäft des Weltmarktführers im Gaming-Sektor deutlich flotter um 20% voran. Weitere Belastungen aus der Regulierungskampagne spürt Tencent bei den Werbeeinnahmen. So haben Chinas Regulatoren im Boom-Sektor Education Technology (Edutech) quasi den Stecker gezogen und den Anbieter von Onlineschulen und Nachhilfediensten weite Ausschnitte ihres Geschäftsspektrums untersagt. Dies führt zu einem Wegfall der Edutech-Firmen als bislang besonders aktive Werbungskunden auf den Social-Media-Plattformen von Tencent.