China

Tencent zieht sich als JD-Groß­aktionär zurück

Das Unternehmen will sich von seiner Beteiligung an Chinas zweitgrößtem Onlinehändler und langjährigem strategischen Kooperationspartner JD.com weitgehend trennen und zwar auf dem Weg einer Verteilung an die eigenen Aktionäre.

Tencent zieht sich als JD-Groß­aktionär zurück

nh Schanghai

Chinas führender Internetkonzern Tencent Holdings wartet am Schluss eines von heftigen Enttäuschungen geprägten Jahres mit einer positiven Überraschung für seine Anleger auf. Das Unternehmen will sich von seiner Beteiligung an Chinas zweitgrößtem Onlinehändler und langjährigem strategischen Kooperationspartner JD.com weitgehend trennen und zwar auf dem Weg einer Verteilung an die eigenen Aktionäre.

Wie Tencent mitteilte, soll der gegenwärtige Anteil an JD.com von 17% auf 2,3% zurückgeschraubt werden. Die Titel sollen nicht in den Markt gegeben werden, sondern in Form einer Sonderdividende an die Tencent-Aktionäre gehen. Auf Basis der Schlusskurse vom Mittwoch beläuft sich der Wert der zu verteilenden Aktien der an der Nasdaq primär gelisteten und in Hongkong sekundär gelisteten JD.com auf 16,4 Mrd. Dollar (14,6 Mrd. Euro).

In Reaktion auf die ungewöhnliche Transaktion sprang die Tencent-Aktie in Hongkong am Donnerstag um bis zu 6% nach oben und blieb letztlich noch um 4,3% vorne. Die Titel von JD.com hingegen erlitten in Hongkong einen schweren Dämpfer und gingen nach anfänglichem Rückgang um 11% dann noch mit einem Tagesverlust von 7,7% aus dem Markt.

Der Rückzug des mit Abstand größten Einzelaktionärs bei JD.com erfolgt vor der Kulisse einer massiven Regulierungskampagne der chinesischen Regierung, die Chinas führende Internet- und Technologiekonzerne in eine von politischen Unwägbarkeiten geprägte Krise gestürzt hat und ihrer Börsenbewertung entsprechend heftig zusetzt. Sowohl Tencent als auch JD.com haben seit ihrem jeweiligen Jahreshoch zur Februarmitte mehr als 40% ihres Marktwertes verloren. Der Pekinger Feldzug wird zum einen mit drastisch verschärften Wettbewerbsauflagen und Antimonopolbestimmungen zur Einschränkung der Marktdominanz von einzelnen Technologiekonzernen geführt. Zum anderen greifen neue Daten- und Verbraucherschutzbestimmungen sowie soziale Wohlverhaltensregeln, die Geschäftsmodelle in Bereichen wie E-Commerce, Social Media, Onlinespiele (Gaming), Internetschulung, Fahrdienste u. a. einem gewaltigen Anpassungsdruck aussetzen und Wachstumsperspektiven einschränken.

Analysten betonen, dass Tencent mit dem Rückzug aus JD.com, bei der sie einst im Gegenzug für eine Beteiligung ihr eigenes E-Commerce-Geschäft eingebracht hatte, ein Signal für die Bereitschaft zur Entflechtung sendet, was bei den Pekinger Regulatoren gut ankommen sollte und Tencent politischen Goodwill verschaffen dürfte.

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