Teneo startet Forensik-Geschäft in Deutschland
Teneo berät im Kampf gegen Wirtschaftskriminelle
US-Firma holt Ex-BKA-Mann vom Forensik-Konkurrenten Ankura – Auch Shortseller-Abwehr im Angebot – Einschlägige Chatrooms infiltriert
cru Frankfurt
Die US-Beratungsfirma Teneo startet in Deutschland ein drittes Geschäftsfeld neben der Kommunikationsberatung und der Restrukturierung. Die Experten in der Abteilung Forensik beraten Unternehmen beim Kampf gegen Finanzkriminalität und bei der Abwehr von Shortsellern. Hier wird mit der Firma EPP kooperiert.
Die US-Beratungsfirma Teneo startet in Deutschland das Geschäftsfeld „Forensik“. Es geht um die Aufarbeitung und Vorbeugung von wirtschaftskriminellen Sachverhalten im Auftrag großer Unternehmen. Für die neue Sparte hat die CEO-Beratung den Spezialisten Uwe Heim vom US-Konkurrenten Ankura geholt, einen ehemaligen Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes (BKA) und langjährigen Partner bei KPMG und Deloitte. Bei Teneo übernimmt er die Position als Senior Managing Director in der Forensics und Investigations Practice.
Zuvor war Heim auch als Leiter Wirtschaftskriminalität beim Deutschen Sicherheitsverband tätig. Er ermittelte unter anderem im Kontext der Skandale rund um den ADAC.
Vor dem Wechsel auf die Beraterseite war Heim von 1999 bis 2002 Teamleiter im Wirtschaftsprüfdienst des Bundeskriminalamts. Er berät seither Banken und Unternehmen im Kampf gegen Finanzkriminalität, begleitete Mandanten in Ermittlungsverfahren durch Aufsichtsbehörden und leitete Ermittlungen bei Verdachtsfällen von Korruption, regulatorischen Verstößen und Geldwäsche.
Zwölf Personen im Team
Heim zählt zu Beginn zwölf Personen zu seinem Team bei Teneo, das ausgebaut werden soll. Dazu gehört auch der ebenfalls von Ankura herübergewechselte Sven Büschgens, zuvor globaler Compliance Lead der CompuGroup Medical und bei BuyIn, einem Einkaufs-Joint-Venture zwischen der Deutschen Telekom und Orange.
Mit der Forensik-Sparte eröffnet Teneo, die der Private-Equity-Firma CVC gehört, in Deutschland ein drittes Geschäftsfeld neben der strategischen Kommunikationsberatung und der Restrukturierungsberatung. Wichtigste Wettbewerber sind auf dem neuen Feld die „Big Four“ der Wirtschaftsprüfer wie auch die US-Bewertungsfirma Kroll.
Leerverkäufer im Visier
Parallel zur Forensik bietet Teneo auch Beratung zu „Financial Activists“ an. Hier geht es um die Vorbeugung und schnelle Kommunikation im Falle von Shortseller-Attacken auf Unternehmen. Teneo kooperiert dazu unter anderem mit der fränkischen Firma EPP (Equity Protection Partners), die einschlägige Chatrooms von Shortsellern infiltriert hat, um frühzeitig vor Attacken warnen zu können. Es geht laut Eigenwerbung von EPP darum, „frühzeitig Risiken für den Aktienkurs börsennotierter Aktiengesellschaften durch verdeckte Short-Positionen, kritische Medienberichte, Finanz-Aktivismus und Retail-Investoren“ zu erkennen. EPP zählt den ehemaligen Bundesnachrichtendienstchef Gerhard Schindler und Ex-ProsiebenSat1-Chef Thomas Ebeling zu den Mitgliedern des „Advisory Board“.
Marktlücke entdeckt
Auf dem Feld der Shortseller-Abwehr sieht sich Teneo bisher noch ohne Konkurrenz. Zu den deutschen Firmen, bei denen Shortseller in der Vergangenheit erfolgreich waren, zählt beispielsweise Varta. Der Shortseller „Black Mamba" hatte aufgedeckt, dass in Apple-Kopfhörern neben den kleinen Varta-Batterien auch Akkus von chinesischen Lieferanten zum Einsatz kamen. Das kam für Varta damals völlig überraschend, drückte den Kurs und blieb zunächst ohne Antwort.
Laut Deutschlandchef Felix Schönauer hat Teneo, die der Private-Equity-Firma CVC gehört und weltweit mehr 1.600 Mitarbeiter in 40 Büros beschäftigt, seit 2021 eine Präsenz in Kontinentaleuropa mit mehr als 200 Experten in fünf Märkten etabliert. In Deutschland wurde die Restrukturierungsberatung Herter & Co übernommen.