Tennet sucht Alternativen zu umstrittenem Netzausbau

Kohleausstieg - Fotovoltaik statt Wind - Hohe Kosten

Tennet sucht Alternativen zu umstrittenem Netzausbau

ge Berlin – Der durch die Energiewende notwendige, aber heftig kritisierte stete Ausbau des Stromnetzes könnte mit neuen technischen Lösungen und der Infragestellung bisheriger Pläne gebremst werden. Doch obwohl dadurch milliardenschwere Investitionen in Masten und Leitungen gespart würden, wird das Höchstspannungsnetz damit “nicht billiger”, betont Lex Hartman, Mitglied der Geschäftsführung von Tennet. Dies ist das Ergebnis eines Stresstests für die Netzausbauplanung, den der Übertragungsnetzbetreiber bei dem Beratungsunternehmen Consentec in Auftrag gegeben hatte, um dem erheblichen Widerstand der Bevölkerung gegen zusätzliche Stromleitungen zu begegnen.Basis der Untersuchung ist dabei, dass deutschlandweit – wie geplant – allein in den nächsten zehn Jahren rund 7 200 km Höchstspannungsleitungen umgebaut und neu errichtet werden müssen, um im Jahr 2025 knapp 45 % erneuerbare Energien transportieren zu können – verglichen mit heute knapp einem Drittel.Da auch künftig fehlende Nord-Süd-Verbindungen den Engpass bilden, plädiert Consentec für einen Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2035. Entgegen bisherigen Überlegungen sollen diese wegfallenden Erzeugungskapazitäten jedoch nicht durch günstigen Windstrom ersetzt werden – was die Nord-Süd-Problematik nur verschärfen würde -, sondern durch süddeutsche Fotovoltaikanlagen, die mit Stromspeichern gekoppelt werden. Auch bei diesem Vorschlag räumen die Studienautoren ein, dass “die ökonomische Vorteilhaftigkeit der energiewirtschaftlichen Szenarien im Rahmen des Netzstresstests eine untergeordnete Rolle” gespielt hat.Zugleich soll mit Produktionsbetrieben eine höhere Flexibilität beim Strombezug vereinbart werden, damit die Netzbetreiber einen größeren Spielraum erhalten – was es heute schon in Anfängen gibt. Mit dem technischen Fortschritt sieht Consentec künftig auch die Möglichkeit, mehr Strom im Bestandsnetz transportieren zu können – womit der Bau zusätzlicher Leitungen überflüssig würde. Dies setzt allerdings eine Änderung der gesetzlichen Lage voraus, weil leistungsstärkere Leitungen größere magnetische Felder haben und lautere Geräusche erzeugen. Noch Zukunftsmusik, aber zu erwarten sei, dass das Netz in einigen Jahren vollautomatisch gesteuert wird. Auch damit könnte “signifikant” mehr Strom durch die bestehenden Leitungen transportiert werden, erklärte Hartman bei der Vorstellung des Netzstresstests – nicht ohne zu betonen, dass mit der künftig höheren Auslastung der Netze “keine Kompromisse” bei der heutigen hohen Versorgungssicherheit verbunden seien.