Teslas rasantes Wachstum flaut ab, und Firmenchef Elon Musk kann Investoren nicht mehr mit Zukunftsmusik begeistern. Im vergangenen Quartal verfehlte der US-Elektroautohersteller die Erwartungen der Wall Street, ein Absatzziel für dieses Jahr gibt es nicht – aber das Eingeständnis, dass die Auslieferungen deutlich langsamer zulegen werden. Musk zeichnete jedoch ein rosiges Bild für die Zukunft: Tesla sei nur zwischen zwei Wachstumswellen, entwickele ein „revolutionäres“ Produktionssystem und könne zum wertvollsten Unternehmen der Welt werden.

Die Anleger beeindruckte das nicht: Noch während Musk am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Analysten sprach, rutschte die Aktie im nachbörslichen Handel tiefer ins Minus. Im vorbörslichen Handel am Donnerstag ging die Talfahrt weiter und der Kurs fiel zeitweise um rund 9%. Analyst Gene Munster vom Vermögensverwalter Deepwater fasste die Stimmung im TV-Sender CNBC zusammen: „Es ist der ernüchterndste Ausblick von Tesla, den ich bisher gesehen habe.“

Mit dem neuen Produktionsverfahren soll unter anderem ein günstigeres Kompaktmodell gebaut werden. Die Fertigung solle nach aktueller Planung im zweiten Halbjahr 2025 im texanischen Austin beginnen, sagte Musk. Zugleich schränkte er ein: „Ich bin oft optimistisch, was die Zeit angeht.“ Austin sei gewählt worden, weil beim Start die Ingenieure „auf der Produktionslinie leben müssen“.

Das günstigere Modell ist von strategischer Bedeutung für Tesla, denn die Konkurrenz durch chinesische Hersteller nimmt zu. Im gesamten Jahr 2023 lag Tesla mit 1,81 Millionen Fahrzeugen noch vorn, im vergangenen Quartal verkaufte der chinesische Marktführer BYD jedoch mehr Elektroautos als Tesla. Musk warnte vor der Konkurrenz. Chinesische Autohersteller seien so stark, dass der Großteil der Branche ohne Handelsbarrieren keine Chance gegen sie hätte. „Sie sind extrem gut“, sagte er in der Telefonkonferenz. „Wenn es keine Handelsschranken gibt, werden sie die meisten anderen Autofirmen in der Welt so ziemlich zerstören.“ In den USA hält ein Einfuhrzoll von 25% chinesische Autobauer vom Markt fern.

2023 legten die Auslieferungen von Tesla nach Preissenkungen um 38% zu – das ursprünglich von Musk angestrebte Wachstumsziel von jährlich mindestens 50% wurde verfehlt. Der Umsatz im vierten Quartal stieg um 3% auf knapp 25,2 Mrd. Dollar, das schwächste Wachstum seit über drei Jahren. Analysten hatten im Schnitt mit Erlösen von fast 25,9 Mrd. Dollar gerechnet. Während sich der Nettogewinn im Schlussabschnitt vor allem dank einer Steuergutschrift auf 7,9 Mrd. Dollar verdoppelte, schrumpfte das operative Ergebnis von 3,9 Mrd. auf 2,1 Mrd. Dollar. Die operative Marge landete bei 8,2%.

Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research in Bochum erklärte, Tesla habe erneut überrascht. Trotz „katastrophaler“ Ausnutzung der Produktionskapazität eine Ebit-Marge von 8,2% im vierten Quartal zu erreichen zeige, wie groß die Effizienz- und Kostenvorteile im Produktionsbetrieb von Tesla seien.