Tesla erzielt vierten Quartalsgewinn in Folge
Reuters New York – Tesla trotzt der Coronakrise: Der Elektroautobauer hat dank Kostensenkungen und relativ stabilen Umsätzen im vierten Quartal in Folge einen Quartalsgewinn erwirtschaftet und damit eine wichtige Hürde für den Einzug in den S&P-500-Index der wichtigsten börsennotierten US-Unternehmen genommen. Unter dem Strich stand für den Zeitraum April bis Juni ein Gewinn von 104 Mill. Dollar. Der Umsatz fiel zwar von 6,35 Mrd. auf 6,04 Mrd. Dollar, Analysten hatten aber wegen der Coronakrise mit einem weit stärkeren Einbruch gerechnet. Trotz eines sechswöchigen Produktionsstopps im Werk in Kalifornien lieferte Tesla im zweiten Quartal gut 90 000 Fahrzeuge aus und will 2020 auf einen Absatz von mehr als einer halben Million kommen. Das Ziel sei aber nun schwerer erreichbar, räumte der Konzern ein.Tesla hat mit ihrer strikt auf Elektroantriebe und Innovation getrimmten Firmenkultur eine neue Ära in der Autoindustrie eingeläutet, was auch Investoren goutieren. Traditionskonzerne wie Daimler, die im zweiten Quartel einen Verlust von knapp 2 Mrd. Euro einfuhr, können nur neidisch auf den Tesla-Aktienkurs schauen, der sich seit Jahresbeginn vervierfacht hat. Experten zweifeln allerdings, ob der Erfolg des Pioniers nachhaltig ist. Tesla profitierte im zweiten Quartal von Ausgleichszahlungen, die andere Autobauer dafür leisten, dass ihre Autos mehr Emissionen verursachen: Die Erlöse daraus stiegen um 21 % auf 428 Mill. Dollar. Zudem profitierte das Unternehmen von vorübergehenden Lohnkürzungen während des Produktionsstopps.Doch Tesla ist weiter auf Expansionskurs: Gründer und Vorstandschef Elon Musk kündigte an, ein neues Werk in Texas zu bauen und nicht in Oklahoma. In der Nähe der texanischen Hauptstadt Austin, am Colorado River, sollen mehr als 5 000 Arbeitsplätze entstehen. Die beiden US-Bundesstaaten hatten Tesla mit Steuervergünstigungen und Zuschüssen gelockt. Musk vertröstete den Verlierer Tulsa: Die Stadt in Oklahoma komme für einen späteren Ausbau der Produktion in Frage. Zum Bau der neuen Fabrik bei Berlin erklärte Tesla, das Projekt mache Fortschritte.Vier Quartale mit schwarzen Zahlen sind eine Voraussetzung dafür, dass ein Unternehmen in den S&P-500-Index aufgenommen wird. Vom Börsenwert her wäre Teslas längst ein Kandidat dafür: Der Konzern bringt fast 300 Mrd. Dollar auf die Waage. 95 % der Werte in dem Index sind kleiner. Über die Aufnahme entscheidet ein Ausschuss, eine Zeitvorgabe dafür gibt es nicht. Die Indexmitgliedschaft dürfte den Aktienwert noch einmal steigern, weil sich Indexfonds eindecken müssten.Musk betonte bei der Präsentation der neuen Ergebnisse, dass der Elektroautobauer weiterhin Wachstum über schnelle Gewinne stellen werde. Elektroautos müssten billiger werden. “Was mich am meisten stört, ist, dass unsere Autos nicht erschwinglicher sind. Das müssen wir hinkriegen.” Das Model 3, das meistverkaufte Tesla-Modell, kostet in den USA mindestens 37 990 Dollar.Sorgen macht sich Musk um den Nachschub an Batteriezellen. Er appellierte an Bergbaukonzerne, mehr Nickel zu fördern. Das Metall ist einer der wichtigsten Bestandteile von Batterien. “Tesla wird euch einen riesigen Vertrag für einen langen Zeitraum geben, wenn ihr Nickel effizient und umweltfreundlich fördert”, sagte Musk. Tesla werde das Geschäft mit Panasonic und der chinesischen CATL ausbauen.Die US-Bank J.P. Morgan stuft die Tesla-Quartalsresultate als solide ein. Großen Anteil an den übertroffenen operativen Erwartungen hätten allerdings erhaltene Emissionsausgleichszahlungen durch andere Autohersteller. Diese dürften mit der Zeit sinken.