Nahost-Konflikt

Tesla muss Produktion in Grünheide aussetzen

Tesla muss die Produktion für rund zwei Wochen weitgehend stoppen. Grund ist eine Lücke in den Lieferketten. Die DIHK fürchtet Beeinträchtigungen auch bei weiteren Unternehmen.

Tesla muss Produktion in Grünheide aussetzen

DIHK warnt vor Beeinträchtigungen
in der Produktion

dpa-afx/Reuters Berlin

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) warnt vor zunehmenden Engpässen in den Lieferketten. „Durch das Rote Meer und den Suezkanal gehen große Teile des europäisch-asiatischen Handels, so dass wichtige Vorprodukte für die deutsche Industrie aktuell nicht rechtzeitig ankommen“, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier am Freitag. Längere Lieferzeiten und steigende Transportkosten in Form höherer Frachtraten sowie zunehmende Versicherungskosten würden beginnen, sich auszuwirken. „Erste Läger laufen leer, Produktionsbeeinträchtigungen deutscher Unternehmen werden sichtbar“, sagte Treier.

Der Elektroautohersteller Tesla muss die Produktion in Grünheide bei Berlin wegen der Angriffe der jemenitischen Huthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer für rund zwei Wochen weitgehend stoppen. Es sei eine Lücke in den Lieferketten entstanden, wie Tesla mitteilte. „Aufgrund fehlender Bauteile sind wir daher im Zeitraum zwischen dem 29. Januar und 11. Februar dazu gezwungen, die Fahrzeugfertigung in der Gigafactory Berlin-Brandenburg mit Ausnahme einiger weniger Teilbereiche ruhen zu lassen“, erklärte das Unternehmen. Vom 12. Februar an werde die Produktion wieder voll aufgenommen. Tesla stellt in Grünheide seit März 2022 E-Autos her, dort arbeiten rund 11.500 Beschäftigte. Sie werden laut Tesla während der Zwangspause bezahlt.

Probleme in Unternehmen

Volvo Car muss kommende Woche die Produktion in einem belgischen Werk unterbrechen. Der chinesische Autobauer Geely und das Einrichtungshaus Ikea haben bereits vor Verzögerungen bei den Lieferungen gewarnt. BMW dagegen sieht derzeit keine Beeinträchtigung seiner Fertigung. Allerdings gehen Analysten davon aus, dass auch andere Autobauer irgendwann Probleme bekommen könnten. Viele Hersteller bezögen zahlreiche kritische Teile aus Asien und insbesondere China, sagte Sam Fiorani, Vizepräsident beim Analysedienst Autoforecast Solutions.

Auch die Abläufe in den Häfen dürften sich verschärfen, weil die Schiffe später als geplant ankommen und Container für den Export auf Abholung warten, mahnt die DIHK. Als offenste Volkswirtschaft der großen Industrienationen (G7) sei Deutschland besonders auf funktionierende Lieferketten angewiesen. Ein Viertel der deutschen Unternehmen sehen dem „AHK World Business Outlook“ zufolge an ihren internationalen Standorten in Lieferkettenstörungen ein Risiko für ihre geschäftliche Entwicklung.

Reedereien meiden Suezkanal

Seit dem Ausbruch des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas greifen die Huthi-Rebellen im Jemen immer wieder Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer an. Bisher gab es 27 Angriffe auf internationale Handelsschiffe.

Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Große Reedereien meiden die wichtige Handelsroute aber zunehmend. Nach US-Angaben nahmen mehr als 2.000 Schiffe einen Umweg. Die Alternativstrecke um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung ist jedoch wesentlich länger.

Die Attacken im Roten Meer könnten generell die Konjunktur bremsen, da über den Weg auch Öltransporte laufen. Die USA und Großbritannien griffen in der Nacht zu Freitag Stellungen der Huthi-Rebellen im Jemen an.