Tesla schließt im US-Markt zur Spitze auf
Mit dem günstigeren Model 3 macht der kalifornische Elektroautohersteller den deutschen Premiummarken in den Vereinigten Staaten harte Konkurrenz. Leerverkäufer, die gegen Tesla gewettet haben, hatten an der Börse zuletzt das Nachsehen.nok New York – Der kalifornische Elektroautohersteller Tesla schließt im amerikanischen Markt auf die dort führenden Premiummarken BMW und Mercedes auf. Nach Schätzungen von Analysten hat Tesla im Dezember in den USA erstmals annähernd so viele Fahrzeuge verkauft wie die deutschen Hersteller. Tesla weist keine konkreten Absatzzahlen für regionale Märkte und einzelne Monate aus. Der Konzern hatte am Freitag für das vierte Quartal allerdings einen weltweiten Rekordabsatz von 112 000 Autos bekannt gegeben (BZ vom 4. Januar). Nach Schätzungen des Analysten Pierre Ferragu von New Street Research entfallen rund 60 000, also etwas mehr als die Hälfte, auf Nordamerika. Auf Basis von Schätzungen des stark beachteten Blogs Clean Technica könnten sich die Verkaufszahlen von Tesla im US-Markt daher allein im Dezember auf rund als 35 000 Fahrzeuge belaufen. Das Fachblatt “Automotive News” schätzte die Verkaufszahlen allerdings nur auf 18 600 Stück.BMW verkaufte im Dezember in den Vereinigten Staaten nach eigenen Angaben 35 746 Fahrzeuge. Mercedes kam auf 30 294 Neuwagen. Die beiden Hersteller verkauften im vierten Quartal mit jeweils mehr als 90 000 Autos insgesamt aber weiter deutlich mehr Wagen als Tesla. Im Gesamtjahr schlug BMW den deutschen Konkurrenten in Amerika mit einem Gesamtabsatz von 324 826 Fahrzeugen und einem Plus von 4,4 % erstmals seit 2015. Der Absatz von Mercedes stagnierte und lag um mehr als 8 700 Autos hinter den Münchnern zurück.Der Aktienkurs von Tesla reagierte am Freitag mit einem deutlichen Plus von 3 % auf einen Rekordkurs von 443 Dollar. Am Montag tendierten Tesla-Aktien im frühen Handel an der Nasdaq noch einmal 0,5 % fester.Insgesamt hat Tesla im vergangenen Jahr weltweit 367 500 Fahrzeuge ausgeliefert, ein Plus von 50 % gegenüber dem Vorjahr. Damit schaffte es Tesla, die avisierte Zielspanne von 360 000 bis 400 000 Stück zu erreichen. “Wir konzentrieren uns weiter auf die Erweiterung der Produktion sowohl in den USA als auch in unserem neuen Werk in Schanghai”, teilte Tesla mit. Das Werk in Schanghai wurde in weniger als einem Jahr aufgebaut. Tesla plant zudem in Grünheide bei Berlin ein neues Werk, wo ab 2021 das Model Y, ein kompakter Geländewagen (SUV), vom Band laufen soll.Analysten rechnen für das aktuelle Jahr mit bis zu einer halben Million verkaufter Teslas. Das Wachstum basiert vor allem auf der Nachfrage nach dem Model 3, mit dem Tesla-Vorstandschef Elon Musk auf den Massenmarkt zielt. Mit einem Durchschnittspreis von 50 000 Dollar gehörte das Model 3 in den Vereinigten Staaten nach Angaben von Clean Technica in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres zu den zehn meistverkauften Autos. Im Luxussegment für Mittelklassewagen, wo sich auch BMW, Mercedes und Audi tummeln, war Tesla im gleichen Zeitraum unangefochtene Nummer 1. Mit geschätzten Verkaufszahlen von knapp 128 000 Fahrzeugen verkaufte Tesla in diesem Zeitraum rund dreimal so viele Model-3-Karossen wie Mercedes mit der C-Klasse und BMW mit dem 3er – den Nummern 3 und 4 in dem umkämpften Marktsegment.Die Rekordzahlen von Tesla folgen gleichwohl auf ein volatiles Jahr. Aufgrund von Verlusten von 1,1 Mrd. Dollar im ersten Halbjahr war der Aktienkurs in den ersten Monaten stark gefallen. Seit dem Tiefstand Anfang Juni ist der Kurs allerdings wieder um 150 % gestiegen – beflügelt von starken Absatzzahlen und einem Gewinn im dritten Quartal. Mit einem Börsenwert von knapp 80 Mrd. Dollar ist Tesla derzeit nur 8 Mrd. Dollar weniger wert als die beiden führenden amerikanischen Autohersteller General Motors und Ford zusammen. Tesla dominiert den US-Markt für Elektroautos. Nach Angaben von Clean Technica entfielen auf die Kalifornier zuletzt gut drei Viertel der gesamten Verkäufe von Elektroautos in den USA.Tesla hat den Schwerpunkt nach Ansicht von Analysten erfolgreich von dem größeren und teueren SUV Model X und der Limousine Model S auf das Model 3 verlagert. Auf das Model 3 entfielen im vierten Quartal mehr als vier Fünftel der verkauften Fahrzeuge. “Diese Übergänge sind in der Regel nie nahtlos und einfach”, kommentierte Analyst Jed Dorsheimer vom Wertpapierhaus Canaccord Genuity. “Die Produktionsschwierigkeiten der Vergangenheit wurden behoben”, schrieb der Analyst, der für die Tesla-Aktie ein Kursziel von 515 Dollar ausgibt.Unter Anlegern an der Wall Street gibt es aber auch Zweifler. Garrett Nelson, Analyst bei CFRA Research, führt den Jahresendspurt von Tesla zum Teil auf die Anfang Januar ausgelaufenen Steuervorteile für Elektroautos zurück. “Wir glauben, dass es für die Resultate im ersten Halbjahr weiter offene Fragen gibt”, meint Nelson. Außerdem wettete eine signifikante Zahl von Hedgefonds mittels Leerverkäufen auf fallende Kurse von Tesla. Nach Angaben der Analysegesellschaft S3 Partners bestehen derzeit für rund ein Fünftel der Tesla-Aktien Wetten auf Kursverluste. Die Shortseller haben in den vergangenen sieben Monaten nach Kalkulationen von S3 Partners indes 8,4 Mrd. Dollar verloren. Das waren die größten Verluste mit Leerverkäufen einer amerikanischen Aktie.