Tesla steht vor Herkulesaufgabe am Kilimandscharo

Analysten senken Erwartungen - Interne Mitteilung von CEO Elon Musk verschafft Aktie kurze Atempause

Tesla steht vor Herkulesaufgabe am Kilimandscharo

Von Stefan Paravicini, New YorkEine interne Mitteilung von Tesla-Chef Elon Musk hat dem Elektrowagenbauer am Donnerstag eine kurze Atempause an der Börse verschafft. Die Aktie, die im laufenden Jahr gut zwei Fünftel eingebüßt hat und allein in den vergangenen vier Wochen mehr als ein Viertel abgerutscht ist, drehte ins Plus, nachdem sie im vorbörslichen Handel erneut mehr als 4 % schwächer notierte und in den vergangenen sechs Handelstagen nur eine Richtung kannte. Denn Musk sieht laut einer E-Mail an die Mitarbeiter von Tesla eine “gute Chance”, dass der Autobauer im laufenden Quartal den Ende des vergangenen Jahres aufgestellten Rekord mit 90 700 ausgelieferten Fahrzeugen innerhalb von drei Monaten übertreffen wird.Die E-Mail von Musk, die zunächst auf einer chinesischen Internetseite auftauchte und deren Authentizität nach Angaben von Bloomberg von informierten Kreisen bestätigt wurde, zerstreute zumindest vorübergehend die Sorgen, die Gene Munster von Loup Ventures mit einer Senkung seiner Prognose für die Auslieferungen von Tesla im laufenden Jahr auf 310 000 Fahrzeuge geschürt hatte. Der Konzern hat angekündigt, im zweiten Quartal mindestens 90 000 Fahrzeuge auf die Straße zu bringen, und peilt für das Gesamtjahr wenigstens 360 000 Autos an.”Sie werden ihre Zahlen und ihr Ziel verfehlen – jeder weiß das”, erklärte Munster, der wie die meisten Analysten Zweifel hat, dass es Tesla vor dem Hintergrund des zuletzt eskalierenden Handelsstreits zwischen den USA und China gelingen wird, das für ihre Ziele notwendige Wachstum in der Volksrepublik zu erreichen, während die Nachfrage im Heimatmarkt zuletzt gesunken ist. 50 000 Bestellungen im QuartalMusk spricht in seiner internen Mitteilung von Neubestellungen für 50 000 Wagen im laufenden Quartal. Loup Ventures weist allerdings darauf hin, dass China Importzölle erhöhen und den Absatz im Reich der Mitte durch andere Maßnahmen behindern könnte. Munster räumte ein, dass er mit dieser Einschätzung in der Minderheit sei, da Tesla in eine chinesische Batteriefabrik investiere und deshalb von Gegenmaßnahmen ausgespart bleiben könnte.Doch der Absatz in China ist nicht die einzige Baustelle des Elektrowagenbauers. Adam Jonas von Morgan Stanley, die ihr Preisziel in einem Worst-Case-Szenario für Tesla auf 10 Dollar gesenkt hat, sprach am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Investoren davon, dass sich Tesla von einer Wachstumsstory zu einer Restrukturierungsstory gewandelt habe. “Heute übertrifft die Produktion die Nachfrage, die Firma verbrennt Cash, niemand interessiert sich für das Model Y, sie haben das Kapital erhöht, und es gibt keinen strategischen Buy-in”, fasste Jonas die Situation zusammen.Dan Ives von Wedbush sprach mit Blick auf die Absatzziele zuletzt von einer “Herkulesaufgabe”, während Tesla auf dem Weg zu ihren Profitabilitätszielen für dieses Jahr ein “Anstieg wie auf den Kilimandscharo” bevorstehe. Auch Analysten von Citi und Robert W. Baird haben in den vergangenen Tagen ihre Preisziele für die Aktie gesenkt.