Zweiter Gewinneinbruch in Folge

Tesla taumelt tiefer in Abwärtsspirale

Die Aktie von Tesla bricht nach einer erneuten Erosion der Gewinnspannen ein. Anleger zweifeln nun zunehmend an Produktankündigungen, mit denen CEO Elon Musk Hoffnung für den E-Autobauer zu schüren sucht.

Tesla taumelt tiefer in Abwärtsspirale

Tesla taumelt tiefer in Abwärtsspirale

Aktie bricht nach erneuter Margenerosion ein – Anleger zweifeln an Musk-Ankündigungen

xaw New York

Auch nach der Rückendeckung der Aktionäre für CEO Elon Musk setzt sich die Abwärtsspirale bei Tesla fort. Der E-Autobauer vermeldete für den Zeitraum zwischen April und Juni den zweiten Gewinneinbruch in Folge. Der Überschuss sackte um 45% auf 1,48 Mrd. Dollar ab, nachdem er bereits im Auftaktviertel um 55% zurückgesetzt hatte. Damit stehen auch die Gewinnspannen weiter unter schwerem Druck. Die operative Marge rutschte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 333 Basispunkte auf 6,3% ab.

Rabattschlacht belastet Margen

Sowohl der Gewinn als auch der freie Cash-flow, der sich um 34% auf 1,34 Mrd. Dollar befestigte, verfehlten die Erwartungen der Wall Street. Die Aktie stürzte darauf im frühen New Yorker Handel am Mittwoch um über 12% ab. Musk, dessen zu Jahresbeginn vor Gericht gekipptes, 46 Mrd. Dollar schweres Vergütungspaket die Aktionäre auf der Hauptversammlung im Juni von Neuem absegneten, führte die enttäuschende Performance auf den Preiskampf im Sektor zurück.

Elon Musk versucht mit neuen Produktankündigungen von schwachen Tesla-Resultaten abzulenken. Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Yolanda Ruiz.

„Es sind einige Konkurrenzfahrzeuge an den Markt gekommen, die nicht besonders gut abgeschnitten haben, aber mit schweren Discounts ausgestattet waren“, sagte Musk in einer Analystenschalte. Allerdings war es Tesla selbst, die Anfang 2023 mit umfangreichen Preisnachlässen die Rabattschlacht im Sektor lostrat. Damit stützte der E-Autobauer zwar den Absatz, der im abgelaufenen Quartal mit 443.956 ausgelieferten Fahrzeugen um 4,8% zurückging und damit langsamer als erwartet. Dadurch verteidigte Tesla ihre Position als weltweit führende Herstellerin von Elektrofahrzeugen vor der chinesischen Konkurrentin BYD.

Druck aus China wächst

Doch die Hersteller aus dem Reich der Mitte haben gegenüber dem Musk-Unternehmen kräftig aufgeholt und machen vor allem im asiatischen Wachstumsmarkt Druck. Unterdessen entwickelt sich die Nachfrage nach Elektroautos in Amerika äußerst schleppend. Laut dem Branchendienst Kelley Blue Book machten Verkäufe von Stromern im zweiten Quartal 8% des US-Neuwagenabsatzes aus, im Vorjahr waren es 7,2% – die Anteilsgewinne bleiben weit hinter den von Analysten prognostizierten Niveaus zurück.

Die Effekte zeigen sich auch bei der Tesla-Konkurrenz: General Motors übertraf die Konsensprognosen für das zweite Quartal mit einem Gewinn von 3,06 Dollar zwar bei weitem und hob die Prognose für den bereinigten Überschuss an, wird dabei aber nur durch das Verbrennergeschäft getrieben. Pläne für eine batteriebetriebene Buick-Variante hat der Detroiter Konzern aufgrund des mangelnden Kundeninteresses nun ebenso verschoben wie Investitionen in eine neue Fabrik für Elektro-Trucks. Ford kündigte in der vergangenen Woche indes an, eine Fabrik in Ontario für die Produktion von Verbrenner-Pickups auszubauen – der ursprünglich geplante E-SUV soll nun nicht in dem Werk gefertigt werden.

Robotaxi-Vorstellung verschoben

Trotz der schwierigen Nachfragesituation hatte die Tesla-Aktie zwischen der Hauptversammlung und der Zahlenvorlage am Dienstag 35% an Wert gewonnen. Analysten verwiesen auf Hoffnungen in Bezug auf das autonome Fahren, auf dessen Entwicklung sich Musk mit der Rückendeckung der Aktionäre nun stärker konzentrieren könne. Die für Anfang August geplante Vorstellung eines Robotaxis musste Tesla allerdings auf Oktober verschieben. Das Unternehmen stehe bei der Präsentation nun unter Druck, die Erwartungen zu dem selbst fahrenden Vehikel „zu erfüllen oder zu übertreffen“, betont Pedro Pacheco, Autoanalyst bei Gartner.

Zudem kündigte Musk in der laufenden Woche an, dass Tesla das humanoide Robotermodell Optimus ab 2025 intern einsetzen und ab 2026 an Kunden ausliefern will. Laut Pacheco handelt es sich um ein „hochgradig disruptives Konzept“, es fehlten aber noch viele Details, um das Wertschöpfungspotenzial einordnen zu können. Indes ziehen viele Anleger Musks Ankündigungen über Marktstarts nach den zahlreichen Verschiebungen der Vergangenheit grundsätzlich in Zweifel.

Schub durch neue Modelle benötigt

Dies betrifft auch neue Massenmarktmodelle, mit denen Tesla ab 2025 die Fahrzeugpalette auffrischen will. Komme ein neues Einstiegsvehikel, das preislich in der Kategorie wohl unter dem Model 3 liegen werde, könne dies das Absatzwachstum stark antreiben. Einen solchen Schub benötigt das Unternehmen laut Analysten aber auch, um die Bewertung noch zu rechtfertigen.

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