Texas Instruments gibt trüben Ausblick
sp Frankfurt – Der US-Halbleiterkonzern Texas Instruments (TI) hat zum Jahresauftakt die Erwartungen nicht getroffen, vor allem aber mit dem Ausblick für das zweite Quartal enttäuscht. Die Aktie der Nummer 6 in der Halbleiterindustrie, die im vergangenen Jahr mit knapp 12,2 Mrd. Dollar auf rund ein Viertel der Umsätze von Branchenprimus Intel kam (siehe Grafik), fiel zeitweise um 7,7 % zurück und machte damit die Kursgewinne seit dem Jahresauftakt fast ganz zunichte.Der Konkurrent Qualcomm, deren “Snapdragon”-Chips heute in den meisten Smartphones von führenden Herstellern wie Apple und Samsung stecken und auch für Herausforderer wie die chinesische Xiaomi häufig alternativlos sind, gab ebenfalls einen enttäuschenden Ausblick. Die Aktie büßte bis zum frühen Nachmittag in New York 1,5 % ein. Der 1985 gegründete Konzern, der parallel zum Siegeszug der smarten Taschentelefone in den vergangenen Jahren bis auf Platz 3 der Halbleiterbranche stürmte, ist an der Börse fast doppelt so viel wert wie die altehrwürdige TI, die seit der Gründung 1951 den Sektor geprägt hat. KonjunkturbarometerDie Chips von TI kommen heute in der Steuerung von Fernsehern und Waschmaschinen zum Einsatz, aber auch in medizinischen Geräten, in Industrieanlagen und im Auto. Die Geschäftsentwicklung bei TI gilt deshalb auch als Barometer für die konjunkturelle Entwicklung. CEO Rich Templeton fokussiert den Konzern wieder auf die Kernkompetenz des größten Herstellers von analogen Chips, die analoge Signale in elektrische Signale verwandeln, und sucht für die Produkte von TI nach neuen Anwendungsfeldern.Doch die entwickeln sich derzeit nicht entsprechend den Erwartungen: Im zweiten Quartal rechnet Templeton mit einem Umsatz von maximal 3,38 Mrd. Dollar und einem Gewinn von bestenfalls 70 Cent je Aktie. Damit würden die bisherigen Erwartungen von Analysten auch am oberen Ende der Guidance enttäuscht, die im Schnitt mit 3,4 Mrd. Dollar Umsatz und 73 Gewinn je Aktie gerechnet hatten.Vor allem die Nachfrage nach Komponenten für die drahtlose Infrastruktur und nach Computerchips sei schwach, teilte TI mit. Das liege auch am starken Dollar, der die Produkte für ausländische Kunden verteuere. Intel, der führende Hersteller von Chips für Personal Computer, hatte in der vergangenen Woche von einem Einbruch im Geschäft mit PC-Herstellern berichtet, konnte das aber durch die gestiegene Nachfrage für die Ausrüstung von Rechenzentren kompensieren.Aus dem Geschäft mit Mikroprozessoren für Smartphones hat sich TI auch wegen der überragenden Wettbewerbsposition von Qualcomm zurückgezogen. Doch während die Markteinführung der nächsten Generation der Snapdragon-Chips von Qualcomm noch auf sich warten lässt, setzt Samsung, der größte Hersteller von Smartphones, mit ihrem jüngsten Flagschiffprodukt Galaxy S6 mittlerweile auf Chips aus dem eigenen Haus. Die Halbleitersparte Samsung Electronics, die Nummer 2 der Branche, machte im vergangenen Jahr mit gut 38 Mrd. Dollar etwa den doppelten Qualcomm-Umsatz und kam mit einem Wachstum von 15,6 % auch deutlich schneller voran.Samsung ist für Qualcomm der zweitgrößte Kunde nach Hon Hai Precision, die im Auftrag von Apple fertigt. Qualcomm-Chef Steve Mollenkopf sieht die eigene Wettbewerbsposition dennoch nicht gefährdet. Für das laufende dritte Quartal erwartet er einen Umsatz von 5,4 Mrd. bis 6,2 Mrd. Dollar sowie 67 bis 82 Cent Gewinn je Aktie. Analysten hatten bislang im Schnitt fast 6,5 Mrd. Dollar Umsatz und ein Ergebnis von 99 Cent je Aktie auf dem Zettel stehen. Wie es tatsächlich läuft, wird auch davon abhängen, in welchem Maße Qualcomm für ihre Patente Lizenzgebühren einnimmt. In China wurde der Konzern für seine Lizenzierungspraxis gerade zu einer Strafe von knapp 1 Mrd. Dollar verdonnert.