Wasserversorger unter Druck

Keine Rendite, keine Investitionen

Thames Water hat ein Problem. Die Investoren des angeschlagenen Londoner Wasserversorgers wollen nur dann die dringend benötigten Mittel einschießen, wenn die Rendite stimmt.

Keine Rendite, keine Investitionen

Thames Water gibt dem Regulierer Kontra

Investoren wollen nur dann Mittel einschießen, wenn die Rendite stimmt

hip London

Der mit 14 Mrd. Pfund verschuldete Londoner Wasserversorger Thames Water hat bislang keine Gewissheit, dass seine Anteilseigner die von ihm benötigten 2,5 Mrd. Pfund einschießen werden. In einem beim Regulierer Ofwat eingereichten Business Plan fordert das Unternehmen, seinen Eigentümern eine wesentlich höhere Rendite zu genehmigen. Zudem müssten die Geldstrafen für Umweltvergehen gedeckelt werden. Ofwat spricht den Investoren eine Rendite von 6,3% zu. Von Thames Water angeführte Analysten halten dem "Telegraph" zufolge eher 7,8% für angemessen.

Es gibt Tausende von anderen Orten, wo Investoren ihr Geld anlegen können. Und fast alle diese Investments zahlen nach einem markanten Anstieg der Zinsen weltweit heutzutage wesentlich höhere Renditen, als es 2021 der Fall war.

Thames Water

"Es gibt Tausende von anderen Orten, wo Investoren ihr Geld anlegen können", zitiert das Blatt den Wasserversorger. "Und fast alle diese Investments zahlen nach einem markanten Anstieg der Zinsen weltweit heutzutage wesentlich höhere Renditen, als es 2021 der Fall war." Wenn man die benötigte Finanzierung bekommen wolle, müsse man dafür eine wettbewerbsfähige Rendite bieten können. Tatsächlich ist die Rendite, die Ofwat den Unternehmen zugesteht, niedriger als in anderen regulierten Branchen wie etwa der Energieversorgung.

In der Vergangenheit wurde nicht ausreichend in die Wasserinfrastruktur investiert. Regierung und Aufsicht sahen dem zu, denn das war mit niedrigen Wasserrechnungen für die Verbraucher verbunden. Doch nun werden höhere Maßstäbe an den Gewässerschutz angelegt. Zudem müssen neue Herausforderungen geschultert werden, die sich aus dem Klimawandel und dem Bevölkerungswachstum ergeben. Die Kosten dafür werden in erster Linie die privaten Haushalte tragen müssen. Thames Water will den durchschnittlichen Rechnungsbetrag von derzeit 456 Pfund pro Jahr bis 2030 auf 735 Pfund erhöhen.

Mehr als drei Jahrzehnte lang haben die Rechnungen von Thames Water unter dem Branchendurchschnitt gelegen, obwohl wir das älteste Netz haben. Und heute sind sie nicht höher als vor einem Jahrzehnt.

Cathryn Ross

Steigende Rechnungen

"Mehr als drei Jahrzehnte lang haben die Rechnungen von Thames Water unter dem Branchendurchschnitt gelegen, obwohl wir das älteste Netz haben", sagte Übergangschefin Cathryn Ross, die einst an der Spitze des Regulierers stand. "Und heute sind sie nicht höher als vor einem Jahrzehnt. Um Versorgungssicherheit und Verbesserungen für die Umwelt zu liefern, müssen unsere Rechnungen steigen, aber erschwinglich sein."

Das Unternehmen plant für die Jahre 2025 bis 2030 insgesamt Ausgaben von 18,7 Mrd. Pfund. Davon entfallen 4,7 Mrd. auf Investitionen in die Infrastruktur. Thames Water will unter anderem 500 Kilometer an alternden Hauptwasserleitungen ersetzen und 150 km Abwasserkanäle instand setzen, um Einstürze zu vermeiden. Dafür müssten die Anteilseigner insgesamt 3,75 Mrd. Pfund in die Hand nehmen.

Ob es dazu kommt, ist fraglich. Omers, das Ontario Municipal Employees Retirement System, einer der größten Pensionsfonds des kanadischen öffentlichen Dienstes, nahm im Juli eine drastische Abschreibung auf die Beteiligung vor. Die Altersversorgungswerke und Staatsfonds, denen Thames Water gehört, brauchen Einnahmen, um ihre Ausschüttungen leisten zu können. Nach dem Absprung von CEO Sarah Bentley Ende Juni wurde auch über eine vorübergehende Verstaatlichung diskutiert. Vor zwei Jahren wurde der Stromlieferant Bulb durch ein "Special Administration Regime" vor dem Zusammenbruch bewahrt. Regierung und Regulierer fürchteten einen Kollaps des Wasserversorgers, der 15 Millionen Kunden in der Hauptstadtregion und im englischen Südosten beliefert.

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