Theranos macht Kerngeschäft dicht

Start-up schließt Labore für einst gefeierte Bluttests

Theranos macht Kerngeschäft dicht

sp New York – Das 2003 im Silicon Valley gestartete Gesundheitsunternehmen Theranos, das von Investoren noch im Frühjahr 2014 mit rund 9 Mrd. Dollar bewertet und dessen Gründerin Elizabeth Holmes lange als Wunderkind der Start-up-Szene gefeiert wurde, macht sein Kerngeschäft mit Bluttests dicht. Anders lässt sich die Ankündigung von Holmes in einem offenen Brief vom Mittwochabend auf der Webseite des Unternehmens nicht deuten. Demnach werden die Bluttestlabore von Theranos in den Bundesstaaten Arizona, Kalifornien und Pennsylvania geschlossen und 340 Mitarbeiter entlassen, was rund zwei Fünfteln der Belegschaft entspricht.Theranos war mit dem Versprechen angetreten, in ihren Labors Bluttests auf Basis deutlich kleinerer Proben erheblich günstiger und gestützt auf ihre Technologie auch präziser durchführen zu können als die bisher dominierenden Anbieter wie Quest Diagnostics und Laboratory Corp. Nachdem das “Wall Street Journal” vor knapp einem Jahr in einer Serie von Enthüllungsberichten erhebliche Zweifel an der Technologie aufgeworfen hatte, verschlechterte sich das Blutbild des Unternehmens aber rapide. Nachdem US-Behörden in einem Labor in Kalifornien gesundheitsgefährdende Mängel festgestellt hatten, erteilten sie Holmes ein Verbot, fortan in einem klinischen Labor zu arbeiten. Theranos hat gegen die Vorwürfe Berufung eingelegt, musste zuletzt aber auch den Antrag auf Bewilligung eines Tests für den Zika-Virus zurückziehen, nachdem die zuständige Behörde FDA Vorbehalte geäußert hatte. Eine Freigabe hätte die Probleme von Theranos nicht gelöst, aber nach Einschätzung von Marktbeobachtern wieder für ein Mindestmaß an Glaubwürdigkeit gesorgt. Minilabor als letzte BastionJetzt will sich Theranos auf die Entwicklung eines mobilen Minilabors konzentrieren, mit dem Holmes bereits im Sommer auf Tour ging. Auf einem Kongress der American Association for Clinical Chemistry in Philadelphia stellte sie das neue Produkt erstmals vor. “Es ist ihr untersagt, ein Labor zu betreiben, und uns will sie erklären, wie man ein Labor betreibt”, kommentierte Eleftherios Diamandis, Leiter der biochemischen Abteilung des Mount-Sinai-Krankenhauses in Toronto damals skeptisch. Er hatte die wissenschaftlichen Aussagen von Theranos bereits 2014 in Zweifel gezogen und scheint nun Recht zu behalten.