Thermo Fisher hat Interesse an Qiagen
Dem US-Laborgiganten Thermo Fisher Scientific wird Interesse an der deutsch-niederländischen Diagnostikfirma Qiagen nachgesagt. Bei dem MDax-Konzern ging es zuletzt turbulent zu. Korrigierte Finanzziele und ein unerwarteter Chefwechsel führten zu einem Kursrutsch. Geld hat Thermo Fisher genug.ak Düsseldorf – Der führende Laborausrüster der Welt soll Interesse am größten deutschen Biotechkonzern haben. Der US-Konzern Thermo Fisher Scientific erwägt nach einem Bericht von Bloomberg eine Milliardenofferte für Qiagen. Die Nachricht elektrisierte die Investoren am Donnerstag. Der Kurs von Qiagen sprang um 14 % in die Höhe.Thermo Fisher sei an Qiagen herangetreten und habe das Interesse zum Ausdruck gebracht, zitierte Bloomberg ungenannte Quellen. Es sei noch keinesfalls sicher, ob das Ganze in eine Transaktion münde. Auch könnten andere Bieter den Amerikanern noch Konkurrenz machen. Qiagen wollte die Gerüchte nicht kommentieren. “Zu Marktspekulationen nehmen wir grundsätzlich keine Stellung”, sagte ein Sprecher auf Anfrage.Bei Qiagen ging es in jüngster Zeit turbulent zu. Zweimal hat der Konzern aus Hilden, der seine Holding im niederländischen Venlo angesiedelt hat, in diesem Jahr die Finanzziele reduziert. Für einen Paukenschlag sorgte Anfang Oktober der sofortige Rücktritt des langjährigen Vorstandschefs Peer Schatz, der die Geschicke der einstigen Uni-Ausgliederung, die sich zu einem großen Diagnostikanbieter entwickelt hat, 14 Jahre bestimmt hat. Am gleichen Tag hatte Qiagen außerdem eine 260 Mill. Dollar teure Restrukturierung bekannt gegeben, die den Konzern in diesem Jahr unterm Strich in die roten Zahlen treiben wird. Kein AnkeraktionärDer Aktienkurs war im Sommer stark unter Druck geraten. Qiagen, die auch an der Nasdaq gelistet ist, hat keinen Ankeraktionär. Die größten Positionen werden von Fondsverwaltern gehalten. Stärkster Anteilseigner ist zurzeit BlackRock mit 10 %.Inhaltlich würde Qiagen zu Thermo Fisher gut passen. Der etwa 16-mal größere US-Konzern ist zwar viel breiter aufgestellt, doch die Amerikaner könnten an einigen molekularen Tests und den Bioinformatik-Anwendungen der Deutschen Gefallen finden. Vor wenigen Tagen hat Thermo Fisher einen Sequenzierautomaten der nächsten Generation (Next Generation Sequencing, NGS) auf den Markt gebracht, der Proben in Kliniken in nur einem Tag analysieren soll. Qiagen hatte die Weiterentwicklung des eigenen NGS-Sequenziergeräts Gene Reader kürzlich eingestellt und kooperiert jetzt mit Illumina.An Illumina hat Thermo Fisher vor drei Jahren auch bereits Interesse gezeigt. Die geschätzt 30 Mrd. Dollar schwere Akquisition, über die im Sommer 2016 spekuliert worden war, kam aber nicht zustande.Für Thermo Fisher wäre Qiagen ein größerer Schluck aus der M&A-Pulle, wenn man die Akquisitionen der vergangenen Jahre betrachtet. Teuerster gelungener Deal war 2014 die Übernahme von Life Technologies für 15 Mrd. Dollar. Im März 2016 folgte FEI, ein Spezialist für Mikroelektroskopie, für 4 Mrd. Dollar. Den niederländischen Hersteller von Pharmawirkstoffen Patheon verleibte sich der US-Konzern aus Massachusetts 2017 für 7,2 Mrd. Dollar ein. Kleinere Zukäufe ergänzten immer wieder das Portfolio.Thermo Fisher hat zuletzt die Verschuldung deutlich reduziert. Die Leverage Ratio (Verhältnis von Nettoschulden zu Ebitda) sank von 3,9 Ende 2017 auf 2,3 Ende September dieses Jahres. Die Nettoverschuldung des Konzerns beläuft sich auf 15,8 Mrd. Dollar, die Eigenkapitalquote liegt bei 52 %.