Thomas Cook darf auf Fosun hoffen
hip London – Die chinesische Fosun hat Interesse am Reiseveranstaltungsgeschäft von Thomas Cook gezeigt, was dem Penny Stock an der Londoner Börse zu Kursgewinnen verhalf. Wie das 1841 von einem ehemaligen Baptistenprediger gegründete Unternehmen mitteilt, finden dazu Gespräche statt. Es gebe allerdings keine Gewissheit, dass aus den Verhandlungen ein formelles Angebot hervorgehe.Das Konglomerat des chinesischen Milliardärs Guo Guangchang hält bereits 18 % an der Gesellschaft und ist zudem mit dem Ferienanlagenbetreiber Club Med schon in der Branche unterwegs. Guo wird eine Schwäche für klingende Namen von einst nachgesagt. Sein Markensammelsurium reicht bereits von Ahava-Gesichtscreme bis zu Wolford-Leggings. Guo ist auch Eigentümer des britischen Fußballclubs Wolverhampton Wanderers. In Thomas Cook hat er bereits um die 200 Mill. Pfund gesteckt, wie der “Telegraph” berichtet. Der verbliebene Börsenwert des Unternehmens beläuft sich auf 278 Mill. Pfund.Fosun kann die Airline-Sparte des hoch verschuldeten Traditionsunternehmens, zu dem auch die deutsche Condor gehört, nach europäischem Recht nicht übernehmen. An Condor zeigte die Lufthansa Interesse, die 1955 neben der Deutschen Bundesbahn und zwei Reedereien zu den Gründern der Fluggesellschaft gehörte. Auch Virgin Atlantic und der Finanzinvestor Indigo Partners, zu dessen Portfolio unter anderem der ungarische Billigflieger Wizz Air gehört, wurden als mögliche Käufer gehandelt. Und der Finanzinvestor Triton, der im Dezember die Sunweb Group erwarb, würde sich gerne das Skandinaviengeschäft von Thomas Cook sichern. Nähmen sich die Chinesen des angeschlagenen Reiseveranstaltungsgeschäfts an, wäre der Weg für eine Zerschlagung des Unternehmens frei. Gläubiger am DrückerCEO Peter Fankhauser müsste wohl in erster Linie die Gläubiger der Gesellschaft von einem Deal mit Fosun überzeugen. Die Aktionäre spielen dagegen keine allzu große Rolle mehr. Das Fälligkeitsprofil lässt noch etwas Spielraum (siehe Grafik), aber die Bilanz bräuchte wohl auch nach einem erfolgreichen Verkauf der Airline-Sparte eine Kapitalspritze. Die großen Pläne für eine Allianz von Ost und West müssten durch Investitionen unterfüttert werden. Vor drei Jahren brachten Fosun und Thomas Cook eine Partnerschaft an den Start, die sich den wohlhabendsten Reisewilligen in der Volksrepublik widmet. Thomas Cook hatte sich im vergangenen Monat weiter davon entfernt, als Investment Grade eingestuft zu werden. Sowohl Standard & Poor’s (S&P) als auch Fitch senkten ihre Bonitätsnoten, nachdem das Unternehmen überraschend schwache Zahlen für das Ende März abgelaufene Winterhalbjahr vorgelegt und für den weiteren Jahresverlauf ein niedrigeres Ergebnis als im Vorjahr in Aussicht gestellt hatte. Beide versahen ihre Bewertungen mit einem negativen Ausblick. S&P erwartet, dass sowohl der Umsatz als auch das bereinigte Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr schrumpfen werden. Das werde einen negativen Free Cash-flow zur Folge haben. Der Verschuldungsgrad werde deshalb auf ein Niveau steigen, “das wir für nicht nachhaltig halten”. Zulieferer dürften Zahlungsbedingungen verschärfen. Viele FragezeichenFosun hat bei Club Med die Wende geschafft und das Unternehmen in Hongkong an die Börse gebracht. Sollten die Gläubiger von Thomas Cook jedoch nicht mitspielen, wäre ein Debt-to-Equity-Swap denkbar, bei dem die Chinesen mehr oder weniger ausradiert würden. Zum Verkauf der Airlines gibt es noch viele Fragezeichen. Zum Wert der alternden Flugzeugflotte und der Slots an den Flughäfen Frankfurt, München und Gatwick gehen die Meinungen auseinander. British Airways sei immer noch dabei, die Slots des britischen Ferienfliegers Monarch in Gatwick zu absorbieren. Und Easyjet habe gar kein Interesse an den Start- und Landerechten der vor zwei Jahren zusammengebrochenen Airline gezeigt.