Thomas Cook sichert Überleben
Thomas Cook hat sich die nötigen Mittel gesichert, um einen weiteren harten Winter zu überstehen. Allerdings machte das Management keine Hoffnungen auf eine schnelle Wende. Der Reiseveranstalter könne sich nicht vom Markt abkoppeln, der von Rabattschlachten und Überkapazitäten geprägt werde.hip London – Thomas Cook hat überraschend schwache Zahlen für das Ende März abgelaufene Winterhalbjahr vorgelegt und für den weiteren Jahresverlauf ein niedrigeres Ergebnis als im Vorjahr in Aussicht gestellt. Rabattschlachten und Überkapazitäten sowie steigende Treibstoffkosten machen der gesamten Touristikbranche zu schaffen. Während Reiseziele wie die Türkei, die den Veranstaltern niedrige Margen bringen, bei den Kunden hoch im Kurs stehen, hat das Interesse an Ländern wie Spanien nachgelassen, in die sonnenhungrige Reisende nach den islamistischen Terroranschlägen in Istanbul und Nordafrika umgelenkt worden waren. Dort machen den Firmen zudem steigende Hotelkosten zu schaffen. Goodwill abgeschriebenDer 178 Jahre alte Reiseveranstalter schrieb zudem 1,1 Mrd. Pfund Goodwill ab, der noch auf die Übernahme von Mytravel zurückgeht. Der einst unter dem Namen Airtours bekannte britische Reiseveranstalter schlüpfte 2007 unter das Dach von Thomas Cook, die damals noch zu KarstadtQuelle gehörte. Die Ungewissheit rund um den Brexit zwang das Unternehmen nun, den seitdem mitgeschleppten Goodwill komplett aus den Büchern zu tilgen. “Die meisten von Ihnen sind von der Goodwill-Abschreibung wohl nicht überrascht worden”, sagte Finanzchef Sten Daugaard vor Analysten unter Verweis auf frühere Aussagen des Unternehmens zu diesem Thema.Unter dem Strich stand schließlich ein den Aktionären zuzurechnender Verlust von 1,47 (i.V. 0,26) Mrd. Pfund. Die Nettoverschuldung lag bei 1,25 (0,89) Mrd. Pfund. Das bereinigte operative Ergebnis kam mit -245 (-170) Mill. Pfund unter den Markterwartungen herein. Im laufenden Halbjahr werde es unter dem Vorjahreswert bleiben, kündigte Daugaard an. Die Analysten von Barclays rechnen deshalb für das Gesamtjahr mit einem bereinigten operativen Ergebnis von bestenfalls 174 Mill. Pfund. Der von Bloomberg ermittelte Schnitt der Analystenschätzungen lag dagegen bislang bei 266 Mill. Pfund. Der UBS-Analyst Cristian Nedelcu hat aktuell 257 Mill. Pfund auf der Rechnung.Er würde für das Ende September ablaufende Halbjahr keinen positiven Free Cash-flow in sein Spreadsheet eintragen, riet Daugaard den Analysten. Thomas Cook fuhr das Angebot angesichts der schwachen Nachfrage bereits zurück und trat zudem auf die Kostenbremse. “Wir tun alles, was wir können, um den Druck so weit wie möglich zu mildern”, sagte Chief Executive Peter Fankhauser und wirkte dabei reichlich zerknirscht. Mehrere AngeboteZum angestrebten Verkauf der Fluggesellschaften, zu denen auch die deutsche Condor gehört, gab es keine Neuigkeiten. Allerdings sicherte sich das Management eine zusätzliche Bankfazilität im Volumen von 300 Mill. Pfund, mit deren Hilfe Thomas Cook über den kommenden Winter kommen will. Daugaard zufolge steht sie dem Unternehmen auch dann zur Verfügung, wenn die Airline-Sparte nicht verkauft wird. Die Downgrades der Ratingagenturen hätten sich auf die Verfügbarkeit von Commercial Paper ausgewirkt, gab der CFO zu. Die Laufzeiten der Schuldentitel seien nun kürzer als in der Vergangenheit.”Wir haben mehrere Angebote erhalten, für das ganze und für Teile des Airline-Geschäfts”, sagte Fankhauser. Das Interesse bewege sich auf einem “gesunden Niveau”. Es handele sich um “glaubwürdige Bieter”. Es sei auch möglich, dass man Condor allein verkaufe. Die Lufthansa hat bereits ihr Interesse bekundet und ein unverbindliches Angebot abgegeben. Auch die Private-Equity-Gesellschaft Indigo Partners wurde an der Börse als möglicher Käufer ins Rennen geworfen. Zum Wert der alternden Flugzeugflotte und der Slots an den Flughäfen Frankfurt, München und Gatwick gehen die Meinungen in der Branche auseinander. British Airways sei immer noch dabei, die Slots von Monarch in Gatwick zu absorbieren. Und Easyjet habe gar kein Interesse an den Start- und Landrechten der vor zwei Jahren zusammengebrochenen Airline gezeigt. Man werde “zu gegebener Zeit” weitere Einzelheiten nennen, sagte Fankhauser. Man habe auch einen Plan, wie die “RemainCo” aussehen soll, sagte Daugaard. Aber zum derzeitigen Zeitpunkt wolle man sich nicht dazu äußern.Die Aktie verlor in London 15 % auf 19,61 Pence.