Thyssen kommt beim Verkauf von Marine Systems voran
Fortschritte beim Portfolio-Umbau von Thyssenkrupp
Carlyle untermauert Interesse an Einstieg in Rüstungssparte – Vorstandschef Miguel López: „So weit wie noch nie“
ab Düsseldorf
In den Portfolio-Umbau von Thyssenkrupp kommt Bewegung. Der Finanzinvestor Carlyle, der seit März einen vertieften Blick in die Bücher der Rüstungssparte Marine Systems geworfen hat, intensiviert die Gespräche über den Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung. Das berichtet Reuters mit Verweis auf mit dem Vorgang vertraute Personen. Zugleich habe die KfW, die den Erwerb einer Sperrminorität ins Auge fasst, eine erste Prüfung abgeschlossen. Nun werde gemeinsam an einem Modell gearbeitet. Bei Thyssenkrupp verbliebe lediglich eine Minderheit.
Sollten die laufenden Gespräche in einem Deal münden, könnte der seit Juni 2023 amtierende Vorstandschef Miguel López endlich einen Vollzug beim avisierten Portfolioumbau verkünden und den Vorwurf des Ankündigungsweltmeisters entkräften. Fortschritte beim Portfolio-Umbau hätten nach Einschätzung von López das Potenzial, den Aktienkurs wieder in Schwung zu bringen. López´ bisherige Bilanz fällt mau aus: Seit Juni 2023 bis heute hat die Aktie weitere 40% an Wert eingebüßt.
Alternative: Spin-off
Grundsätzlich fährt der Traditionskonzern bei der Trennung oder Verpartnerung von Marine Systems zweigleisig. „Wir verfolgen zwei Pfade, die uns die maximale Flexibilität geben“, hatte López erst Anfang der Woche vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf erklärt und angefügt: „Wir sind so weit wie noch nie.“ Neben dem Einstieg von Carlyle und/oder KfW sei auch ein Spin-off denkbar. „Damit haben wir eine echte Alternative in der Hand“, versuchte López, den Preis zu treiben. Laut Reuters könnte die Sparte, die knapp 8.000 Beschäftigte zählt, mit 1,2 bis 1,6 Mrd. Euro bewertet werden.
Das Vollstrecken des seit Jahren angekündigten Portfolio-Umbaus steht für López neben der Verbesserung der Profitabilität aller Geschäft ganz oben auf der Prioritätenliste. Dabei gibt es auch in der Stahlsparte Fortschritte. Nachdem der Aufsichtsrat vor wenigen Wochen den Einstieg des Milliardärs Daniel Křetínský mit zunächst 20% gutgeheißen hat, gibt es nun auch grünes Licht seitens des Bundeskartellamts. Ziel bleibt allerdings ein 50:50-Joint-Venture, wie López nicht müde wird zu betonen. Damit könnte die mitten in der Transformation steckende Sparte endlich dekonsolidiert werden.
Mit Marine Systems könnte nach einem etwaigen Einstieg von Carlyle und KfW vergleichbar verfahren werden. Wie Reuters schreibt, könnte die Transaktion womöglich schon im September perfekt gemacht werden. Die Verselbständigung der Sparte könnte der Auftakt zur Branchenkonsolidierung in Europa sein.