Thyssenkrupp-Eigner streben große Paketlösung an

Ein neuer Aufsichtsratschef und ein dauerhafter CEO Kerkhoff sollen die geplante Aufspaltung umsetzen

Thyssenkrupp-Eigner streben große Paketlösung an

cru Frankfurt – Für die außerordentliche Aufsichtsratssitzung am Sonntag streben die beiden Thyssenkrupp-Großaktionäre, die Krupp-Stiftung und der Finanzinvestor Cevian, sowie die IG Metall und der Vorstand die große Paketlösung an: Wenn alles perfekt läuft, wird nicht nur Interimschef Guido Kerkhoff zum dauerhaften CEO gekürt, sondern auch ein neuer Aufsichtsratschef verkündet. Beide zusammen sollen dann die Strategie der Aufspaltung in einen Industriegüter- und einen Stahlkonzern umsetzen, die Kerkhoff als Kompromiss zwischen den Positionen von Cevian und IG Metall hat entwerfen lassen – und zwar von der Investmentbank Goldman Sachs, die dabei auf die ausführliche Vorarbeit des Konkurrenten Macquarie als Berater der IG Metall zurückgreifen konnte.Eine Mehrheit für die Aufspaltungspläne und für Kerkhoff als CEO ist im Aufsichtsrat gesichert, da schon allein die IG Metall über 10 der 18 Stimmen verfügt und auch Cevian mit einer Stimme sowie die Krupp-Stiftung mit zwei Stimmen Kerkhoffs Pläne stützen.Das Ergebnis des von Kerkhoff herbeigeführten Strategiekompromisses zwischen Cevian und IG Metall lautet: Die Kernsparte für Aufzüge wird weder mit dem Konkurrenten Kone fusioniert, wie Cevian das wollte, noch teilweise an die Börse gebracht, sondern die Aufzugssparte bildet nun den Kern des renditestarken reinen Industriegüterkonzerns, den der Kapitalmarkt wollte, und an dem der schwächere Stahlkonzern als Absicherung für schwierige Zeiten beteiligt bleibt. Ernüchterung an der BörseAuf die spontane Begeisterung des Kapitalmarkts über die Ankündigung der Aufspaltung von Thyssenkrupp in einen Industriegüterkonzern und einen Stahlkonzern folgte allerdings am Freitag die Ernüchterung: Der Kurs der Thyssenkrupp-Aktie sank nach dem Kurssprung um 10 % vom Donnerstag um zeitweise 1 % auf 21,84 Euro. Offenbar setzte sich unter Investoren die Erkenntnis durch, dass wesentliche Details der Aufspaltungspläne noch nicht ausgearbeitet sind und dass die klare Trennung in stetiges Industriegütergeschäft und zyklisches Stahlgeschäft nichts an den Renditeproblemen der einzelnen Sparten ändert.Dabei sind wesentliche Fragen ungeklärt: Wie hoch wird die Beteiligung ausfallen, die der Stahlkonzern Thyssenkrupp Materials am Industriegüter-Schwesterkonzern Thyssenkrupp Industrials hält? Die Investmentbank J.P. Morgan schätzt den Minderheitsanteil auf 10 % bis 50 %.Bei einem hohen Anteil würden die Anteile der alten Thyssenkrupp-Aktionäre beim neuen Industriegüterkonzern deutlich geringer ausfallen. Der Industriegüterkonzern wäre künftig ein normaleres Unternehmen, weil die besondere Rolle der Krupp-Stiftung und des Finanzinvestors Cevian mit ihren divergierenden Interessen an Bedeutung abnähme.Eine weitere offene Frage ist die Dax-Notierung von Thyssenkrupp: Je nach Verteilung der hohen Schulden und schweren Pensionslasten auf die beiden neuen Schwesterkonzerne werden eines oder beide neuen Unternehmen den Dax verlassen müssen.Die britische Investmentbank Barclays hatte statt einer Aufteilung in “gute” und “schlechte” Unternehmensteile eher mit einer Abspaltung von einzelnen Bereichen gerechnet, schreibt Analyst Lars Brorson. Er hält den Beschluss aber dennoch für sinnvoll und glaubt, dass in Kürze auch Klartext in puncto neuer Konzernchef geredet werde. Sorgen um die Gewinnqualität und die Bilanz bestünden jedoch weiter. Langer Weg zu gehenAuch die Baader Bank hält die angekündigte Aufspaltung für sinnvoll, schreibt Analyst Christian Obst. Die angestrebte Wertschöpfung werde aber nicht von heute auf morgen erfolgen. Aus Sicht von Kepler Chevreux ist die Aufspaltung insofern eine Überraschung, als Thyssenkrupp erst noch einen neuen Aufsichtsratschef sowie einen neuen, dauerhaften Vorstandschef präsentieren müsste, schreibt Rochus Brauneiser.