ThyssenKrupp vor Rückkehr in Gewinnzone
Nach drei Krisenjahren mit Nettoverlusten von mehr als 8 Mrd. Euro will ThyssenKrupp im laufenden Turnus wieder einen kleinen Gewinn erwirtschaften. Nach einem besser als allgemein erwartet ausgefallenen dritten Quartal hob der Vorstand erneut seine Prognosen an. Von der Russland-Krise ist der Konzern nicht betroffen.ahe Düsseldorf – Nach einem starken dritten Quartal hat der Stahl- und Industriegüterhersteller ThyssenKrupp seine Erwartungen für das Gesamtjahr 2013/14 (30. September) noch einmal leicht erhöht. Der operative Gewinn soll sich verdoppeln. Und auch auf Nettoebene soll der Break-even geschafft und unter dem Strich damit ein leicht positives Ergebnis ausgewiesen werden. “Wir erwarten zum Jahresende schwarze Zahlen”, betonte Finanzvorstand Guido Kerkhoff in einer Telefonpressekonferenz.In den vergangenen drei Jahren hatte ThyssenKrupp jeweils Milliardenverluste ausgewiesen. Allein 2012/13 hatte der Dax-Konzern noch einmal ein negatives Nettoergebnis von 1,6 Mrd. Euro verbucht. Bislang hatte Thyssen für die laufende Periode nur deutliche Verbesserungen “in Richtung eines wieder ausgeglichenen Jahresergebnisses” angekündigt. Beim bereinigten Ebit hatte der Konzern bereits im Mai die Prognose angehoben und seither in Aussicht gestellt, das Vorjahresniveau von 586 Mill. Euro werde sich “nahezu verdoppeln”. Prognose erneut angehobenOb mit der mittlerweile als sicher erachteten Rückkehr in die Gewinnzone auch eine Wiederaufnahme der Dividendenzahlung möglich wird, ließ Kerkhoff noch offen. Mit dem Thema habe sich der Vorstand noch nicht befasst, sagte er und verwies zugleich darauf, dass trotz des positiven Jahresüberschusses der freie Cash-flow 2013/14 noch im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich negativ ausfallen werde.Das Frühlingsquartal von April bis Juni fiel bei ThyssenKrupp insgesamt deutlich besser aus als von Analystenseite erwartet. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) wurde auf 398 (i.V. 136) Mill. Euro nahezu verdreifacht. Der Essener Konzern verbuchte jetzt bereits das siebte Quartal in Folge eine operative Ergebnisverbesserung im Jahresvergleich. Der Periodenüberschuss fiel mit 39 (-395) Mill. Euro nicht ganz so gut aus wie erwartet, was aber im Wesentlichen an Steuereffekten lag, die nach den Worten von Kerkhoff unterjährig schwer zu prognostizieren sind. Kostensenkungen helfenDie Ebit-Verdoppelung im Gesamtjahr will ThyssenKrupp schaffen, obwohl das europäische Stahlgeschäft (Steel Europe) im derzeit laufenden Abschlussquartal schon absehbar kein gutes Ergebnis erzielen wird. Zu den üblichen saisonalen Effekten kommt noch ein Produktionsausfall aufgrund von Erneuerungsarbeiten am Hochofen 2 in Duisburg-Schwelgern, dem größten Hochofen in Europa. Zudem hat der Sturm “Ela” im Juni auch die Stahllogistik getroffen. Nachwehen hiervon sind auch im Schlussquartal noch zu spüren.Steel Europe konnte im dritten Quartal das Ergebnis deutlich verbessern. Hierzu trugen aber vor allem die eingeleiteten Kosten- und Effizienzprogramme bei, die im ThyssenKrupp-Konzern 2013/14 insgesamt Ergebnisverbesserungen von 850 Mill. Euro bringen sollen. Deutliche Ergebnisverbesserungen kommen in diesem Jahr auch aus dem amerikanischen – sprich: brasilianischen – Stahlgeschäft. Steel Americas erreichte im dritten Quartal bereits ein positives bereinigtes Ebit von 16 Mill. Euro – vor einem Jahr war noch ein Minus auf operativer Ebene von 193 Mill. Euro verbucht worden. Das Komponentengeschäft (Components) wird im Gesamtjahr ein etwas schwächeres Ergebnis ausweisen. Anhaltende Gewinnverbesserungen werden dagegen im Aufzugsgeschäft und im Bereich Industrial Solutions erwartet.Von den Folgen der Ukraine-Krise sieht sich ThyssenKrupp nicht betroffen, da der Konzern weder in der Ukraine noch in Russland mit eigener Produktion groß aktiv ist. Das wichtigste Geschäft in Russland ist noch der Verkauf von Aufzügen in Großstädten wie Moskau. Finanzchef Kerkhoff hält allenfalls indirekte Beeinträchtigungen des Geschäfts durch die Krise für möglich, sollten wichtige Kunden wie die Automobilhersteller nachhaltig unter den Folgen leiden. Magere EigenkapitalquoteDie Nettofinanzschulden sanken in den ersten neun Monaten von 5,0 auf jetzt 4,1 Mrd. Euro. Das Gearing betrug dennoch 130 %, und die Eigenkapitalquote liegt weiterhin bei mageren 9,0 %. Kerkhoff räumte ein, dass diese Quote im Vergleich sehr niedrig sei. Der Marktwert des Eigenkapitals liege aber mehr als dreimal so hoch wie sein Buchwert, was vor allem an den hohen stillen Reserven des Konzerns liege. ThyssenKrupp sei auf der Liquiditätsseite gut aufgestellt, sagte Kerkhoff. Eine weitere Kapitalerhöhung sei nicht geplant.