Tiefe Krise bei Schmolz + Bickenbach
Die Coronakrise hat den gerade geretteten Stahlkonzern Schmolz + Bickenbach voll erwischt. Im ersten Quartal rutschte das Unternehmen tief in die roten Zahlen. Der Fokus des Vorstands liegt jetzt auf der kurzfristigen Sicherung der Liquidität und einer Fortsetzung des Sanierungskurses.ak Köln – Schmolz + Bickenbach steckt erneut in akuten finanziellen Schwierigkeiten. Der Stahlkonzern leidet erheblich unter den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie. Der Absatzmarkt Automobilindustrie ist zum Ende des ersten Quartals weitgehend weggebrochen. Das Unternehmen fuhr zwischen Januar und März einen Nettoverlust von 42 Mill. Euro ein. Die Absatzmenge ging um 17 %, der Umsatz um 20 % zurück. Der freie Cash-flow belief sich auf – 87 Mill. Euro.Das Hauptaugenmerk liege verstärkt auf kurzfristigen Liquiditätssicherungsmaßnahmen, teilte der Vorstand mit. “Aus heutiger Sicht erwarten wir frühestens gegen Ende des ersten Halbjahres 2020 eine einsetzende graduelle Normalisierung der Nachfrage.” Für die zweite Jahreshälfte hofft Schmolz+Bickenbach auf eine Erholung, eine Prognose wollte das Management jedoch nicht abgeben. Im Quartalsbericht heißt es, dass an einigen Standorten Kurzarbeit geleistet wird und staatliche Hilfsprogramme genutzt werden. Das operative Ergebnis Ebitda belief sich in den ersten drei Monaten auf – 7,6 Mill. Euro, nachdem im Vorjahr noch ein Gewinn von 39 Mill. Euro verbucht worden war.Der Nachfrageeinbruch – vor allem bei Qualitäts- und Edelbaustahl ging der Umsatz um 31 % zurück – trifft den Konzern mitten in der Sanierung. S+B war erst im Herbst knapp an der Insolvenz vorbeigeschlittert. Nach einem Machtkampf unter den Großaktionären waren die deutschen Gründerfamilien ausgestiegen. Eine Kapitalerhöhung, die von dem Milliardär und Eigentümer des Autoimporteurs Amag, Martin Haefner, getragen wurde, rettete das schweizerische Unternehmen mit deutschen Wurzeln, das 2015 seinen Sitz von Düsseldorf nach Luzern verlagert hatte.Die Nettoverschuldung ist durch die Kapitalspritze im Vergleich zum Jahreswechsel um ein Viertel auf 609 Mill. Euro gesunken. Die Eigenkapitalquote, die auf unter 10 % gefallen war, betrug zum 31. März knapp 23 %. Schmolz + Bickenbach nennt im Zwischenbericht einen aktuellen finanziellen Spielraum von knapp 340 Mill. Euro aus Liquidität und nicht gezogenen Kreditlinien. Nach der Kapitalerhöhung von 325 Mill. sfr im Januar hatte das Unternehmen ein Rückkaufangebot für die bis 2022 laufende Anleihe wegen des Kontrollwechsels unterbreiten müssen. Der Konzern hat Bonds im Nennwert von 329 Mill. Euro zurückerworben. Der neue Großaktionär Haefner hatte außerdem ein Aktionärsdarlehen von 95 Mill. Euro gewährt.S+B will die Sanierung vorantreiben. Als dringendste Projekte nannte der Konzern die Sanierung der 2018 übernommenen französischen Ascometal, den Turnaround von Finkl Steel in Nordamerika, die Restrukturierung der Steeltec Gruppe wie auch “Personalmaßnahmen” und operative Verbesserungen bei der Tochter Deutsche Edelstahlwerke.S+B, die sich bei rostfreiem Langstahl und Werkzeugstahl mit an der Weltspitze sieht und einen Jahresumsatz von rund 3 Mrd. Euro verzeichnet, ist an der Börse mittlerweile ein Penny Stock und wird aktuell mit etwa 360 Mill. Euro bewertet.