Verkauf des Festnetzes

Telecom Italia hofft auf baldige Einigung mit KKR

Telecom Italia hat im zweiten Quartal erstmals seit fünf Jahren einen Umsatzzuwachs in Italien verbucht. Doch der Nettoverlust hat sich im Halbjahr fast verdoppelt und die Schulden sind weiter gestiegen.

Telecom Italia hofft auf baldige Einigung mit KKR

Telecom Italia (TIM) hat für das erste Halbjahr erstmals seit fünf Jahren steigende Umsätze und Margen auf dem Heimatmarkt Italien vermeldet. Allerdings hat sich der Nettoverlust im Konzern fast verdoppelt auf 813 Mill. Euro, und die Verschuldung ist um weitere 800 Mill. Euro auf 26,2 Mrd. Euro gestiegen, was CEO Pietro Labriola mit höheren Investitionen etwa für das 5G-Netz, aber auch Sonderfaktoren begründete. Der Konzernchef hofft bis zum 30. September auf ein verbindliches Angebot des US-Investors KKR für das Festnetzgeschäft, das „aus strategischen Gründen“ verkauft werden soll.

TIM hofft auf baldige Einigung mit KKR

Viele offene Fragen und Hindernisse – Hoher Halbjahresverlust und steigende Schulden

bl Mailand

Labriola sieht TIM auf einem gutem Weg, erstmals seit zwölf Jahren zweimal hintereinander die Jahresprognosen zu erfüllen. Der Umsatzanstieg um 3,5% auf 7,8 Mrd. Euro im ersten Halbjahr war vor allem auf das dynamische Brasiliengeschäft mit einem Umsatzbeitrag von 1,1 Mrd. Euro (plus 17,3%) sowie Erlöszuwächsen der Business-Einheit Geschäftskunden zurückzuführen. Deutlich rückläufig war dagegen erneut die Sparte mit Privatkunden.

Dennoch wuchsen die Einnahmen in Italien im zweiten Quartal um 0,6% auf 2,9 Mrd. Euro. Der Unternehmensverlust ist im zweiten Quartal mit 124 Mill. Euro niedriger ausgefallen als in der Vorjahresperiode. Labriola wertete die Ergebnisse als ermutigend und entscheidend für die Wiedergewinnung von Glaubwürdigkeit des Unternehmens auf den Märkten. TIM hat die Preise auf dem Heimatmarkt zuletzt angehoben.

Im Hinblick auf den geplanten Ver­kauf des Festnetzgeschäfts rief der CEO alle Beteiligten zum Dialog auf. Die Ausgliederung dieser Sparte sei eine Chance für das Unternehmen, das
mit den daraus resultierenden Einnahmen nicht nur seine Verschuldung reduzieren könne, weil dem Vernehmen nach bis zu 10 Mrd. Euro Schulden auf das Festnetz übertragen werden sollen. TIM könne damit auch mehr investieren, wachsen und mehr an die Aktionäre ausschütten.

Labriola führt derzeit Exklusivverhandlungen mit KKR über den Verkauf des Festnetzes. Die Amerikaner sollen bis zu 23 Mrd. Euro angeboten haben. Doch es gibt eine Vielzahl von Hindernissen und offenen Fragen, die einen Verkauf erheblich erschweren.

Hauptproblem ist, dass TIM-Großaktionär Vivendi (23,9%) das Angebot für viel zu niedrig hält und mehr als 30 Mrd. Euro fordert. Es kommt hinzu, dass die Regierung in Rom zumindest eine Teilkontrolle über das Festnetzgeschäft, das sie für strategisch hält, behalten will. Gerüchten zufolge ist KKR offen, Partner mit ins Boot zu holen, auch um die „italianità“ dieser Sparte sicherzustellen. Womöglich könnte dabei auch die mehrheitlich staatliche Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP), die derzeit mit 10% an TIM beteiligt und außerdem Mehrheitsaktionär der Netzgesellschaft Open Fiber ist, einen Minderheitsanteil übernehmen. Das aber könnte wiederum kartellrechtliche Probleme mit sich bringen. Die Situation ist also nach wie vor verworren. Labriola hofft dennoch, den Verkauf der Festnetzsparte bis in etwa einem Jahr abschließen zu können. Der Kurs des an der Börse mit knapp 4 Mrd. Euro bewerteten Unternehmens gab am Donnerstag deutlich nach.

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