Tochter übernimmt Pfleiderer

Künftig in Warschau börsennotiert - Investoren wollen mit Gewinn aussteigen

Tochter übernimmt Pfleiderer

wb Frankfurt – Der 2012 in die Insolvenz gegangenen Holzwerkstoffspezialist Pfleiderer aus Neumarkt in der Oberpfalz kommt wieder an die Börse – aber nicht in Frankfurt wie vormals sondern huckepack in Warschau. Das nach der Pleite eingestiegene Vehikel Atlantik, hinter dem Institutionelle um den Restrukturierer Michael Keppel stehen, hat über die Börsennotiz der Pfleiderer-Tochter in Polen einen Weg gefunden, um mit Gewinn sukzessive auszusteigen. Derzeit wirbt das Management bei Investoren für den Deal, bei dem die Deutsche Bank in London federführend berät. Hinter Atlantik mit Sitz in Luxemburg verbergen sich vor allem frühere Pfleiderer-Gläubiger, die mit Abschlag in die Darlehen eingestiegen waren.Die Aktionäre der Pfleiderer Grajewo, die zu 65 % Atlantik gehört, haben jüngst in einer außerordentlichen Hauptversammlung einer Kapitalerhöhung über die Ausgabe von bis zu 40 Millionen neuen Aktien zur Finanzierung der vollständigen Integration der Pfleiderer GmbH zugestimmt. Die Transaktion wird als “umgekehrter Unternehmenserwerb” der GmbH durch die Pfleiderer Grajewo strukturiert werden. Grajewo beschafft sich über die Kapitalerhöhung mehr als 200 Mill. Euro. Das heißt: Die kleinere Tochter, die lediglich mit 11 Mill. Euro in der Kreide steht, übernimmt die größere Mutter, wobei sich Atlantik in der Grajewo-Kapitalerhöhung verwässern lässt und die Mehrheit verliert. Atlantik will später weitere Blocks an Pfleiderer Grajewo verkaufen. Die Lock-up beträgt sechs Monate.Neben der Finanzierung der Übernahme der GmbH plant Grajewo die Senkung ihrer Verschuldung nach dem Abschluss des Deals auf ein Verhältnis von Nettofinanzschulden zu bereinigtem Ebitda von 1,5 bis 2,0. Das Erreichen hänge von den Ergebnissen des Bookbuilding “sowie anderen Faktoren und Unsicherheiten” ab. Angestrebt werden Synergien von bis zu 30 Mill. Euro p.a. bis Ende 2018. Inzwischen hat sich Pfleiderer berappelt, die Insolvenz ist Vergangenheit. 2014 fand die Gruppe aus der Oberpfalz mit einer Anleihe über 322 Mill. Euro an den Kapitalmarkt zurück. Bei einer Laufzeit bis 2019 liegt der Kupon bei 7,875 %. Deutsche Bank, Commerzbank, Goldman Sachs und BNP Paribas begleiteten die Emission. In der Folge wurden alle Altschulden abgelöst und eine langfristige Kreditlinie über 60 Mill. Euro vereinbart. Den High-Yield-Bond soll das künftig integrierte Unternehmen bedienen, dem auch der Cash-flow im Osten zur Verfügung steht. Die Zustimmung der Gläubiger wird derzeit eingeholt. Ratingagenturen hatten lange die bei Atlantik quasi geparkten Schulden zu den Pfleiderer-Verbindlichkeiten addiert.Der Konzernumsatz stieg in den ersten sechs Monaten um 2,3 % auf 497 Mill. Euro, zu dem Westeuropa 326 Mill. (plus 3,5 %) beitrug und der Osten 190 Mill. (plus 2 %). Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) stieg um 10,3 % auf 64,5 Mill. Euro. Der Nettogewinn sank aber um 4,8 % auf 14,0 Mill. Euro. Die Nettoschulden wurden von 324 Mill. Euro Ende 2014 auf 269 Mill. Euro per 30. Juni reduziert.