Mischkonzern

Toshiba kündigt Aufspaltung in drei Teile an

Das 146 Jahre alte Konglomerat Toshiba wird sich in drei selbständige Einheiten zerlegen. Damit kommt das Unternehmen der Forderung von ausländischen Anteilseignern nach, die sich davon eine erhöhte Profitabilität versprechen.

Toshiba kündigt Aufspaltung in drei Teile an

mf Tokio

Der japanische Mischkonzern Toshiba will sich in drei selbständige Einheiten zerlegen, um die Profitabilität zu steigern. Damit reagiert das Traditionsunternehmen auf die Forderung von ausländischen Anteilseignern nach einer Erhöhung des Unternehmenswerts. „Jeder Ge­schäftsbereich braucht mehr Flexibilität, um seine Marktchancen und Herausforderungen zu meistern und seine Wettbewerbsposition zu verbessern“, begründete CEO Satoshi Tsunakawa das Ergebnis einer fünfmonatigen Strategieüberprüfung.

Separate Listings geplant

Das 146 Jahre alte Konglomerat besteht derzeit aus sieben Sparten mit 296 Gesellschaften und 117000 Beschäftigten. Daraus sollen drei Einheiten werden: Das Energie-, In­frastruktur- und Digitalgeschäft einerseits sowie die Halbleiter- und Festplattensparte andererseits werden abgespalten und separat bis März 2024 an die Börse gebracht. Die Altaktionäre sollen Papiere der ausgegliederten Gesellschaften erhalten. Beim Ursprungskonzern verbleiben der Speicherchiphersteller Kioxia und der Büroausrüster Toshiba Tec.

Es ist das erste Mal in Japan, dass sich ein Konglomerat komplett aufspalten will. Zugleich folgt Toshiba dem Vorbild seines Geschäftspartners General Electric, der gerade seine Zerlegung beschlossen hat. Laut Tsunakawa will das mächtige Indus­trieministerium METI dem Umbau zustimmen. Die Aktionäre sollen den Plan auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im Sommer 2022 absegnen.

Die Aufspaltung dürfte jedoch auf heftigen Widerstand aus den Reihen der 30 aktivistischen Anteilseigner treffen, die nach einem Bilanzskandal und der Insolvenz der US-AKW-Sparte vor vier Jahren über eine Ka­pitalerhöhung von 600 Mrd. Yen (4,6 Mrd. Euro) eingestiegen waren. An­ders als Tsunakawa, der einen Rückzug von der Börse ausdrücklich ausschloss, bevorzugen sie eine Privatisierung, die den Konzernwert ihrer Meinung nach am meisten er­höhen würde. Gegenüber der „Financial Times“ erklärten neun aktivistische Anteilseigner, die insgesamt 30% des Kapitals halten, der Vorschlag sei „enttäuschend“ und „unrealistisch“.

Die britische Private-Equity-Gesellschaft CVC Capital Partners hatte Toshiba im April eine Übernahme für 20 Mrd. Dollar inklusive Delisting angeboten. Nach dem Rücktritt des damaligen CEO Nobuaki Kurumatani, der früher CVC Japan leitete, zogen die Briten die Offerte jedoch zurück, weil das neue Management auf Zeit spielte. Dennoch blieb der Aktienkurs auf dem damals erreichten hohen Stand. Viele Anleger spekulierten auf höhere Kaufgebote.

Ausschüttung winkt

Doch CEO Tsunakawa lockt unzufriedene Aktionäre damit, dass To­shiba seinen 40-Prozent-Anteil am Speicherchiphersteller Kioxia verkaufen und den Nettoerlös komplett ausschütten werde. Die Mehrheit an der 2018 ausgegliederten Tochter für Nand-Chips hält der US-Finanzinvestor Bain Capital. Außerdem sollen im Verlauf der nächsten zwei Jahre 100 Mrd. Yen (763 Mill. Euro) an die Aktionäre fließen. Unter den jüngsten Skandal zog Tsunakawa einen Schlussstrich. In einem am Freitag vorgelegten Bericht betonte der Konzern, Top-Manager wie der damalige CEO Kurumatani hätten nur die unternehmerische Ethik verletzt, als sie mit dem METI gegen ausländische Investoren kungelten.

Wertberichtigt Seite 6

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