Toyota hebt Ausblick unerwartet an
Während deutsche Autobauer zuletzt reihenweise ihren Ausblick wegen der Umstellung auf den WLTP-Prüfzyklus anpassen mussten, hat der japanische Wettbewerber Toyota überraschend seinen Ausblick angehoben. Der drittgrößte Autobauer der Welt profitiert vom Sparkurs und dem schwachen Yen.mf Tokio – Dank der Abwertung der Heimatwährung und einem konsequenten Sparkurs hat sich Japans größter Autobauer Toyota gegen den weltweiten Trend in der Automobilbranche gestemmt und nach der Hälfte des Geschäftsjahres (Bilanzstichtag 31. März 2019) die Prognose angehoben. Toyota belohnt die Aktionäre zum Halbjahr mit einer Dividende auf Vorjahresniveau (100 Yen) und einem Rückkauf von bis zu 1,44 % der ausstehenden Aktien (rund 42 Millionen Stück) für maximal 250 Mrd. Yen. Die Aktie zog am Dienstag um 2,6 % an.Toyota erwartet nun einen Nettogewinn von 2,3 Bill. Yen bzw. umgerechnet 17,8 Mrd. Euro – das sind 8,5 % mehr als bislang vorhergesagt, aber immer noch nahezu 8 % weniger als im Vorjahr. Operativ rechnet der japanische VW-Rivale mit einem Ergebnis von 2,4 Bill. Yen, 4 % über der alten Prognose und damit so viel wie im Vorjahr. Nach 29 Bill. Yen 2017 prognostiziert Toyota nun einen Umsatz von 29,5 Bill. Yen. Die Absatzprognose von 8,9 Millionen Fahrzeugen für 2018/19 wurde unverändert beibehalten. Einschließlich der Töchter Hino (Nutzfahrzeuge) und Daihatsu (Kleinwagen) will die japanische Gruppe im Kalenderjahr 2018 10,5 Millionen Autos verkaufen. Damit dürfte Toyota hinter Volkswagen und dem Renault-Nissan-Mitsubishi-Verbund wie im vergangenen Jahr auf dem dritten Platz der globalen Autoliga landen. Währungseffekte helfenDer verbesserte Ausblick resultiert vor allem aus Währungseffekten. Die alte Prognose wurde mit 106 Yen/Dollar und 126 Yen/Euro recht konservativ kalkuliert. Die neue Prognose basiert auf 110 Yen/Dollar und 130 Yen/Euro. Das kommt den tatsächlichen Wechselkursen der vergangenen Monate nahe. Die angepasste Kursbasis erhöht den Währungsbeitrag zum operativen Gewinn 2018/19 um 125 Mrd. Yen. Der Währungseffekt entsteht dadurch, dass Toyota Autos aus Japan exportiert und im Ausland verkauft. Bei der Rückführung der Einnahmen nach Japan wachsen die Gewinne entsprechend der Abwertung der Heimatwährung. Das verschafft Toyota einen finanziellen Vorteil gegenüber VW. Die Wolfsburger produzieren die Fahrzeuge für ihren wichtigsten Absatzmarkt China vor Ort. Die Japaner exportieren mehr als die Hälfte ihrer Heimatproduktion von rund 3 Millionen Fahrzeugen.Im Quartal zwischen Juli und September steigerten die Japaner ihren Betriebsgewinn um 11 % auf 579 Mrd. Yen. Das war deutlich mehr als erwartet. Unterm Strich blieben 585 Mrd. Yen (+28 %). Die operative Marge stieg um 0,6 Prozentpunkte auf 7,9 % und die Nettomarge um 1,4 auf 8,0 %. Damit dürfte Toyota die höchste Nettorendite aller Volumenhersteller erzielt haben. Der Premium-Autobauer Daimler schaffte nach neun Monaten nur 7,9 % und Volkswagen nur 6,4 %. Der Toyota-Umsatz wuchs um 2 % auf 7,3 Bill. Yen (knapp 57 Mrd. Euro). Das Gewinnplus basierte auf Einsparungen von 15 Mrd. Yen, einem günstigeren Modellmix (+70 Mrd. Yen) und geringeren Kaufanreizen (+25 Mrd. Yen). Allerdings stieg die Zahl der verkauften Fahrzeuge nur um 8 000 auf 2,18 Millionen. Der Absatz auf den Hauptmärkten Japan und den USA sank zwar leicht, aber in China ging es um 20 % und in Europa um knapp 5 % nach oben.Die Geschäftszahlen zeigen, dass Toyota derzeit mehr auf Qualität als Quantität setzt. Die Sparmaßnahmen in Japan sollen offenbar die Rendite steigern und den teuren Umstieg auf Elektroautos mitfinanzieren. Ein Beleg für den radikalen Sparkurs ist der Beschluss, fünf Jahre lang keine neuen Stifte mehr zu kaufen. Dieser Geiz in Japan lässt sich bei der US-Tochter nicht 1 zu 1 umsetzen. Jedoch plant Toyota laut Nordamerika-Chef Jim Lentz eine Verringerung der Modellzahl, nachdem die operative Marge im Halbjahr mit 2,7 % auf den niedrigsten Wert aller Absatzregionen gesunken ist. In Europa waren es 3,9 %, in Japan 9,5 % und in Asien 10,5 %. Daher will Toyota die Marge in Nordamerika bis 2022 auf den “vernünftigen Wert” (Lentz) von 8 % steigern.