Toyota plant in Europa fürs globale Geschäft
Für den japanischen Autobauer Toyota ist der Franzose Didier Leroy schon seit 1998 tätig. Seit 2010 ist der 55-Jährige Präsident und CEO von Toyota Motor Europe mit Sitz in Brüssel. Im Interview der Börsen-Zeitung streicht er die strategische Bedeutung des europäischen und deutschen Marktes für Toyota heraus.- Wie wirkt sich die Schuldenkrise in Europa auf Toyota aus?Trotz des heftigen Rückgangs auf dem europäischen Markt haben wir unseren Absatz in jedem der vergangenen drei Jahre gesteigert. Wir wollen noch weiter wachsen, aber langfristig muss es profitabel und nachhaltig sein.- Wie wollen Sie das schaffen?Wir haben unsere Organisation drastisch durchdacht und unsere Effizienz erhöht. Der Break-even-Punkt wurde seit meinem Amtsantritt im Juli 2010 reduziert, die Fabrikauslastung maximiert, und es gab ehrgeizige Aktivitäten zur Gewinnsteigerung. Im vergangenen Jahr kehrte unser Autogeschäft in Europa (ohne Finanzdienste) erstmals seit fünf Jahren in die operative Gewinnzone zurück.- Wann erwarten Sie Licht am Ende des Rezessionstunnels?Es gibt einige positive Aktionen zur Lösung des EU-Schuldenproblems. Aber der scharfe Sparkurs begrenzt den privaten Verbrauch über die kommenden Quartale. Ab dem nächsten Jahr sollte sich die Konjunktur aber durch höhere Privatinvestitionen und Exporte langsam erholen.- Welche Rolle spielt Europa in der globalen Strategie von Toyota?In Europa tragen mehrere überlegene Autobauer mit langen und stolzen Firmengeschichten einen intensiven Wettbewerb aus. Unser Geschäft in Europa nimmt eine wachsende Rolle als globales Planungszentrum für Toyota ein, da sich die Zukunft des Fahrzeugbaus im europäischen A-, B- und C-Segment (kleine bis mittelgroße Autos) abspielt.- Was heißt das konkret?Bis 2020 übernimmt Toyota Europa zwei Schlüsselrollen: einmal als Kompetenzzentrum für Dieselautos, sensorische Qualität beziehungsweise Innendesign sowie Fahrzeugdynamik; zum anderen bei der Zusammenarbeit mit Zulieferern, Universitäten und Herstellern zur Integration der besten europäischen Technik in unsere Autos. Den Hintergrund bildet unsere neue “Global Architecture”, bei der mehr Teile über Plattformen hinweg standardisiert werden.- Entdecken die Europäer jetzt auch den Hybridmotor?Hybridautos stehen am Wendepunkt und gelten jetzt als ernsthafte Antriebsalternative zu herkömmlichen Benzin- und Dieselfahrzeugen. Toyota und Lexus haben bereits über 600 000 Hybridautos in Europa verkauft. 20 % unserer aktuellen Modellmischung in Europa (einschließlich Russland und Osteuropa) sind Hybridautos. In Deutschland sind es 26,4 % und in Frankreich mit Kaufanreizen 40 %. In den ersten Monaten von 2013 haben wir unseren Hybridabsatz um 245 % gesteigert. Toyota hält 75 % des Hybridmarktes in Europa. Mit 18 neuen Hybridmodellen bis 2015 wollen wir das Angebot noch verbreitern.- Deutsche Toyota-Händler haben sich darüber beschwert, dass sie nicht genug Fahrzeuge und Modelle bekommen.Beim Verkaufsstart für den neuen Yaris- und Auris-Hybrid bzw. RAV4 haben wir die anfängliche Nachfrage unterschätzt. Aber inzwischen haben wir die Versorgung besser gesichert, so dass es keine verzögerten Auslieferungen geben sollte.- Ist das Freihandelsabkommen, das Japan und die EU aushandeln, für Toyota von Bedeutung?Wir freuen uns über den Verhandlungsbeginn und sind davon überzeugt, dass ein ausgeglichenes Abkommen der EU und Japan nützt. Auch für Toyota wird es eine positive Wirkung geben. Allerdings produzieren wir bereits zwei Drittel der Autos, die wir in Europa verkaufen, hierzulande, nämlich in Großbritannien, Frankreich und Tschechien. Und Toyota wird die Lokalisierungsrate ihrer Fahrzeuge unabhängig von dem Abkommen vergrößern.—-Das Interview führte Martin Fritz.