Autoindustrie

Toyota sprintet zu Rekorden

Der weltgrößte Autobauer zeigte im abgelaufenen Quartal Stärke in Produktion und Gewinn, aber die Aufholjagd beim Elektro-Auto entpuppt sich als finanzieller Kraftakt.

Toyota sprintet zu Rekorden

Toyota stellt Rekorde auf

Betriebsgewinn im Quartal fast verdoppelt – Autobauer sammelt Milliarden für Elektroauto-Offensive ein

mf Tokio

Dank einer starken Nachfrage und dem schwachen Yen fährt Toyota zu neuen Rekordzahlen bei Gewinn und Absatz. Die Aktie kletterte in Tokio auf ein Allzeithoch. Dennoch hebt der weltgrößte Autobauer seine drei Monate alte Jahresprognose nicht an und konzentriert sich auf seinen großen Rückstand bei Elektrofahrzeugen, der auf Kernmärkten bereits bremst.

Der Fahrzeugriese verdiente zwischen April und Juni unterm Strich 1,3 Bill. Yen (8,4 Mrd. Euro), 78% mehr als im Vorjahr. Der Betriebsgewinn verdoppelte sich nahezu auf den neuen Höchstwert von 1,1 Bill. Yen (7,1 Mrd. Euro). Die Einnahmen sprangen um fast ein Viertel auf 10,5 Bill. Yen (67,3 Mrd. Euro). Damit hat Toyota bereits ein Drittel des avisierten operativen Gewinns und die Hälfte des Reinertrags für 2023/4 in der Kasse. „Unabhängig von den Verkaufszahlen wird die Jahresprognose nach oben korrigiert werden", meinte Seiji Sugiura, Analyst am Tokai Tokyo Research Institute.

Japans umsatzstärkster Konzern berichtete von höheren Verkaufszahlen in allen Regionen und machte dafür die gestiegene Produktivität sowie die verbesserte Versorgung mit Halbleitern verantwortlich. Man arbeite immer noch einen hohen Auftragsbestand ab. Der Absatz der Marken Toyota und Lexus kletterte um 8,4% auf über 2,5 Mill. Einheiten. Im ersten Kalenderhalbjahr produzierte der Konzern die Rekordmenge von 5,6 Mill. Autos.

Preisschub weitergereicht

Gleichzeitig konnte Toyota einen Teil der gestiegenen Materialpreise an die Kunden weiterreichen. Knapp ein Drittel des Mehrgewinns von 542 Mrd. Yen (3,5 Mrd. Euro) gegenüber dem Vorjahr ging auf das Konto von Währungseffekten, etwa durch die Bilanzierung der Auslandserträge in Yen. Das Japan-Geschäft trug mehr als 60% zum Gesamtergebnis bei, die Verkaufszahl stieg dort um rund ein Drittel. Dagegen sank in Asien inklusive China der Betriebsgewinn trotz höherem Absatz.

Aber die Geschäftszahlen enthüllten auch das große Manko von Toyota: Die sinkenden Gewinne in China und das schwache Ertragswachstum in den USA hängen auch mit den fehlenden Batteriemodellen zusammen. Jeder dritte verkaufte Toyota zwischen April und Juni hatte zwar einen Hybridmotor unter der Haube. Aber in diesen drei Monaten verkauften die Japaner ganze 29 Batterieautos, wenn man China nicht mitrechnet.

Jedoch macht der neue CEO Koji Sato Druck. Ähnlich wie Volkswagen setzt Toyota in China auf Lokalisierung. Dafür holt man Ingenieure des Joint-Venture-Partners FAW und vom Auto- und Batteriehersteller BYD ins Boot, um für den weltgrößten Automarkt konkurrenzfähige Batteriemodelle schneller zu entwickeln. BYD und Tesla haben japanische und westliche Autobauer bei Technik und Preis weit abgehängt. Im Mai setzte Toyota sich das Absatzziel von 202.000 E-Fahrzeugen für das begonnene Geschäftsjahr. „Das Erreichen hängt vom China-Geschäft ab", meinte Analyst Sugiura.

Frische Geldmittel

CEO Sato lässt bis 2026 eine komplett neue Plattform für reine Batterieautos entwickeln. Dafür nimmt Toyota frisches Kapital auf. Es kommt eine dreiteilige Anleihe für 1,5 Mrd. Dollar mit Coupons von bis zu 5,275%. Parallel verkauft Toyota erstmals einen Anteil an dem größten Telekomanbieter KDDI, um auf diese Weise 250 Mrd. Yen (1,6 Mrd. Euro) zu erlösen.  KDDI selbst übernimmt die Papiere für je 3.900 Yen und bleibt damit alledings damit 9% unter dem Börsenpreis. Die Kooperation bei der Autokommunikation läuft weiter.

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