Toyota verliert die Führung auf den letzten Metern
po Frankfurt – Der japanische Autobauer Toyota wird 2016 wohl die Führung im automobilen Geschäft nicht verteidigen können. Überwiegend gehen die Schätzungen davon aus, dass Toyota im Gesamtjahr auf etwa 10,1 Millionen Verkäufe kommen wird, während der Wolfsburger Rivale Volkswagen mit seinem Zwölf-Marken-Konzern – trotz Dieselgate – mit möglicherweise 10,2 Millionen Einheiten wieder zum Weltmarktführer aufsteigt.Nun ist Größe nicht alles, insbesondere wenn dabei die Rendite nicht stimmt. Trotz zuletzt deutlich gesunkener Gewinne machen die Japaner VW in Sachen Geldverdienen noch immer etwas vor (vgl. BZ vom 9. November). Für Volkswagen wiederum ist die Weltmarktführung aber auch kein Ziel an sich. Jedoch ist der Konzern mit Blick auf die anstehenden milliardenschweren Barmittelabflüsse wegen der in Nordamerika geschlossenen Vergleiche auf steten Cash-flow angewiesen – und damit auch auf Stückzahlen. China hilftFür den VW-Konzern bilden die ertragsstarken Töchter Porsche und Audi, zuletzt auch Skoda eine wichtige Stütze. Vor allem aber sprudeln die Gewinne aus dem wichtigsten Einzelmarkt China auf hohem Niveau weiter, und in China werden praktisch keine Dieselautos verkauft, der Imageschaden hält sich in Grenzen. Im Vergleich dazu ist Toyotas Chinageschäft noch sehr entwicklungsfähig. Nicht nur hierin zeigt sich die Unausgewogenheit des globalen Auftritts von Toyota. Auch den umkämpften europäischen Markt haben die Japaner, die noch vor zehn Jahren auf dem Alten Kontinent höhere Marktanteile erreichten als Mercedes und BMW, links liegen gelassen. Selbst den kurzen Nachfrageboom dank der Abwrackprämie konnte Toyota nicht in einen wieder dauerhaft höheren Marktanteil – weder in Deutschland, noch in Westeuropa – ummünzen (siehe Grafik).Hier zeigt sich die Marktstärke selbst der wenig rentablen Marke VW. Einschließlich der Töchter betrug der Marktanteil in Europa im zurückliegenden Jahr noch immer gut 23 %. Die Wolfsburger könnten weltweit eine noch gewichtigere Rolle spielen, würden sie in den USA als zweitgrößtem Automarkt weltweit wenigstens zum Teil an Marktanteile wie im Rest der Welt anknüpfen können. Aber 2016 dümpelt die Kernmarke VW in den Staaten bei 1,8 %. Hier spielt Toyota seit Jahr und Tag ihre Stärke aus. Zwischen 14 und 15 % Marktanteil bei etwa 2,5 Millionen verkauften Einheiten bedeuten in den USA Rang 3 – vor dem von Fiat Chrysler Automobiles (FCA), die wiederum trotz schwacher Angebotspalette in Europa vor Toyota liegen.Mit Europa hat Toyota auch den Dieselmotor vernachlässigt. Dessen absehbaren Bedeutungsverlust aber als Sieg des eigenen Hybridantriebs zu feiern, scheint verfrüht. Selbst bei Toyota glaubt man wohl nicht so recht daran und hat vor kurzem mit reichlicher Verspätung angekündigt, auch rein elektrische Autos zu planen (vgl. BZ vom 18. November).