ste Hamburg – Gut sieben Monate nach dem Angebot der Volkswagen-Nutzfahrzeugtochter Traton, durch den Erwerb der restlichen Anteile von gut 83 % den amerikanischen Lkw-Hersteller Navistar vollständig zu übernehmen, könnte in die Hängepartie wieder Bewegung kommen. Das Münchener SDax-Unternehmen teilte am Donnerstag mit, das am 30. Januar bekannt gewordene Angebot von 35 Dollar je Navistar-Aktie um 23 % auf 43 Dollar anzuheben. Die Holding für die Marken MAN und Scania, seit 2017 an Navistar mit einem Anteil von aktuell 16,8 % beteiligt, will nun insgesamt 3,6 Mrd. Dollar für die restlichen Anteile an dem Lkw-Hersteller zahlen. Das wären rund 700 Mill. Dollar mehr als auf Basis der bisherigen Offerte.Während die Navistar-Aktie an der New Yorker Börse um bis zu 20,2 % auf 43,08 Dollar anzog, gab der Traton-Titel um 1,7 % auf 18,30 Euro nach. Die VW-Tochter, für die Navistar die erste große Übernahme seit dem Börsengang im Juni 2019 wäre, gab keine Gründe für die Aufstockung des Angebots an. Matthias Gründler, seit dem 15. Juli als Nachfolger von Andreas Renschler Vorstandschef von Traton, sagte, man sei “weiterhin der Auffassung, dass ein vollständiger Zusammenschluss von Traton und Navistar überzeugende strategische Vorteile für beide Seiten bietet”. Daher bekräftige man trotz der derzeitigen Coronakrise das Interesse an dieser Transaktion.Navistar erklärte, der Verwaltungsrat werde das Angebot in Absprache mit seinen Beratern sorgfältig prüfen. Für die Übernahme muss Traton Navistar-Großaktionäre wie den US-Milliardär Carl Icahn gewinnen, die sich bislang gegen die Transaktion sperren. Icahn wird eine Beteiligung von 16,9 % zugerechnet. Mehr als 10 % hält zudem die Private-Equity-Gesellschaft MHR Fund Management (16,3 %).Mit der Übernahme des defizitären Lkw-Herstellers, dessen Umsatz im dritten Geschäftsjahresquartal – wie am Mittwoch vermeldet – um 45 % auf 1,7 Mrd. Dollar sank, würde die VW-Tochter im US-Markt sichtbar. In diesem liegen Daimler (Marktanteil 2019: 39 %) und Paccar (30,4 %) vor Volvo (16,9 %) und Navistar (13,7 %). VW teilte gestern mit, man sei gegenüber Traton weiter bereit, Mittel auch zur Finanzierung des erhöhten Angebots bereitzustellen.