Traton konzentriert sich auf Batterieantrieb
jh München
Traton verstärkt die Anstrengungen für elektrische Antriebe. Die Nutzfahrzeugholding des Volkswagen-Konzerns kündigte an, für Forschung und Entwicklung für die Elektromobilität von 2021 bis 2025 insgesamt 1,6 Mrd. Euro auszugeben. Bisher hatte sich das Münchner Unternehmen 1 Mrd. Euro vorgenommen. Die Investitionen für Verbrennungsmotoren will Traton bis 2025 auf weniger als ein Fünftel der Produktentwicklung verringern.
Den forcierten Wandel begründet der Vorstandsvorsitzende Matthias Gründler damit, dass sich Kosten und Leistungsfähigkeit von Batterien mittlerweile genauer vorhersagen ließen. „Unsere Modelle sprechen jetzt eine klare Sprache“, sagte er in der Bilanzpressekonferenz. „Wir glauben fest daran, dass die Zukunft von Elektroantrieben geprägt sein wird.“ Traton werde elektrisch.
Die besten Chancen gibt der Vorstand der Batterie. Wasserstoff-Lkw dürften sich aber in Nischen etablieren, fügte Gründler hinzu. „Im Lkw-Verkehr, gerade auf der Langstrecke, werden reine E-Lkw im Vergleich zu Wasserstoff-Lkw in den allermeisten Fällen die günstigere und umweltfreundlichere Lösung sein.“ Der Wasserstoff-Lkw habe einen gravierenden Nachteil: „Nur ein Viertel der Ausgangsenergie fließt am Ende in den Antrieb, drei Viertel gehen von der Energiequelle bis zur Straße verloren“, berichtete Gründler. Im E-Lkw sei das Verhältnis umgekehrt.
Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit eines E-Lkw und die Amortisierung seiner Batterien sei eine regelmäßige und intensive Nutzung. Gerade im Fernlastschwerverkehr sei das der Fall – entgegen der Meinung, der E-Lkw sei nur für die Kurzstrecke geeignet, der Wasserstoff-Lkw für die Langstrecke. Chancen des Wasserstoffs erkennt Gründler für Fernreisebusse, deren Batterien in den Haltepausen noch nicht ausreichend geladen werden könnten, sowie in Regionen mit günstigem grünen Wasserstoff.
Gründler nannte auch Ziele für den Verkauf: Im Jahr 2025 soll jedes zehnte Fahrzeug von Scania in Europa einen Elektroantrieb haben, fünf Jahre später jedes zweite. Für MAN gilt: 2025 soll die Hälfte der neuen Busse damit ausgestattet sein und 2030 mindestens 60% der MAN-Lkw für den Lieferverkehr und 40% für den Fernverkehr. Im vergangenen Jahr hat Traton 500 Fahrzeuge mit Elektroantrieb verkauft. Gemessen am gesamten Absatz waren das nicht einmal 0,3%.
E-Lkw seien im Vergleich mit Dieselfahrzeugen mehr als doppelt so teuer, sagte Gründler. Die Anschaffungskosten blieben auch höher, allerdings seien die für die Kunden, etwa Speditionen, entscheidenden Betriebskosten von 2025 an günstiger. „Darauf konzentrieren wir uns“, sagte Gründler und wiederholte die Forderung nach einer Flankierung von der Politik, zum Beispiel Kaufprämien, eine von den Kohlendioxidemissionen abhängige Maut und höhere Preise für fossile Kraftstoffe. Als größte Herausforderung bezeichnete der Vorstandschef ein Schnellladenetz für Elektrolastwagen. Für die Batterietechnik – von der Entwicklung bis zum Recycling – wird Traton nach Gründlers Worten Synergien mit der Muttergesellschaft nutzen: „Wir haben das Glück, dass wir ein Teil des VW-Konzerns sind.“
Nach dem Rückgang von Absatz, Umsatz und Ergebnis im vergangenen Jahr (siehe Tabelle und Grafik) strebt Traton nun dank der Markterholung ein Wachstum an (vgl. BZ vom 11. März). Der Absatz soll stark steigen, der Umsatz erheblich und die Investitionen deutlich. Die Unterschiede des Ausmaßes erklärte Finanzvorstand Christian Schulz nicht. Für die operative Rendite werden 5 bis 6% angestrebt.
Wertberichtigt Seite 8
Traton | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Auftragseingang (Stück) | 216 251 | 227240 |
Absatz (Stück) | 190 180 | 242 219 |
Umsatz | 22 580 | 26 901 |
Operatives Ergebnis | 81 | 1884 |
Operative Rendite (%) | 0,4 | 7,0 |
Finanzergebnis | –115 | 81 |
Ergebnis vor Steuern | –34 | 1965 |
Nettoergebnis | –124 | 1561 |
Netto-Cash-flow | 694 | 1721 |
Investitionen | 1339 | 1478 |
Nettoverschuldung | 8470 | 7390 |
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