Keramikhersteller

Trend zu Renovierungen schiebt Villeroy & Boch an

In der Corona-Pandemie machen es sich die Menschen zu Hause gern schöner. Das hilft dem über 270 Jahre alten Traditionsunternehmen Villeroy & Boch, nach anfänglichen Umsatzeinbrüchen seit einiger Zeit wieder in die Spur zu kommen.

Trend zu Renovierungen schiebt Villeroy & Boch an

kro Frankfurt −

Für den traditionsreichen Keramikhersteller Villeroy & Boch geht die Aufholjagd nach dem anfänglichen Einbruch zu Beginn der Corona-Pandemie weiter. Noch immer profitiert der Badausstatter und Geschirrhersteller aus dem saarländischen Mettlach vom Trend zur Renovierung und Neuausstattung der eigenen vier Wände. Dadurch sei in den ersten neun Monaten des Jahres nun ein Umsatzniveau erreicht worden, das „erheblich“ über dem Vorkrisenniveau liege, teilte das Unternehmen mit. Inklusive Lizenzerlösen legten die Umsätze gegenüber dem Vorjahr demnach um 24,7 % auf 684,5 Mill. Euro zu. Im Jahr 2019 kam der Konzern im gleichen Zeitraum auf einen Umsatz von 587,9 Mill. Euro.

Besonders stark zog die Nachfrage zuletzt bei den Produkten aus dem Geschäftsfeld Sanitärkeramik an, das zum operativen Segment Bad und Wellness gehört. In dem Bereich stellt Villeroy & Boch unter anderem keramische Küchenspülen, WCs, Badmöbel, Bade- und Duschwannen, aber auch Whirlpools her. Der Umsatz legte hier um 24,5 % gegenüber dem teils coronabedingt schwachen Vorjahreszeitraum zu. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) landete bei 50,2 Mill. Euro, was weit mehr als einer Verdoppelung im Vorjahresvergleich entspricht.

Im vergangenen Jahr halfen in dem Segment vor allem die umsatzstärksten Märkte Deutschland und Schweden, aber auch Polen und die Schweiz, die Erlöse stabil zu halten. In den USA lief das Badgeschäft dagegen schon lange nicht mehr rund, weswegen sich die Unternehmensführung um Vorstandschef Frank Göring entschlossen hatte, weitgehend aus dem Markt auszusteigen.

Das Management habe erkennen müssen, dass es „relativ schwierig ist, da Fuß zu fassen“, hatte Göring zu Jahresbeginn gesagt. Aufwand und Ertrag hätten „in keinem vernünftigen Verhältnis“ gestanden. Demgegenüber zieht das Projektgeschäft in der Volksrepublik China, in dem es in der Pandemie zu Verschiebungen gekommen war, schon seit einiger Zeit wieder an.

Noch stärker als bei Bad und Wellness legten die Erlöse in den ersten neun Monaten im kleineren Segment Dining & Lifestyle zu. Hier verkauft Villeroy & Boch Geschirr, Gläser, Bestecke und andere Küchenaccessoires. Das Umsatzplus von 25,6 % verdankt der Konzern vor allem dem wachsenden Online-Geschäft. Auch über die stationären Handelspartner wurden höhere Erlöse erzielt. In den eigenen Einzelhandelsgeschäften kam es dagegen wegen neuer Lockdown-Maßnahmen im ersten Halbjahr zu einem Rückgang von einer knappen Million Euro. Das operative Ergebnis belief sich in der Sparte auf 11,6 Mill. Euro.

Aktie auf Höhenflug

Zusammengerechnet kommt Villeroy & Boch damit auf ein operatives Ergebnis von 61,8 Mill. Euro. Der auf die Aktionäre entfallende Gewinn beläuft sich auf 38,9 Mill. Euro. Seine Prognose hatte der Konzern wegen der positiven Entwicklung bereits Ende September zum wiederholten Mal angezogen. Nun peilt er beim Umsatz mehr als 920 Mill. und beim Ebit mehr als 85 Mill. Euro an. Das vierte Quartal laufe aktuell sehr gut, hieß es. Es gebe aber nach wie vor coronabedingte Unsicherheiten. An der Börse zog die Aktie in der Spitze um mehr als 4 % an. Seit Jahresbeginn hat sie um rund 70 % zugelegt.

Villeroy & Boch
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate
in Mill. Euro20212020
Umsatz685549
 Inland205180
Ausland480369
Operatives Ebit6210
Konzernergebnis392
Summe der Cash-flows1320
Investitionen1511
Mitarbeiterzahl6 3996 852
Eigenkapitalquote (%) 28,527,5 *
*) per 31.12.2020Börsen-Zeitung
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