Trotz schwachem Dezember war 2017 für Autobauer ein gutes Jahr

EY erwartet für Europa 2018 weiteres kleines Plus - Diesel-Absatz dürfte erneut deutlich nachgeben - E-Autos immer noch Raritäten

Trotz schwachem Dezember war 2017 für Autobauer ein gutes Jahr

ge Berlin – Trotz rückläufiger Absatzzahlen im Dezember haben die Autobauer in Europa im gesamten Jahr 2017 so viele Pkw verkauft wie seit zehn Jahren nicht mehr. Nach Angaben der Herstellervereinigung Acea legte die Zahl der Neuzulassungen in der Europäischen Union im vergangenen Jahr um 3,4 % auf 15,14 Millionen Fahrzeuge zu – ein Wert, der lediglich in den Vorkrisenjahren 2006 und 2007 leicht übertroffen wurde. Da der Aufwärtstrend dank der guten Konjunktur und sinkender Arbeitslosigkeit weiter intakt sei, erwartet Peter Fuß, Partner bei der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (ehedem Ernst & Young) auch für 2018 ein leichtes Plus zwischen 1 und 2 % in der EU.Dabei belaste aber Großbritannien. Im zweitgrößten EU-Markt gingen die Neuzulassungen im vergangenen Jahr um 6 % zurück, allein im Dezember sogar um 14 %. “Der Brexit wirft seine Schatten voraus”, so Fuß. Das Unternehmervertrauen sei massiv gesunken, was sich in stark sinkenden gewerblichen Zulassungen niederschlage. Dieser Abwärtstrend dürfte sich im laufenden Jahr fortsetzen, erwartet Fuß. Fahrverbote verunsichernEbenfalls ein Minus erwartet der EY-Autoexperte beim Diesel-Motor. 2017 brach der Absatz von Selbstzündern in den fünf größten EU-Märkten – Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien – um gut 8 % ein, der Marktanteil ging um 5,3 Punkte von 50,6 auf 45,3 % zurück. Das sei das stärkste Minus seit 2009 gewesen. Angesichts der sich zuletzt weiter ausweitenden Anteilsverluste rechnet Fuß mit einem weiteren Rückgang des Diesel-Marktanteils in diesem Jahr auf 41 %. Die Diskussion über mögliche Fahrverbote in Innenstädten sei äußerst schädlich und sorge für erhebliche Verunsicherung bei potenziellen Käufern. “Im Kleinwagen- und Kompaktsegment ist der Dieselantrieb auf dem Rückzug, während neue saubere Dieselmotoren wohl in erster Linie im Top-Segment und bei SUV weiter eine Zukunft haben.”Am stärksten war der Absatz von Selbstzündern 2017 im Vereinigten Königreich (minus 17 %) eingebrochen, gefolgt von Deutschland mit minus 13 %. Dagegen legten die Verkäufe von Elektro- und Hybridautos in den fünf größten EU-Märkten abermals kräftig zu, um gut 50 % auf nahezu 468 000 Pkw. BMW & Co. verlieren leichtTrotz dieses stolzen Wachstums wird auch heute nur jeder 25. Neuwagen (zumindest teilweise) elektrisch angetrieben, stieg doch der gemeinsame Marktanteil beider Antriebsarten in den fünf größten Märkten von 2,7 auf 4,1 % – wobei Hybride mit einem Anteil von 3,2 % deutlich vor reinen E-Autos mit 1,0 % liegen. Das stärkste Wachstum sieht Fuß in Deutschland, wo die Neuzulassungen um 85 % hochschnellten. Der höchste Anteil beider Antriebsarten sei hingegen in Spanien mit 5,1 % zu finden, hierzulande liege er bei 3,2 % – was der Marktdurchdringung von Hyundai entspricht.Auch weltweit habe sich das Automobilgeschäft positiv entwickelt, registrierte der Verband der Automobilindustrie (VDA). Lediglich in den USA seien die Verkäufe zurückgegangen, weil der Pkw-Absatz um 18 % wegbrach. Die schweren, spritschluckenden Light-Trucks und SUVs verbuchten dagegen ein Plus von 2 %. Für das neue Jahr rechnet VDA-Präsident Matthias Wissmann mit einem weltweiten 1-prozentigen Plus auf dann 86 Millionen verkaufte Autos. In Europa sei der gemeinsame Marktanteil der drei deutschen Autokonzerne – VW, BMW und Daimler – leicht auf 36,5 % (nach 36,9 %) zurückgegangen, errechnet Fuß. Lediglich Daimler konnte leicht hinzugewinnen.Die im Dezember um fast 5 % geringeren Neuzulassungen (von EU-weit 1,09 Millionen) begründeten Acea und Fuß mit – je nach Land – einem oder zwei Arbeitstagen weniger als im vorangegangenen Jahr. Im gesamten Turnus 2017 waren vor allem die zumeist kleinen osteuropäischen Länder Wachstumtreiber, aber auch Italien und Spanien legten jeweils um knapp 8 % zu. In Frankreich betrug das Plus fast 5 %.