Trotz "schwierigem Fahrwasser" auf Kurs
Von Lisa Schmelzer, FrankfurtVom Sorgenkind zum Ergebnislieferanten: Lufthansa Cargo ist neben der Fluggesellschaft Swiss der einzige Ableger des Lufthansa-Konzerns, der sich im laufenden Geschäftsjahr einen Ergebniszuwachs zutraut. Alle anderen Sparten werden vermutlich bestenfalls stagnieren oder sogar Einbußen beim Gewinn hinnehmen müssen. Nach den ersten neun Monaten hat Lufthansa Cargo das operative Ergebnis bereits um 13 % auf 51 Mill. Euro gesteigert, im Gesamtjahr 2013 waren 77 Mill. Euro erwirtschaftet worden.”Ich gehe davon aus, dass wir am Jahresende über dem Ergebnis von 2013 landen werden”, sagt Lufthansa-Cargo-Chef Peter Gerber im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Als Gründe für den verhaltenen Optimismus nennt er das disziplinierte Kostenmanagement, aber auch den Einsatz der neuen, effizienteren Boeing-777-Maschinen. Der Erfolg auf der Ergebnisseite wiegt umso schwerer, weil das Unternehmen 2014 zwei negative Einflüsse zu verdauen hat. Zum einen belastet die konzernweit umgestellte Abschreibungspraxis die Ergebnisrechnung bei Lufthansa Cargo, weil die alten MD11-Frachtmaschinen zurück unter das Abschreibungsregime müssen. Dies hat früheren Angaben zufolge im laufenden Jahr einen negativen Effekt von rund 10 Mill. Euro. Dazu kommen die neuen Boeing 777, die die Abschreibungen ebenfalls erhöhen. Außerdem zahlt die Frachtsparte den Kollegen aus dem Passagiergeschäft 2014 für die Nutzung der Flugzeugbäuche (Bellies) mehr als im Vorjahr. Zu den genauen Modalitäten dieser Verrechnungen äußert sich Lufthansa nicht, die Tarife werden Jahr für Jahr von der Passagier- und der Logistiksparte ausgehandelt.Das avisierte Ergebniswachstum für 2014 kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zeiten auch für das Frachtfluggeschäft schwierig sind. “Wir kommen aus schwierigem Fahrwasser”, sagt Gerber. Wie den Kollegen aus dem Passagiergeschäft machen auch der Lufthansa Cargo vor allem sinkende Durchschnittserlöse (Yields) zu schaffen. Gerber macht in erster Linie die vorhandenen Überkapazitäten dafür verantwortlich und diese werden vor allem von den Wettbewerbern aus dem Nahen Osten, aber auch von Air Bridge Cargo aus Russland auf den Markt geworfen. Besonders groß ist der Druck bei den Verbindungen von und nach Asien, aber auch auf den Nordatlantikstrecken ist keine Entspannung in Sicht. Für Rätselraten sorgt bei den Cargo-Verantwortlichen derzeit vor allem der amerikanische Markt, wo das Luftfrachtgeschäft trotz konjunktureller Erholungstendenzen schrumpft. “Wir gewinnen dort aber gerade Marktanteile hinzu”, betont Gerber.Branchenexperten gehen davon aus, dass der Transport in den Flugzeugbäuchen für die Frachtairlines deutlich profitabler ist als die Flüge mit den eigenen Frachtern. Deshalb haben sich einige Unternehmen in der Vergangenheit ganz oder teilweise von eigenen Frachterflotten verabschiedet. Für Lufthansa Cargo sei das keine Option, sagt Gerber. Das Geschäft insbesondere mit den neuen eigenen Flugzeugen sei profitabel und es gebe zudem Güter, die in den Bellies nicht transportiert werden können, oder Strecken, auf denen keine Lufthansa-Passagierflugzeuge unterwegs sind. Von Streiks betroffenWeil Fracht in den Bäuchen von Passagiermaschinen transportiert wird, ist auch die Logistiktochter von den Streiks der Lufthansa-Piloten betroffen. Zwar hatte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit Anfang Oktober auch bei Lufthansa Cargo zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen, dieser Streik war allerdings ins Leere gelaufen. Alle Frachter konnten abheben. Das betriebliche Miteinander mit den Flugzeugführern der Lufthansa Cargo sei gut, betont Gerber. Der langjährige Lufthansa-Manager hat aber dennoch ein besonderes Augenmerk auf die Tarifauseinandersetzung. Es ist noch nicht lange her, da saß der 50-Jährige selbst mit am Verhandlungstisch. Denn bevor er am 1. Mai dieses Jahres sein Amt bei Lufthansa Cargo angetreten hat, war er der Personalverantwortliche für das Passagiergeschäft.