TSMC baut Chipfabrik in Dresden
TSMC baut Chipfabrik in Dresden
Partner Infineon, Bosch und NXP – Bund soll Großinvestition mit 5 Mrd. Euro bezuschussen
Der taiwanesische Chipkonzern TSMC baut eine große Fabrik in Dresden. Dafür investiert er mindestens 10 Mrd. Euro. Der Bund soll 5 Mrd. Euro beisteuern. Zusammen mit Intel erreicht der Investitionswettlauf für die Branche in Deutschland eine neue Dimension.
sck München
Der internationale Wettlauf um die staatlich subventionierte Ansiedlung von Chipherstellern hat nach Intel und Wolfspeed nun auch TSMC mit einer Megainvestition nach Deutschland gelockt. Nach einer Sitzung des obersten Führungsorgans kündigte der taiwanesische Chipkonzern TSMC den Bau einer neuen Fabrik überwiegend zur Versorgung der Autoindustrie an. TSMC will dafür mindestens 10 Mrd. Euro investieren. Als Partner eines eigens dafür gegründeten Joint Venture sind Infineon, Bosch und der niederländische Halbleiterproduzent NXP mit an Bord. Diese halten am Gemeinschaftsunternehmen jeweils 10%, TSMC 70%. Der Bund würde mit 5 Mrd. Euro rund die Hälfte der gesamten Investitionssumme mit öffentlichen Mitteln fördern. Das ist aber noch nicht in trockenen Tüchern. Die EU-Kommission, die mit ihrem European Chips Act solche Maßnahmen unterstützt, muss dem noch zustimmen. Das Geld soll aus dem Klima- und Transformationsfonds des Bundes kommen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) begrüßte die Entscheidung: „Mit dem Investment von TSMC kommt ein weiterer Global Player der Halbleiterbranche nach Deutschland“, ließ er sich in einer Pressemitteilung seines Ministeriums zitieren.
Im Detail will TSMC das neue Halbleiterwerk in Dresden errichten. Der größte Chipauftragsfertiger der Welt will am Standort „Silicon Saxony“ rund 2.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Der offizielle Baubeginn soll nach Unternehmensangaben in der zweiten Hälfte 2023 erfolgen. Der Produktionsstart ist für 2027 geplant. Infineon, Bosch und der US-Anbieter Globalfoundries unterhalten bereits große Werke in der sächsischen Landeshauptstadt. Dresden zählt zu den großen Clustern der Halbleiterindustrie in Europa. Die Führung von TSMC pokerte mit Berlin bereits seit Monaten um die staatlichen Zuschüsse. Infineon gehörte zu den Befürwortern einer Ansiedlung von TSMC in Dresden. Deutschlands größter Halbleiterhersteller, der Stuttgarter Autozulieferer Bosch und NXP fertigen bereits in großem Umfang elektronische Bauelemente für die Autobauer. Die Elektromobilität und die Sensorik für autonomes Fahren sind die Treiber des Geschäfts. Die Chiphersteller erwarten davon anhaltende Wachstumsschübe. Deshalb bauen sie ihre Kapazitäten massiv aus. Das wird von den Staaten mit Steuergeldern gefördert. Die EU betrachtet die Chipindustrie als Schlüsselwirtschaft. Die Gemeinschaft will die Abhängigkeit von Drittstaaten reduzieren. Die Engpässe bei der Versorgung mit Chips aufgrund der Corona-Pandemie gaben Brüssel dafür den Anlass.
Infineon-Aktie weiter unter Druck
TSMC ist bereits die vierte Großinvestition der Chipbranche in der größten EU-Volkswirtschaft. Infineon baut seit Mai ein zusätzliches Werk in Dresden. Das Unternehmen aus Neubiberg bei München nimmt dafür rund 5 Mrd. Euro in die Hand. 1 Mrd. Euro soll der Bund zusteuern. Intel errichtet für 30 Mrd. Euro einen neuen Standort bei Magdeburg. Der amerikanische Konzern luchste Berlin als staatlichen Zuschuss dafür knapp 10 Mrd. Euro ab. Der US-Anbieter Wolfspeed und der schwäbische Autozulieferer ZF kündigten zuvor an, gemeinsam eine Siliziumkarbid-Halbleiterfabrik im Saarland zu errichten. Auf Basis von modernen Siliziumkarbid-Technologien können Chiphersteller künftig leistungsstarke Halbleiter noch effizienter produzieren. Infineon sieht sich auf diesem Feld als Vorreiter. Infineon-Vorstandschef Jochen Hanebeck lässt umfangreich in diese Technologie investieren. Vorige Woche kündigte er an, für den Ausbau des Werks in Malaysia zusätzlich 5 Mrd. Euro aufzuwenden. Die Anleger reagierten darauf skeptisch. Die Nachricht löste einen Kurssturz der Aktie aus. Das Papier von Infineon büßte zeitweise über 12% ein. Von diesem Rückschlag hat sich der Titel bisher nicht erholt. An Dienstag verlor der Anteilschein zeitweise 2,3%.
Spannungen mit China
Wie die EU versuchen auch die USA und China mit Subventionen die Chipbranche zu fördern. TSMC, ein Spezialist für Fertigungsprozesse für besonders miniaturisierte und sparsame Chips, errichtet in Dresden das größte Werk außerhalb seines Heimatlandes. Es wird spekuliert, dass TSMC die Entscheidung für Dresden auch vor dem Hintergrund der wachsenden Spannung zwischen Peking und Taipeh fällte.