Chipindustrie

TSMC rechnet mit anhaltendem Chipmangel

Der Mangel an Prozessoren, der die Auto- und Elektronikindustrie seit einiger Zeit bremst, droht bis 2022 anzudauern.

TSMC rechnet mit anhaltendem Chipmangel

mf Tokio

Der Mangel an Prozessoren, der die Auto- und Elektronikindustrie seit einiger Zeit bremst, droht bis 2022 anzudauern. Diese Warnung kam von Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC), dem größten Auftragsfertiger für Chips und Wafer im Zentrum der globalen Halbleiterindustrie. „Wir sehen derzeit, dass die Nachfrage hoch bleiben wird“, erklärte CEO und Vize-Chairman Wei Che-Chia bei der Vorlage der Geschäftszahlen in Taipei. „Der Mangel wird sich das ganze Jahr hindurch fortsetzen und vielleicht bis ins nächste Jahr ausweiten.“ Dagegen versprach Wei den eigenen Kunden aus der Autoindustrie, dass die aktuellen Versorgungsprobleme bis zum nächsten Quartal „deutlich“ verringert würden. Allerdings dauert es laut Wei rund sechs Monate, bis die produzierten Chips in die Fahrzeuge eingebaut würden.

Die Versorgungsprobleme sind so schwerwiegend, dass die US-Regierung am Montag einen Videogipfel mit Vertretern der drei größten Produzenten TSMC, Samsung und Intel sowie der Autobauer Ford und General Motors abhielt. Das Weiße Haus drängt die Hersteller dazu, die modernsten Fertigungslinien auf US-Boden zu errichten. Als Reaktion auf den massiven Bedarf will TSMC die rekordhohen Kapitalausgaben für 2020 um weitere 2 Mrd. Dollar auf 30 Mrd. Dollar aufstocken. Im ersten Quartal investierte der Chipbauer 8,8 Mrd. Dollar in neue Anlagen sowie Forschung und Entwicklung. Bis 2024 sollen es insgesamt 100 Mrd. Dollar werden. Zugleich schloss Wei nicht aus, dass trotz der strukturell bedingten Nachfrage durch Megatrends wie 5G-Netzwerke und Hochleistungscomputer ein Auftragsüberhang entstehen könnte. In diesem Fall drohten Bestandsberichtigungen, warnte Wei.

Die Geschäftsaussichten beurteilt TSMC optimistischer als zuvor. Der Umsatz im zweiten Quartal könnte um fast 26% zum Vorjahr auf bis zu 13,2 Mrd. Dollar steigen. Nach den Rekorden von 2020 hält der Hersteller in diesem Jahr ein Umsatzwachstum von 20% auf Dollar-Basis für möglich. Das wäre fast doppelt so stark wie die erwartete Zunahme des Weltmarktes für Prozessoren um 12%. Sollte es keine Fertigungshürden geben, könnte das Umsatzplus sogar über 20% liegen, meinte Analyst Mark Li von Sanford C. Bernstein.

Margen gehen zurück

Zwischen Januar und März steigerte TSMC den Gewinn unterm Strich um 19,4% zum Vorjahr auf umgerechnet 4,1 Mrd. Euro. Die Nettoeinnahmen legten um 16,7% auf 10,7 Mrd. Euro zu. Im Vergleich zum Vorquartal verschlechterte sich TSMC jedoch: Die Bruttomarge sank um 1,6 Punkte auf 52,4% und die Nettomarge um 0,9 Punkte auf 38,6%.

TSMC
Konzernzahlen nach Taiwan-IFRS
1.1.−31.3.  
in Mrd. NT-Dollar 20212020
Umsatz362,41310,597
Bruttoertrag189,839160,777
Vorsteuerergebnis155,064132,147
Nettoergebnis139,69116,987
Netto-Cash-flow4,56−24,62
Operative Marge (%)41,5041,40
Nettomarge (%)38,6037,70
1 Euro = 33,9 neue Taiwan-Dollar (NT-Dollar) Börsen-Zeitung