TSMC will Huawei-Delle kompensieren

Chairman Liu rechnet mit Auftragsschub von anderen Chipkunden - Unsicherheit wegen US-Restriktionen

TSMC will Huawei-Delle kompensieren

nh Schanghai – Der weltgrößte und technologisch führende Chipauftragsfertiger Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC) sieht sich durch US-seitige Restriktionen, die eine Belieferung des chinesischen Technologieriesen Huawei in Frage stellen, vor große Herausforderungen gestellt. Auf der Hauptversammlung der TSMC betonte Chairman Mark Liu, dass man gegenwärtig die neue rechtliche Situation durch den amerikanischen Technologiebann noch genauer studieren müsse. Man habe aber Hoffnung, dass sich die Problematik mit der Zeit lösen lasse.Huawei ist einer der wichtigsten Abnehmer der von TSMC gefertigten Mikrochips, die sowohl für Smartphones als auch für Telekomausrüstungskomponenten im Zuge des Aufbaus von neuen 5G-Netzwerken gebraucht werden. Gegenwärtig kommt das Huawei-Geschäft nach Analystenschätzungen für etwa 15 % der gesamten Erlöse des taiwanesischen Konzerns auf.Wie Liu am Dienstag auf der HV weiter betonte, geht man davon aus, dass die Produktion für andere wichtige Kunden, darunter nicht zuletzt die US-Technologiekonzerne Apple, Qualcomm, Mediathek und Advanced Micro Devices, weiter hochgefahren werden kann, um die möglicherweise im Zusammenhang mit Huawei entstehende Delle zu kompensieren. “Wenn es keine Huawei-Orders mehr geben sollte, werden unsere anderen Kunden sicherlich die Gelegenheit nutzen wollen, die dadurch entstehenden Kapazitätslücken für sich zu beanspruchen”, sagte Liu in Taipeh. Wie schnell dies geschehen könne, sei allerdings noch unklar. Corona trübt PerspektivenGegenwärtig steht der globale Branchenführer im Chipproduktionsgeschäft für Technologiekonzerne auch vor neuen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Coronakrise. Zwar hat sich im bisherigen Jahresverlauf noch keine coronabedingte Beeinträchtigung der Auftragslage eingestellt, doch gibt es Befürchtungen, dass die wirtschaftlichen Verwerfungen der Corona-Pandemie nicht nur die Nachfrage nach hochwertigen Smartphones, sondern auch nach anderen Konsumelektronikprodukten dämpfen.Mit einem kräftigen Gewinnschub in den ersten drei Monaten des Jahres und einer flotten Umsatzprognose für das zweite Quartal war es TSMC bislang gelungen, Sorgen über die Robustheit der Halbleiterbranche in Zeiten der Corona-Pandemie zu zerstreuen. TSMC steigerte im ersten Quartal den Gewinn nach Steuern um 90 % auf 117 Mrd. Taiwan-Dollar (rund 3,6 Mrd. Euro). Die Erlöse kletterten gegenüber Vorjahr um 42 % auf 310,6 Mrd. Taiwan-Dollar oder gut 9,5 Mrd. Euro. US-Werk geplantDie Problematik in Sachen Huawei hat allerdings gezeigt, wie schwer es dem taiwanesischen Vorzeigekonzern fällt, im immer stärker aufgeheizten handels- und industriepolitischen Streit zwischen China und den USA eine neutrale Position zu wahren. TSMC, die im Gegensatz zum taiwanesischen Auftragsfertiger für Konsumelektronikgeräte Foxconn keine Massenfertigungsstätten auf chinesischem Boden betreibt, hat sich in einer offensichtlichen Beschwichtigungsaktion in Richtung Washington kürzlich dazu verpflichtet, ein neues Halbleiterproduktionswerk im US-Bundesstaat Arizona mit einem Investitionsaufwand von 12 Mrd. Dollar aufzuziehen. Ob dies allerdings TSMCs Chancen auf den Erhalt einer künftig erforderlichen Ausnahmegenehmigung zur weiteren Belieferung von Huawei steigert, ist noch ungewiss. Kniffelige RegelnDie US-Regierung hatte nach einer ersten Runde von Restriktionen im vergangenen Jahr Huawei bereits weitgehend vom Bezug von US-Technologiekomponenten ausgeschlossen. Dies hat Huawei allerdings nicht daran gehindert, eigenentwickelte Chipdesigns ihrer Tochter Hisilicon bei TSMC im großen Stil fertigen zu lassen. Die neue kürzlich verabschiedete Foreign Direct Products Rule schiebt jedoch auch dem einen Riegel vor, weil künftig weltweit sämtliche Chiphersteller, die auf US-Technologie und Komponenten für ihre eigene Produktion zurückgreifen, nun unter die Sondergenehmigungsregel bei der Belieferung von Huawei fallen.Einige Sektorexperten vermuten allerdings, dass TSMC möglicherweise eine Genehmigung erhalten wird, um Huawei selektiv mit Mikroprozessoren für Smartphones zu beliefern, allerdings nicht für Chips, die für 5G gebraucht werden. Das soll Huawei ausbremsen.