Tui bittet Anleihegläubiger um Zugeständnisse
ste Hamburg – Um Zugang zu der in der vergangenen Woche zugesagten zusätzlichen staatlichen Liquiditätshilfe über 1,2 Mrd. Euro zu erhalten, bittet der durch die Covid-19-Pandemie in Bedrängnis geratene Reisekonzern Tui Anleihegläubiger um Zugeständnisse. Inhaber der im Herbst 2016 begebenen, am 26. Oktober 2021 fälligen und mit 2,125 % verzinsten 300-Mill.-Euro-Anleihe sollen auf eine künftige Begrenzung der Verschuldung der Tui verzichten und dafür einer Änderung der Anleihebedingungen bis zum 30. September zustimmen. Wie das Unternehmen am Montag mitteilte, ist vom 4. bis 8. September eine Abstimmung ohne Versammlung vorgesehen.Die Tui hatte sich mit der KfW darauf verständigt, eine Ende März gewährte erste Kreditlinie über 1,8 Mrd. Euro um 1,05 Mrd. Euro zu erweitern (vgl. BZ vom 13. August). Voraussetzung für die Inanspruchnahme ist nicht nur der Verzicht der Anleihegläubiger auf eine Begrenzung der Verschuldung der Tui. Der Touristikkonzern aus Hannover, der nach den ersten neun Monaten des Ende September ablaufenden Geschäftsjahres 2019/20 auf einen Verlust von rund 2,3 Mrd. Euro kommt, muss auch eine zunächst über sechs Jahre laufende Wandelanleihe über 150 Mill. Euro an den staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) begeben. Bei vollständiger Wandlung könnte sich daraus aus aktueller Sicht eine Beteiligung des Bundes von bis zu 9 % ergeben.Die an der Londoner Börse notierte Tui-Aktie gab gestern um bis zu 5,6 % auf 297,90 Pence nach. Eine neue Reisewarnung der Bundesregierung für Spanien außer den Kanarischen Inseln sowie Spekulationen über Reisebeschränkungen für weitere Länder infolge steigender Corona-Infektionszahlen drückten gestern die Stimmung der Anleger. Der weltgrößte Touristikkonzern, der alle geplanten Pauschalreisen nach Spanien bis zum 24. August absagte und Kunden Umbuchungen zu anderen Reisezielen anbieten will, bedauerte die Einstufung der gesamten Balearen-Insel Mallorca als Risikogebiet als zu pauschal, da große Teile der bei Deutschen beliebten Insel von der Pandemie nur minimal betroffen seien.Auch andere Reiseunternehmen kritisierten die Beschränkungen. “Sie schadet Mallorca und verunsichert die Verbraucher”, bemängelte Mark Tantz, Geschäftsführer von DER Touristik Deutschland. “Es ist wichtig, dass Urlauber Klarheit über ihre Reisemöglichkeiten haben. Dafür ist es notwendig, dass zwischen differenzierten Reisehinweisen und Reisewarnungen ganz klar unterschieden wird.” Bei DER Touristik gilt der Stopp für das spanische Festland und für Mallorca bis vorerst 21. August. Gäste vor Ort können entscheiden, ob sie frühzeitig die Heimreise antreten oder den Urlaub fortsetzen wollen. Auch die FTI Group lässt Pauschalurlaubern die Wahl, ob sie vorzeitig die Heimreise antreten möchten. Der Veranstalter hat zunächst Reisen nach Mallorca bis zum heutigen Dienstag abgesagt.Die Lufthansa hält unterdessen mit der Tochter Eurowings ihr Mallorca-Angebot von 180 Flügen aus Deutschland pro Woche aufrecht. Es gebe weiterhin genug Nachfrage von Menschen, die reisen wollten oder gar müssten, sagte ein Unternehmenssprecher. Die Kranich-Aktie gab dennoch um 3,7 % auf 8,31 Euro nach und war damit drittgrößter Tagesverlierer im MDax. Auch Aktien anderer Airlines wie der British-Airways-Mutter IAG oder der Billigfluglinie Ryanair büßten ein.