Tui hält Geschäftsmodell für robust

Touristikkonzern bekräftigt Ergebnisziel - UBS: Positive Effekte nach Thomas-Cook-Pleite nur kurzzeitig

Tui hält Geschäftsmodell für robust

Die Pleite von Thomas Cook könnte der Profitabilität von Tui Impulse geben – zumindest kurzzeitig. Der weltgrößte Touristikkonzern weiß aber auch, dass die Kosten im Veranstaltergeschäft sinken müssen. Das Geschäftsmodell, das vor allem auf das Hotel- und Kreuzfahrtengeschäft setzt, hält die Tui für robust.ste Hamburg – Der weltgrößte Touristikkonzern Tui hat nach der Pleite des Konkurrenten Thomas Cook die Robustheit seines vertikalen Geschäftsmodells unterstrichen und die – zuletzt Ende März revidierte – Ergebnisprognose für das am 30. September endende Geschäftsjahr 2018/19 bekräftigt. Zugleich verwies das Unternehmen aus Hannover bei Bekanntgabe der Buchungsentwicklung auf externe Herausforderungen wie das weltweite Flugverbot für Boeing-Maschinen des Typs 737 Max, Überkapazitäten im Flugangebot sowie die mit dem geplanten Brexit verbundene Unsicherheit. Diese würden sich auch im kommenden Geschäftsjahr fortsetzen. Boeing-Flugverbot belastetDas Flugverbot für die Boeing 737 Max, von deren Typ zwei Maschinen verunglückt waren, hatte die Tui nach Frühjahrsbeginn zur zweiten Gewinnwarnung in diesem Geschäftsjahr veranlasst. Der Konzern hatte zunächst von einer Einmalbelastung für das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) von rund 200 Mill. Euro gesprochen in der Annahme, dass Flüge mit diesen Boeing-Maschinen spätestens Mitte Juli wieder stattfinden können. Sollten Ersatzmaßnahmen zur Sicherstellung des Flugbetriebs bis zum Ende der Sommersaison verlängert werden müssen, werde der Rückgang verglichen mit dem rebasierten operativen Vorjahresergebnis von 1,18 Mrd. Euro bei bis zu 26 % anstatt etwa 17 % liegen und der negative Sondereffekt bei 300 Mill. Euro. Der Konzern führt in seiner Flotte von 150 Flugzeugen aktuell 15 Boeing-737-Max-Maschinen. Neue Flaggschiff-HotelmarkeNun erklärte die Tui, dass im ablaufenden Geschäftsjahr mit einem um ungefähr bis zu 26 % sinkenden bereinigten Ebita zu rechnen sei. Die Sommersaison 2019 sei “erfolgreich und gemäß unseren Erwartungen verlaufen”. Im Segment Hotels & Resorts würden dank des diversifizierten Portfolios an Destinationen weiterhin stabile Ergebnisse erreicht, während sich die Nachfrage vom westlichen in den östlichen Mittelmeerraum verlagere. Bis Geschäftsjahresende soll die Zahl der seit dem Zusammenschluss der Tui mit der britischen Reisetochter Tui Travel Ende 2014 realisierten Hotelneueröffnungen bei etwa 70 liegen – über dem selbstgesteckten Ziel von 60 Neueröffnungen. Durch Repositionierung von Häusern aus dem Bestand soll die Marke Tui Blue von 10 auf etwa 100 Hotels erweitert werden. Tui soll zur Flaggschiff-Hotelmarke werden, die Wachstum mit geringem Kapitaleinsatz ermöglicht.Im Kreuzfahrtensegment habe man trotz Erweiterung der Kapazitäten hohe Auslastungen und robuste Raten erreicht, teilte die Tui weiter mit. Die Kreuzfahrtflotte soll 2020 um ein Expeditionsschiff bei Hapag-Lloyd Cruises und in den Folgejahren um weitere Schiffe bei Tui Cruises und Hapag-Lloyd-Cruises ausgebaut werden. Im Segment Zielgebietserlebnisse stellte der Konzern eine starke Steigerung der Gästezahlen im Schlussquartal in Aussicht, die neben organischem Wachstum auf den Erwerb der ehemaligen Hotelbeds-Sparte Destination Management und der italienischen Start-up-Firma Musement zurückzuführen sei.Zum Winterprogramm 2019/20 erklärte die Tui, dieses sei bislang zu rund einem Drittel gebucht, was ungefähr dem Vorjahresniveau entspreche. Die Nachfrage lasse spürbar nach. Die Buchungen stünden im Einklang mit der Kapazitätsreduzierung um 2 %, während die Durchschnittspreise im Vorjahresvergleich um 4 % zugelegt hätten. Zum Flugverbot für die Boeing-737-Max-Maschinen hieß es weiter, verglichen mit dem Sommer seien geringere Kosten für Ersatzflugzeuge zur ausreichenden Absicherung für Spitzenwochenenden im Winterprogramm 2019/20 zu erwarten. Digitaler WandelTui-Vorstandschef Friedrich Joussen unterstrich, in Anbetracht der andauernden externen Herausforderungen werde man sich im Bereich Märkte & Airlines – das Veranstaltergeschäft steht für rund 30 % der Konzernerlöse – darauf fokussieren, “eine wettbewerbsfähigere Kostenbasis zu schaffen, um unseren Marktanteil zu sichern und nach Möglichkeit weiter auszubauen”. Zudem sollen das Geschäft mit Urlaubserlebnissen “selektiv” ausgebaut sowie weitere Skaleneffekte durch die digitalen Plattformen in neuen Märkten und im Segment Zielgebietserlebnisse erzielt werden. Die Tui sei “gut positioniert, ein integriertes, digitales Plattformunternehmen zu werden”, meinte Joussen.Zur Insolvenz von Thomas Cook erklärte die Tui, man bereite unterstützende Maßnahmen vor. Wenn Tui-Kunden auf Flüge von Thomas- Cook-Fluggesellschaften gebucht seien und diese nicht mehr flögen, würden Ersatzflüge angeboten. Welche Konsequenzen die Pleite des Konkurrenten für die Tui hat, ließ die Gesellschaft offen. “Wir prüfen derzeit die kurzfristigen Auswirkungen der Insolvenz von Thomas Cook, unter den gegebenen Umständen, auf die letzte Woche unseres Geschäftsjahres 2019”, so Joussen. Interesse an Teilen des Konkurrenten, etwa der Ferienfluggesellschaft Condor, hat die Tui nach Angaben eines Sprechers nicht angemeldet. Aktie legt zuBei der UBS, die ihre Anlageempfehlung für die Tui-Aktie auf “Neutral” von “Verkaufen” sowie das Kursziel von 740 auf 900 Pence hochstufte, hieß es, die Thomas-Cook-Pleite dürfte zu einer Verbesserung bei Profitabilität und Cash-flow führen. Diese dürfte allerdings nur von kurzer Dauer sein, da in den nächsten 12 bis 24 Monaten wegen niedriger Eintrittsbarrieren mit zunehmenden Kapazitäten im Reisemarkt zu rechnen sei. Nach einem Anstieg um gut 7 % am Vortag legte die Tui-Aktie gestern im Londoner Handel um 4,4 % auf 941 Pence zu.