Tui profitiert von ungehemmter Reiselust
Tui profitiert von ungehemmter Reiselust
Konzern kommt mit Plattformstrategie voran – Preistransparenz schafft Risiken
hei Frankfurt
Nach einem Gewinnsprung von 37% auf 232 Mill. Euro im dritten Geschäftsquartal bekräftigt Tui das Ziel für das im September endende Fiskaljahr, in dem auch das wichtige Sommerquartal nach den Worten von Konzernchef Sebastian Ebel „sehr erfreulich“ läuft. So stiegen die Buchungen für das Sommerprogramm, das Tui nach der Pleite des Konkurrenten FTI stark ausgebaut hat, um 6%, bei um 3% höheren Preisen. Der Manager verwies auf „ein starkes Momentum im Sommer“ und „eine gute Buchungsentwicklung“ auch für den Winter. Der Reisekonzern will sein operatives Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr um „mindestens 25%“ steigern.
Keine Bremsspuren auf Mallorca
Die Anleger glauben offenbar zunehmend, dass das tief gestapelt ist, denn Tui registriert auch keine Bremsspuren durch die Protestbewegungen in Spanien, vor allem auf der von deutschen und englischen Urlaubern stark frequentierten Baleareninsel Mallorca. Eine „Dämpfung“ der Nachfrage nach dem beliebten Reiseziel sei nicht zu erkennen, so Ebel. Allerdings habe Tui „bewusst“ andere Regionen ausgebaut, um ihren Gästen Alternativen zu bieten.
Ausbauen will der Touristikkonzern unterdessen vor allem seine Plattformstrategie, mit der das noch immer stark auf die Pauschalreise fokussierte Unternehmen neue Kundensegmente erschließen und vor allem Konkurrenten wie Booking.com und Airbnb die Stirn bieten will. Chancen sieht Tui unter anderem bei Städtereisen, auch durch Partnerschaften mit Low Cost Carriern wie Easyjet oder Ryanair. Ebel sprach von guten Fortschritten „in der Transformation“, aber zugleich noch „viel Luft nach oben“. Das Management konzentriere sich auf den Cashflow und Verbesserung der Margen.
Margendruck befürchtet
Die Analysten von etoro weisen darauf hin, dass der Trend zu individuellen Urlaubsbuchungen auch Risiken birgt. Insbesondere die beiden genannten Wettbewerber schaffen ein steigendes Angebot und immer mehr Preistransparenz. Dies könnte die Tui zwingen, ihre Preisstrategien anzupassen, was Druck auf die Margen nach sich ziehen würde. Ebel setzt bisher noch auf das große Wachstumspotenzial der Branche, das er für die Tui insbesondere auch in außereuropäischen Märkten sieht. „Wir gehen auch weg von Europa“, betonte er. Allerdings ist die Region nach wie vor das weltweit bevorzugte Reiseziel. Das Marktvolumen wird in diesem Jahr auf 800 Mill. Euro geschätzt.
Kreuzfahrtsparte glänzt
Im zweiten Quartal sticht vor allem die Kreuzfahrtsparte heraus. Sie hat das Ergebnis (bereinigtes Ebit) um rund ein Drittel auf 91 Mill. Euro gesteigert, obwohl auf der Grund der Kriegsaktivitäten im Nahen Osten der Suezkanal nicht für Fahrten nach Fernost genutzt wird, sondern die deutlich längere Route um das Kap der guten Hoffnung. Diese Kostenbelastung habe die Sparte weggesteckt, dank fast 100% Auslastung und um 7% gestiegenen Preisen, erklärte der Vorstand. Die Einheit Hotels & Ressorts steigert das Ergebnis um 16% auf 131 Mill. Euro. Die größte aber ertragsschwache Division Märkte & Airlines hat ihren Gewinn gegenüber Vorjahr auf 16 Mill. Euro mehr als verdoppelt. Der Konzernumsatz kletterte insgesamt um 8,5% und liegt nach neun Monaten um 11,9% vorne bei 12,2 Mrd. Euro.
Die Tui hatte zuletzt die Rückgabe der letzten KfW-Kredittranche, die den Konzern in der Krise gestützt hatte, mithilfe eines Convertible über 487 Mill. Euro in die Wege geleitet. Die von der Pandemie und mehreren Kapitalerhöhungen schwer gebeutelte Tui-Aktie, hinkt mit einem Kursrückgang von rund einem Viertel in diesem Jahr dem breiten Markt noch deutlich hinterher.