Tui und Etihad wollen neue Airline-Gruppe bauen

Touristik-Geschäft von Air Berlin und Tuifly soll zusammenrücken - Details Ende Oktober erwartet

Tui und Etihad wollen neue Airline-Gruppe bauen

Von Lisa Schmelzer, FrankfurtDie Pläne für eine gemeinsame Airline-Gruppe von Air Berlin und der Ferienfluggesellschaft Tuifly, über die seit Wochen spekuliert wird, wurden am Mittwoch offiziell bestätigt. “Dieser Airline-Verbund könnte zu einer Kombination des derzeitigen touristischen Geschäfts der Air-Berlin-Gruppe mit 35 Flugzeugen und der deutschen Tuifly führen”, wurde mitgeteilt. Der Großaktionär der zweitgrößten deutschen Fluglinie, Etihad, ergänzte, das Bündnis werde sich auf Punkt-zu-Punkt-Verkehre zu wichtigen Urlaubszielen fokussieren und von Deutschland, Österreich und der Schweiz aus ein umfassendes Streckennetz bedienen.Die angestrebte Transaktion soll neben der österreichischen Air-Berlin-Tochter Niki auch die 14 Flugzeuge umfassen, die derzeit von Tuifly für Air Berlin im Rahmen einer sogenannten Wet-Lease-Vereinbarung betrieben werden. In den vergangenen Wochen hatte es Spekulationen darüber gegeben, dass der Reisekonzern Tui ein Ende dieses für ihn äußerst lukrativen Geschäfts befürchtet, falls Air Berlin vom Markt verschwinden würde. Zudem schickt Tui einen großen Teil seiner Kunden mit Air Berlin auf Urlaubsreisen, so dass das Touristik-Unternehmen auch deshalb ein großes Interesse am Weiterbestand von Air Berlin haben dürfte. Federführung bei EtihadDie Fluggesellschaft Etihad, die gut 29 % an Air Berlin hält, hat auf Seiten der Berliner die Federführung bei den Gesprächen; Air Berlin kündigte lediglich an, man werde sich an Verhandlungen zwischen dem Großaktionär und der Tui-Gruppe “beteiligen”. Dem Vernehmen nach sitzt der ehemalige Air-Berlin-Finanzchef und jetzige Etihad-Manager Ulf Hüttmeyer mit am Verhandlungstisch, der damals das Wet-Lease-Geschäft zwischen Air Berlin und Tui ausgehandelt hatte. Damals wie heute gemeinsam mit dem Aufsichtsratschef von Tuifly, Henrik Homann. Ziel der Gespräche sei die Einbringung des touristischen Flugbetriebs der Air Berlin Group und der deutschen Tuifly in einen neuen Airline Verbund der Tui AG und der Etihad Aviation Group. Der Airline-Verbund werde durch das Know-how der Etihad Aviation Group unterstützt, dem am schnellsten wachsenden Verbund von Fluggesellschaften weltweit, und profitiere zudem von der hochleistungsfähigen Vertriebskapazität der Tui, heißt es in der Mitteilung von Etihad und Tui.Die geplante Transaktion stehe unter dem Vorbehalt der erfolgreichen Verhandlungen und aller erforderlichen unternehmensinternen sowie behördlichen Genehmigungen, hieß es weiter. Mit weiteren Details, womöglich gar einem Abschluss, wird Ende des Monats gerechnet, der Tui-Aufsichtsrat soll bei seiner Sitzung am 26. Oktober informiert werden.Air Berlin hatte in der vergangenen Woche Pläne für einen Konzernumbau vorgestellt und dabei angekündigt, die Touristiksparte in einen eigenständigen Bereich zu verlagern und “strategische Optionen” dafür zu prüfen. Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft will mit einer Halbierung der Flotte und dem Abbau von 1 200 der 8 600 Arbeitsplätze von 2018 an operativ schwarze Zahlen schreiben. Bis zu 40 Flieger sollen im Rahmen einer Wet-Lease-Vereinbarungen an Lufthansa abgegeben werden (vgl. BZ vom 29. September).Bei den Arbeitnehmern der Fluggesellschaft Tuifly hatten die Spekulationen über ein Zusammenrücken ihrer Gesellschaft mit Air Berlin in den vergangenen Tagen für große Unruhe gesorgt. Wegen vieler kurzfristiger Krankmeldungen hatten sowohl Tuifly als auch Air Berlin über das verlängerte Wochenende mit Verspätungen und Flugausfällen zu kämpfen. Diese Probleme dauerten auch am Mittwoch an.Die Arbeitnehmervertreter der Tuifly haben einen Krisenstab gegründet. In einem Brief des Krisenstabes ist die Rede davon, dass eine österreichische Holding gegründet werden soll, in die die Tui ihre Flugaktivitäten einbringen werde und an der der Reisekonzern mit “weniger als 25 %” beteiligt sein soll. 25 % würde den Angaben zufolge Etihad halten und mindestens 50 % ginge an eine österreichische Stiftung. Die Arbeitnehmervertreter befürchten, dass bei einem Zusammenschluss versucht würde, die Tarifstrukturen der Tuifly an die der “niedrig tarifierten” Air-Berlin-Tochter Niki anzugleichen.Ein Tui-Sprecher betonte, es werde kein Gemeinschaftsunternehmen mit Niki geben, Tuifly bleibe in der bisherigen Struktur, inklusive der Tarifstruktur, bestehen. Vielmehr wolle man von den Skaleneffekten einer auf rund 60 Flieger verdoppelten Flotte profitieren.