Tui und Tui Travel gehen auf Aktionäre zu

Bei Zusammenschluss winken mehr Synergien und höhere Dividende - Abstimmungen Ende Oktober

Tui und Tui Travel gehen auf Aktionäre zu

ste Hamburg – Nach dem Ende Juni verkündeten Plan, sich zum weltweit führenden integrierten Touristikkonzern zusammenzuschließen, bemühen sich die Tui AG aus Hannover und ihre britische Tochter Tui Travel plc vor den für Ende Oktober anberaumten außerordentlichen Hauptversammlungen um ein möglichst attraktives Erscheinungsbild. Beide Unternehmen stellen neben Steuereinsparungen von 35 Mill. Euro nunmehr mindestens 65 Mill. Euro jährlich mögliche Synergien und Kostensenkungen in Aussicht, die um 20 Mill. Euro höher ausfallen sollen als zunächst avisiert. Zudem kündigen sie den Aktionären der “neuen Tui” eine “deutlich” attraktivere Dividende an. Ausschüttungspolitik und Dividendenhöhe sollen sich an der heutigen Tui Travel plc orientieren. Für das aktuelle Geschäftsjahr 2013/14 (30. September) gehe Tui Travel davon aus, noch vor Vollzug des Zusammenschlusses eine weitere Zwischendividende von 20,5 Pence anzukündigen, hieß es gestern. Tui plane, der Hauptversammlung im Februar eine um 18 Cent auf 33 Cent je Aktie erhöhte Dividende vorzuschlagen.Derzeit ist Tui mit 54,5 % an dem Reiseveranstalter beteiligt. Die Anteile an Tui Travel von 45,5 %, die Tui nicht gehören, werden mit knapp 2 Mrd. Pfund bewertet. Als sichere Sache gilt der Zusammenschluss nicht, der ohne eine Prämienzahlung nur über die Ausgabe von Aktien der AG an die Minderheitsaktionäre der Briten vorgesehen ist. Analysten der Berenberg Bank erklärten am Montag, der Ausgang sei ungewiss, da ein kleiner Teil (11,5 %) der Tui-Travel-Aktionäre für ein Veto ausreiche. Tui-Aktien lägen 13 % unter dem Niveau bei Ankündigung der Pläne am 27. Juni, der Tui-Travel-Kurs sei im gleichen Zeitraum um 10,5 % gesunken. Gestern legten die im MDax gelisteten Tui-Aktien um 0,3 % auf 11,05 Euro zu, die im FTSE 100 geführten Tui Travel verteuerten sich um 1,6 % auf 365,70 Pence.An den Fusionskonditionen wurde in den Verhandlungen, die nun mit einer verbindlichen Vereinbarung fristgerecht zum Abschluss kamen, nichts geändert. Die heutigen Tui-Travel-Minderheitsaktionäre sollen wie im Juni angekündigt für jeden gehaltenen Anteilschein 0,399 Aktien der Tui AG erhalten. Der Wert der gesamten Transaktion wird auf rund 3 Mrd. Euro taxiert. Auf Basis des Schlusskurses vom 10. September beliefe sich die Marktkapitalisierung des neuen Konzerns auf 6,5 Mrd. Euro.Die “neue Tui” soll – ebenfalls unverändert – als AG mit dualer Führungs- und Kontrollstruktur weitergeführt werden und ihren Sitz in Deutschland haben. Der erweiterte Vorstand soll aus den drei Tui-Vorstandsmitgliedern Friedrich Joussen, Horst Baier und Sebastian Ebel sowie aus den Tui-Travel-Vorstandsmitgliedern Peter Long, Johan Lundgren und William Waggot bestehen. Bis Februar 2016 sollen Joussen und Long den Konzern als Co-Vorstandsvorsitzende führen, ehe Joussen alleiniger Vorstandschef und Long als Aufsichtsratsvorsitzender Nachfolger des derzeitigen Tui-Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Mangold wird. Die Zahl der Aufsichtsratsmitglieder wird den Plänen zufolge auf 20 von 16 steigen.Nach dem Zusammenschluss soll die “neue Tui” an der Londoner Börse notiert werden. Eine Aufnahme in den Blue-Chip-Index FTSE 100 wird angestrebt. Der Zulassungsausschuss habe mitgeteilt, dass die Tui AG zum Zweck der Aufnahme in den FTSE-Index wie ein britisches Unternehmen einzustufen sei. In Deutschland strebt die Tui nach der Fusion einen Wechsel des Börsensegments an; Ziel ist der Freiverkehrshandel der Frankfurter Börse.Der neue Konzern plant, das Hotelportfolio von über 230 Hotels und Resorts auszubauen, Zusätzlich zur bereits angekündigten Erweiterung um rund 30 Hotels bei Riu und Robinson sollen 30 weitere Häuser entstehen. Die “Mein Schiff”-Kreuzfahrtflotte soll ferner bis 2017 auf sechs Schiffe wachsen, verbunden mit der Option auf zwei weitere. Zusammen mit der Luxusflotte von Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten kommt die Tui-Flotte dann auf zwölf Schiffe.