Tui will wettbewerbsfähiger werden
Nach dem lang ersehnten Zusammenschluss mit Tui Travel fordern Aktionäre von Tui, den Rückenwind der Fusion zu nutzen und wieder zu einem Wachstumsunternehmen zu werden. Der Kapitalmarkt erwarte nach der Pflicht auch die Kür.ste Hamburg – Nach dem im Dezember vollzogenen Zusammenschluss mit der britischen Reisetochter Tui Travel geht der Touristikkonzern Tui die Bereinigung seiner Unternehmensstrukturen an. Die Barrieren seien weggeräumt, erklärte Konzern-Co-Chef Friedrich Joussen vor 1 720 Aktionären auf der Hauptversammlung in Hannover. “Jetzt können und werden wir handeln.”Dazu soll im Kreuzfahrtengeschäft die fünf Schiffe umfassende Flotte der im britischen Markt tätigen Thomson Cruises nicht nur modernisiert, die Marke soll auch näher an die Tui Cruises herangeführt werden. Mit dem geplanten Ausbau der gesamten Flotte auf 15 Schiffe – die auf Exklusivreisen spezialisierte dritte Konzernmarke Hapag-Lloyd Kreuzfahrten soll nach dem Erwerb der “Europa 2” im Januar und der Beendigung des Chartervertrags im laufenden Geschäftsjahr 2014/2015 (30. September) aus der Verlustzone kommen – werde Tui zu einer der führenden Kreuzfahrtgesellschaften in Europa, sagte Joussen.Die Kräfte bündeln will der Konzern auch im Flugreisengeschäft. Um langfristig wettbewerbsfähig zu sein und über Landesgrenzen hinweg Skaleneffekte zu nutzen, sollen die von fünf Gesellschaften geführten 140 Mittel- und Langstreckenflugzeuge zusammengeführt werden. “Mit 140 Flugzeugen in einer Airline wären wir derzeitig in Europa die Nummer 7 und damit wesentlich wettbewerbsfähiger als heute”, erklärte Joussen. Im Detail sollen die Pläne im Mai vorgestellt werden.Vereinen will Tui auch die konzernweit mehr als 30 Rechenzentren in zwei Zentren am Konzernsitz Hannover. Im IT-Bereich will sich das Unternehmen zudem auf wenige große strategische Projekte konzentrieren, die dann in allen Märkten genutzt werden sollen. Mit dem Start einer neuen Buchungsplattform in Spanien habe man die Verzahnung von Online- und stationärem Vertrieb weiter vorangetrieben.Aktionärsvertreter Ingo Speich, Portfoliomanager der Fondsgesellschaft Union Investment, mahnte in der Hauptversammlung, Tui müsse aufpassen, im Zuge der Integrations- und Restrukturierungsbemühungen nicht wichtige Entwicklungen zu verpassen. Das lukrative Geschäft mit Pauschalreisen sei bedroht durch Online-Anbieter, die Buchbranche könne hier als Menetekel dienen, sagte Speich, der sich angesichts der Pläne für eine Effizienzsteigerung auch für eine Verkleinerung des im Zuge der Fusion um vier auf 20 Mitglieder ausgeweiteten Aufsichtsrats aussprach. Alexander von Vietinghoff-Scheel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) äußerte Zweifel an der Online-Strategie des Konzerns. Hotelportale wie Booking.com oder Trivago jagten den klassischen Reiseveranstaltern zunehmend Kunden ab.Dank guter Geschäfte in der Hotel- und Kreuzfahrtsparte verringerte Tui im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres den saisonüblichen operativen Verlust (bereinigtes Ebita) auf 107,9 Mill. von 141 Millionen Euro. Dazu trug auch ein Buchgewinn von 16 Mill. Euro aus dem Verkauf eines Riu-Hotels bei. Der Konzern bekräftigte die Prognose einer Steigerung des bereinigten Ebita im Gesamtjahr um 10 % bis 15 %.Analysten bewerteten den Quartalsausweis positiv, die inzwischen an der Londoner Börse notierte Tui-Aktie gab gestern aber um 0,6 % nach. Bei einer Präsenz von 59,7 (i.V. 70,6) % des Grundkapitals nahmen die Aktionäre den Vorschlag einer auf 33 (15) Cent je Aktie verdoppelten Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr an.