Twitter verspricht mehr Anwender
Der Kurznachrichtendienst Twitter hat den Umsatz im vierten Quartal trotz deutlich gebremsten Anwenderwachstums erneut knapp verdoppelt. Zugleich wurde der in der Vorjahresperiode vom Börsengang getriebene Verlust um gut drei Viertel reduziert. CEO Dick Costolo versprach, dem Anwenderwachstum wieder mehr Aufmerksamkeit zu widmen und trieb so den Aktienkurs um mehr als 17%.scd New York – Das Nutzerwachstum beim Kurznachrichtendienst Twitter ist im vierten Quartal quasi zum erliegen gekommen. Weltweit kamen nur noch vier Millionen monatlich aktive Anwender (MAA) hinzu – im umsatzstärksten Markt USA stagnierte deren Zahl sogar. In den drei Quartalen zuvor waren durchschnittlich mehr als 14 Millionen neue MAA gezählt worden. Noch schwächer als das Anwenderwachstum fiel indes der Anstieg der Timeline-Ansichten aus. Diese stiegen nur noch marginal, so dass die Timeline-Ansichten je Nutzer im Vergleich zum dritten Quartal nun bereits das zweite Quartal in Folge rückläufig waren. Twitter führt die Schwäche im Schlussvierteljahr auf die Einführung von Apples neuem iPhone-Betriebssystem zurück. Integrationsprobleme hätten das Unternehmen 4 Millionen Anwender gekostet. Besserung gelobtCEO Dick Costollo, der praktisch seit dem Börsengang im November 2013 in der Kritik steht, gelobte bei der Zahlenvorlage allerdings schnelle Besserung. Für die Monate Januar bis März kündigte er einen Zuwachs um 13 bis 16 Millionen Anwender an. Dazu sollen vor allem Partnerschaften mit anderen Onlinediensten beitragen. Vor einigen Tagen erst hatte Costollo erklärt, dass besonders beliebte Tweets künftig über den beliebten Nachrichten-Sammeldienst Flipboard weiterverbreitet werden. Zudem wurde eine Einigung mit Google erzielt, Tweets künftig wieder in den Ergebnissen des Onlinesuchdienstes anzuzeigen.In Zukunft sollen zusätzliche Vernetzungen des Twitter-Angebots auf den Seiten anderer Anbieter die Präsenz im Internet und die Werbeeinnahmen wachsen lassen. Letztere sprudeln allerdings auch ohne Anwenderzuwachs immer mehr. Im abgelaufenen Quartal hat sich der Werbeumsatz zur Vorjahresperiode auf 432 Mill. Dollar nahezu verdoppelt. Auch der Konzernumsatz insgesamt stieg nahezu um den Faktor zwei auf 479 Mill. Dollar. Im wesentlichen war dies getrieben von einem Anstieg der Erlöse je 1 000 Timeline-Ansichten, die in den USA von 3,80 auf 5,65 Dollar anzogen, während sie international von 0,60 auf 1,16 Dollar zulegten. Der Umsatzzuwachs lässt auch die Chance auf schwarze Zahlen näher rücken. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen hat sich auf 141 Mill. Dollar mehr als verdreifacht. Der Nettoverlust von 125,4 Mill. Dollar war zudem der niedrigste seit dem dritten Quartal 2013 – der letzten Periode vor dem Börsengang. Um Sondereffekte bereinigt blieb dem Facebook-Rivalen ein Gewinn von 12 Cent je Aktie. Von Bloomberg befragte Marktbeobachter hatten nur mit halb so viel bereinigtem Gewinn gerechnet.Die Twitter-Aktie, die seit Jahresbeginn schon zuvor weit stärker gestiegen war als der US-Leitindex S & P 500, schoss am Freitag um weitere 17,3 % auf 48,40 Dollar nach oben. Damit sind die Titel nach kräftigen Kursverlusten Ende des abgelaufenen Jahres wieder so teuer wie zuletzt im Oktober 2014.