Überhaupt keine Lust auf Börsengang
Von Stefan Paravicini, Frankfurt”Wenn ich noch ein Leben hätte, würde ich meine Firma nicht an die Börse bringen”, sagte Alibaba-Gründer Jack Ma vor zwei Wochen im Gespräch mit dem “Wall Street Journal” (WSJ). Eine erstaunliche Aussage, hatte der chinesische Internetkonzern beim bisher größten Börsengang überhaupt vor neun Monaten doch knapp 25 Mrd. Dollar für die Expansion des Geschäfts eingestrichen und Ma nebenbei zum Milliardär gemacht. Allerdings muss das “Krokodil vom Jangtse”, wie sich Ma einmal selbst bezeichnet hat, seither viel Zeit in die Kommunikation mit institutionellen Investoren stecken. “Das Leben ist hart, wenn man einen IPO wagt”, sagt Ma deshalb heute.Besonders hart ist es für Ma vielleicht darum, weil andere Technologie-Start-ups derzeit auch abseits der Börse scheinbar mühelos Milliarden einsammeln. Der US-Fahrdienstvermittler Uber, der übrigens Alibabas vergleichbaren Dienst in China angreifen will, hat von einem Bankenkonsortium unter Führung von Morgan Stanley gerade eine Kreditlinie von 2 Mrd. Dollar erhalten. Mit dabei sind nach Angaben des WSJ Bank of America, Barclays, Citigroup, Deutsche Bank, Goldman Sachs, HSBC, J.P. Morgan Chase und Suntrust Banks. Gestern meldete Bloomberg, dass die Investmentfirma Hillhouse Capital Management Wandelanleihen von Uber kaufen möchte. Bereits zu Jahresbeginn hatte Goldman Sachs für 1,6 Mrd. Dollar Wandelanleihen des bei Taxiverbänden und Aufsichtsbehörden rund um den Globus umstrittenen Start-up im Auftrag der eigenen Wealth-Management-Kunden gekauft.Insgesamt verfügt Uber mittlerweile über 10 Mrd. Dollar von Investoren und Banken. In einer laufenden Finanzierungsrunde will das Unternehmen weitere 1,5 Mrd. Dollar zu einer Bewertung von 50 Mrd. Dollar einsammeln. Weniger als sechs Jahre nach der ersten Finanzierung wäre Uber damit mehr wert als das soziale Netzwerk Facebook zu diesem Zeitpunkt (siehe Grafik). Auf den Spuren von FacebookBei Facebook dauerte es nach Erreichen der 50-Mrd.-Dollar-Schwelle noch etwas mehr als ein Jahr bis zum IPO, wobei die auf Plattformen wie Sharespost privat gehandelten Anteile kurz vor dem IPO zu einer Bewertung von mehr als dem Doppelten gehandelt wurden. Uber könnte sich nach Lage der Dinge länger Zeit lassen, scheinen die im privaten Markt bereitstehenden Mittel für die App doch unbegrenzt zu sein. Die eben eingeräumte Kreditlinie hat das doppelte Volumen dessen, was das Unternehmen ursprünglich angestrebt hatte. Auch die jüngste Finanzierungsrunde im Dezember weitete Uber wegen des riesigen Interesses von Investoren aus. Die Reue von Jack Ma wird Uber-Gründer Travis Kalanick außerdem eine Lehre sein, mit einem IPO nichts zu überstürzen.