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Übernahmen und Fusionen warten noch auf Trump-Effekt

Von Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 28.11.2017 Als Donald Trump vor etwas mehr als einem Jahr die US-Präsidentschaftswahl für sich entscheiden konnte, machten sich Investmentbanken an der Wall Street Hoffnungen, dass der...

Übernahmen und Fusionen warten noch auf Trump-Effekt

Von Stefan Paravicini, New YorkAls Donald Trump vor etwas mehr als einem Jahr die US-Präsidentschaftswahl für sich entscheiden konnte, machten sich Investmentbanken an der Wall Street Hoffnungen, dass der Immobilienunternehmer im Weißen Haus mit seinen Plänen für die künftige Wirtschaftspolitik auch dem Geschäft mit Firmenübernahmen und Fusionen neue Impulse geben würde. Die Senkung von Unternehmenssteuern, Deregulierungspläne und die Repatriierung von im Ausland erzielten Milliardengewinnen der US-Konzerne sollten das Geschäft mit der M-&-A-Beratung nach einem bereits sehr umtriebigen Jahr 2016 noch einmal ankurbeln. Ein pragmatischer Umgang der Wettbewerbsbehörden mit Megadeals sollte auch die zuletzt leicht rückläufigen Megaübernahmen mit einem Volumen von mehr als 10 Mrd. Dollar wieder in Mode bringen, lauteten in etwa die Erwartungen.Etwas mehr als ein Jahr nach der Wahl ist ein Trump-Effekt wie an den Finanzmärkten bei M & A noch nicht auszumachen Im Vergleich zu den zwölf Monaten bis zur Wahl hat sich das M-&-A-Volumen in den zwölf Monaten nach der Wahl in den USA rückläufig entwickelt. Mit insgesamt 12 900 Deals zu einem Wert von rund 1,35 Bill. Dollar bewegt sich die M-&-A-Aktivität nach Angaben von Thomson Reuters dennoch im Bereich von Superlativen, die Trump ja in jeder Hinsicht wichtig sind.Unter keinem von Trumps Vorgängern erreichte die M-&-A-Tätigkeit in den ersten zwölf Monaten einer Präsidentschaft auch nur annähernd so hohe Werte. Mit 14 Transaktionen im Wert von mehr als 10 Mrd. Dollar lässt Trump auch in dieser Hinsicht seine Peergroup hinter sich. Im Jahr nach der Wahl von Barack Obama wurden nur elf Megaübernahmen eingefädelt, während George W. Bush im ersten Jahr seiner Amtszeit acht Deals mit einem zweistelligen Milliardenwert unterkamen.Auch bei grenzüberschreitenden Deals lieferten die vergangenen zwölf Monate nach Angaben von Thomson Reuters Bestmarken für ein Nachwahljahr. Das Volumen von US-Übernahmen im Ausland erreichte knapp 332 Mrd. Dollar. Die Zahl der Deals von ausländischen Investoren in den USA kletterte demnach auf stattliche 2 693. Megadeals in der SchwebeEine Reihe von Megaübernahmen, an oberster Stelle die mehr als 100 Mrd. Dollar schwere Offerte des Halbleiterherstellers Broadcom für den Konkurrenten Qualcomm, sind noch in der Schwebe (siehe Tabelle). Mit dem gerade ergangenen Einspruch gegen die Megafusion des Telekomkonzerns AT&T mit Time Warner haben die Kartellwächter der US-Regierung allerdings selbst dafür gesorgt, dass US-Managern trotz der Euphorie an den Aktienmärkten die Lust auf große Deals erst einmal vergangen sein dürfte. Die Vorbehalte gegen die Übernahme sind auch deshalb bemerkenswert, weil es bei AT&T und Time Warner nicht um direkte Konkurrenten und also keinen horizontalen Zusammenschluss wie etwa die im Sommer eingedampfte Fusion von Walgreens Boots Alliance mit Rite Aid Group geht.Vertikale Übernahmen sind bisher nur in wenigen Fällen auf den Einspruch der US-Kartellwächter gestoßen. Sollte der Widerstand gegen AT&T und Time Warner nicht durch den Clinch von Donald Trump mit dem Nachrichtensender CNN begründet sein, um den es als Teil von Turner Media und damit Time Warner in dem Deal auch geht, könnte es sich um eine grundsätzliche Neubewertung von vertikalen Zusammenschlüssen handeln. Das dürfte auch Bayer beschäftigen, die kurz vor dem Abschluss der 66 Mrd. Dollar schweren Übernahme von Monsanto steht, und CVS Health ins Grübeln bringen, sollte der Drogeriehändler tatsächlich an einem 66 Mrd. Dollar schweren Kauf des Krankenversicherers Aetna arbeiten.