Ubisoft muss Reißleine ziehen

Mehrere Führungskräfte gehen - Vorwürfe wegen sexueller Belästigung und Mobbing

Ubisoft muss Reißleine ziehen

wü Paris – Der französische Videospielehersteller Ubisoft Entertainment ist von Investoren am Montag an der Börse von Paris abgestraft worden, nachdem mehrere Top-Manager im Zusammenhang mit einer Affäre um sexuelle Belästigung und Mobbing am Wochenende das Unternehmen verlassen haben. Zudem hatte Ubisoft am Sonntag mit einer Vorstellung von Spieleneuheiten nicht überzeugt. Die Aktie gab am Montag um 5 % nach. Gerüchte über sexuelle Belästigungen in der als Männerdomäne geltenden Branche hatten bereits seit einigen Monaten die Runde gemacht.Nach entsprechenden Enthüllungen von früheren Mitarbeitern und noch immer angestellten Beschäftigten Mitte Juni hatte Ubisoft erste personelle Konsequenzen gezogen. Dennoch geriet der Videospielehersteller immer mehr unter Druck, so dass Unternehmenschef Yves Guillemot am Wochenende die Reißleine zog. Sowohl seine bisherige Nummer 2, Kreativchef Serge Hascoët, als auch Personalchefin Cécile Cornet, Kanada-Chef Yannis Mallat und mehrere wichtige Spieleentwickler nahmen ihren Hut. Hascoët war mehr als zwei Jahrzehnte lang Kreativchef von Ubisoft.Yves Guillemot will nun übergangsweise selber als Kreativchef agieren und in dieser Zeit persönlich über eine komplette Neuordnung der Art der Zusammenarbeit der Kreativteams wachen. Die Veränderungen in der Führungsetage sollen zu einer “Verbesserung der Unternehmenskultur” führen, erklärte Ubisoft. Der Unternehmenschef hatte den Videospielespezialisten 1986 zusammen mit seinen Brüdern Michel, Claude, Gérard und Christian gegründet. Zu den größten Erfolgen gehören Spiele wie Rayman, Prince of Persia, Tom Clancy, Assassin’s Creed und Driver. “Toxisches Verhalten”Die bretonische Familie, die 13 % des Ubisoft-Kapitals hält, hatte in den letzten Jahren auch für Schlagzeilen gesorgt, weil Vivendi bei Ubisoft und dem ebenfalls von den Brüdern gegründeten Spezialisten für Smartphone-Spiele Gameloft eingestiegen war. Nach einem feindlichen Übernahmeangebot des Medienkonzerns gaben sie ihre Beteiligung an Gameloft 2016 auf. Bei Ubisoft wiederum stieg Vivendi im März letzten Jahres endgültig aus. “Ubisoft war nicht in der Lage, seinen Mitarbeitern eine sichere und integrative Arbeitsumgebung zu garantieren. Dies ist nicht akzeptabel”, erklärte Firmenchef Guillemot nun. Jede Art von “toxischem Verhalten” stehe im Widerspruch zu den Werten des Unternehmens, das neben Activision Blizzard, Electronic Arts und Take-Two Interactive von der Börsenkapitalisierung her zu den vier Größten der Branche gehört und 20 000 Mitarbeiter beschäftigt.