Ukraine-Konflikt bringt Uniper in die Bredouille
ab Köln
Der Kraftwerkskonzern Uniper sieht sich im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt unkalkulierbaren Risiken gegenüber. „Die Situation an der russisch-ukrainischen Grenze lässt uns zutiefst verunsichert zurück“, sagte Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach bei der Bilanzvorlage. Dabei zeigte der Manager gleich vier Bereiche auf, in denen das Unternehmen in Mitleidenschaft gezogen werden könnte.
Das finanziell größte Risiko dürfte im (vorläufigen) Aus für die Gaspipeline Nord Stream 2 liegen. Uniper versteht sich in dem Projekt zwar nur als Finanzinvestor, doch stehen in Summe etwa 1 Mrd. Euro im Feuer. Die Auswirkungen der Entscheidung der Bundesregierung, den laufenden Zertifizierungsprozess bis auf Weiteres auf Eis zu legen, würden derzeit geprüft, Wertminderungen seien nicht auszuschließen.
Bisher keine Wertkorrektur
Bislang hat der Kraftwerksbetreiber, der mehrheitlich zur finnischen Fortum gehört, keine Wertkorrekturen an seinen Forderungen gegenüber der Projektgesellschaft vorgenommen. Uniper hat ein Darlehen von mehr als 700 Mill. Euro ausstehen, zuzüglich Zinsen. Inwieweit Impairments vorzunehmen seien, hänge von der Prognose für den weiteren Projektverlauf ab, sagte Maubach. Bei der Frage, ob Uniper den Klageweg beschreite, sollte die Pipeline endgültig gestoppt werden, und gegen wen sich eine etwaige Klage richte, wich Maubach aus: „Wenn jemand Rechtsmittel einlegen kann, dann ist es die Projektgesellschaft und nicht wir als Finanzinvestor.“
Während sich der Uniper-Chef im Analysten-Call zuversichtlich zeigte, dass die Pipeline am Ende in Betrieb geht, rechnet Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler inzwischen mit einer Vollabschreibung des Engagements. Die Aktie stufte der Analyst von „Buy“ auf „Sell“ zurück. Der MDax-Wert gab in der Spitze um 12,6 % nach.
Doch nicht nur im Zusammenhang mit der Gaspipeline gibt es für Uniper Risiken. Denn die Eskalation könne auch zu hoher Preisvolatilität führen, was für Uniper einen erhöhten Liquiditätsbedarf nach sich ziehen könne. Erst Anfang des Jahres hatte sich Uniper neue Kreditlinien in Höhe von 10 Mrd. Euro besorgt. Damit sei Uniper für alle möglichen Preisszenarien gut gewappnet, sagte Maubach.
Nichts ist auszuschließen
Zugleich wies der Manager darauf hin, dass mögliche Unterbrechungen der russischen Gaslieferungen für Uniper bedeuten könnten, Gas zu höheren Marktpreisen zu beschaffen, um die eigenen Lieferverträge zu erfüllen. Nach Analystenangaben hat Uniper mehr als die Hälfte der langfristigen Erdgas-Liefervereinbarungen mit Russland geschlossen. Das Risiko, dass die russische Tochtergesellschaft Unipro von Sanktionen gegen russische Geschäftspartner beeinträchtigt werde, stuft Maubach gegenwärtig als unwahrscheinlich ein. Aber: „Wir können keines dieser Risiken ausschließen“, bekannte Maubach Farbe und versicherte, Maßnahmen zur Schadensbegrenzung zu prüfen.
Mit Verweis auf den Liquiditätsbedarf und Investitionsvorhaben hatte Uniper am Montag angekündigt, die Dividende für den abgelaufenen Turnus auf schmale 0,07 (i.V. 1,37) Euro zu kürzen. Dabei signalisierte Maubach Bereitschaft, in Deutschland in 2 Gigawatt an Gaskapazität zu investieren. Dafür müsste die Politik jedoch attraktive Rahmenbedingungen schaffen.
Uniper | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 163 979 | 50 968 |
Bereinigtes Ebitda | 1 856 | 1 657 |
Bereinigtes Ebit | 1 187 | 998 |
Ebit | – 4 876 | 608 |
Finanzergebnis | 262 | – 67 |
Konzernergebnis | – 4 106 | 402 |
Ber. Konzernergebnis | 906 | 774 |
Operativer Cashflow | 3 621 | 1 241 |
Ergebnis/Aktie (Euro) | – 11,39 | 1,08 |
Dividende/Aktie (Euro) | 0,07 | 1,37 |
Wirtschaftliche Schulden | 324 | 3 050 |
Börsen-Zeitung |