Ukraine-Krieg füllt Rheinmetall die Kasse
Ukraine-Krieg füllt Rheinmetall die Kasse
Rüstungskonzern erwartet dank steigender Verteidigungsbudgets eine Umsatzverdoppelung bis 2026 – Aktienkurs erreicht Rekordhoch
cru Frankfurt
Der optimistische Ausblick von Rheinmetall hat am Dienstag den Kurs der Aktien des Rüstungskonzerns allmählich in Richtung der bisher noch nie erreichten Marke von 300 Euro steigen lassen. Das Unternehmen aus Düsseldorf erwartet nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine bis 2026 nahezu eine Umsatzverdoppelung angesichts steigender Verteidigungsbudgets und der Aufrüstung der Nato-Staaten. Die Erlöse sollen 13 Mrd. bis 14 Mrd. Euro erreichen – nach rund 7,5 Mrd. Euro im Jahr 2023, wie das Unternehmen am Dienstag anlässlich einer Investorenveranstaltung in Unterlüß mitteilte. Rund 45% des kalkulierten Umsatzes für 2026 seien bereits als Aufträge in den Büchern. Für die Luftabwehrsysteme der von europäischen Staaten geplanten European Sky Shield Initiative (ESSI) schätzt Konzernchef Armin Papperger das mögliche Ordervolumen auf bis zu 5 Mrd. Euro. Auch von der Beschaffung des US-amerikanischen Kampfjets F-35 von Lockheed Martin, die mehrere Staaten ins Auge gefasst haben, erhofft sich Rheinmetall als Technologiepartner gute Geschäfte.
Rheinmetall will zudem bis 2026 auch profitabler werden als bislang erwartet. Die operative Ergebnismarge soll 15% übersteigen, hieß es in einer Präsentation. Analysten rechnen bislang im Mittel ihrer Annahmen mit knapp 14%. Im laufenden Jahr soll die Marge bei 12% liegen und 2025 bei 13%. Man liege voll auf Kurs, diese Ziele zu erreichen, hieß es in der Präsentation. Die Cash-Conversion-Rate – also das Verhältnis von Barmittelzufluss zum Nettogewinn – soll oberhalb 50% liegen, erklärte CEO Papperger.
Marge soll 15 Prozent übertreffen
Der Kurs der im Dax enthaltenen Rheinmetall-Aktie kletterte daraufhin am Nachmittag um zeitweise 4,1% auf 290,60 Euro. Der Börsenwert des Unternehmens, das unter anderem die Kanone des Kampfpanzers Leopard II herstellt, hat sich damit seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 mehr als verdoppelt auf 12,6 Mrd. Euro. Größter einzelner Aktionär ist mit nur 5,1% die Investmentgesellschaft Wellington Management.
Was Rheinmetall so optimistisch stimmt, ist der seit Beginn des Ukraine-Kriegs stark beschleunigte Anstieg der Rüstungsausgaben. In den Jahren zwischen 2014 und 2022 hatte sich das Plus der Verteidigungsbudgets der Nato-Staaten im Mittel bei 2,5% bewegt. Im Jahr 2023 dagegen zeigt sich ein Sprung nach oben um mehr als 8%, wie aus der Präsentation zum Investorentag hervorgeht.
Gefragt sind Kriegsschiffe, Fahrzeuge und Panzer, Flugzeuge und Munition, aber auch Netzwerksysteme und Schutzkleidung. „Rheinmetall wird gebraucht, wenn es darum geht, den dramatisch gestiegenen Bedarf vieler Länder an militärischer Ausrüstung zu decken“, hatte Papperger kürzlich gesagt. Die im Rüstungsgeschäft engagierten Sparten um die Division Weapon and Ammunition erwarten 2026 allein einen Umsatz von 11 Mrd. Euro. Der Anteil Deutschlands an den Erlösen steigt von 34% auf 36%. Nur 2,5 Mrd. bis 3 Mrd. Euro oder 20% vom Umsatz entfallen 2026 noch auf die Autosparte Power Solutions.Das operative Margenziel werde in den Rüstungssparten bei 17% oder darüber liegen. In der Sparte Power Solutions, die samt dem Kleinkolbengeschäft vor dem Verkauf steht, sollen es mehr als 9% Marge sein. Prall gefüllte Orderbücher stützten die Wachstumsziele. Zulegen will Rheinmetall in den USA, die bald ein „neuer Heimatmarkt“ würden. Rheinmetall will dort einen Nachfolger des US-Schützenpanzers Bradley ausliefern.
Orderbücher prall gefüllt
Rheinmetall will angesichts des Kriegs in der Ukraine bis 2026 jedes Jahr im Durchschnitt um 20% wachsen. Analysten zeigen sich positiv überrascht von den neuen Zielen des Rüstungskonzerns. Der Kurs legte um zeitweise 6% auf ein Rekordhoch von 295 Euro zu und ließ damit die übrigen Dax-Werte hinter sich.